Trotz stetiger Bedrohungen: Schwuler Pfarrer kommt zum CSD Köln
«Ziel ist es, uns mundtot zu machen und uns unsichtbar erscheinen zu lassen. Aber das sind wir nicht, wir gehören dazu»
Der offen schwule Pfarrer Tim Lahr wird immer wieder aufs Schwerste bedroht. Trotzdem steckt er nicht zurück.
Der evangelische Pfarrer trägt weisse Sneakers über einem locker sitzenden Talar. Er hält Gottesdienste, die traditionelle Christ*innen vielleicht stutzen lassen, möchte mit queerer Bibelauslegung neue Zugänge zum Glauben schaffen. Doch was Tim Lahr täglich leistet, gefällt nicht allen. Immer wieder wird der 33-Jährige Kölner bedroht (MANNSCHAFT berichtete).
«Ich habe von Anfang an natürlich auch Gegenwind bekommen. Ich erhalte viele Hasskommentare unter meinen Beiträgen auf Instagram. Manchmal sind das dann auch Drohungen, die ich zur Anzeige bringen muss. Beispielsweise schrieb mir jemand: ‚Wenn du nach Berlin kommst, schlage ich dich behindert», berichtete Lahr jüngst beim Express.
Bekannt wurde der Pfarrer, als er während des ersten Corona-Lockdowns seinen Alltag in kurzen Videos dokumentierte. Ein Video, in dem er in der leeren Kirche tanzte, ging viral. Er sammelte immer mehr Fans, ohne sein Queersein zu verstecken.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Tim Lahr l Ev. Pfarrer (@amen_aber_sexy)
In der Folgezeit engagierte sich Lahr immer weiter für die LGBTIQ Community. Er rief die Partyreihe «Queer as hell» ins Leben, es entstand ein queerer Kirchenchor, regelmässige queere Kirchentreffs und es gab Auftritte von Drag Queens bei Weihnachtsgottesdiensten.
Trotz des nicht abebenden Gegenwinds hat er sich jetzt zudem entschieden, an der Kölner CSD-Parade am 21. Juli 2024 teilzunehmen. «Das Ziel dieser Menschen ist es, uns als queere Community mundtot zu machen und uns unsichtbar erscheinen zu lassen. Aber das sind wir nicht, wir gehören dazu, auch in der Kirche. Ich lasse mich nicht einschüchtern.»
Die katholische Kirche hat in der Erklärung «Dignitas infinita» Leihmutterschaft und Geschlechtsanpassungen gegeisselt. Die Organisation #OutInChurch sieht in der Schrift den nächsten Schritt der Diskriminierung (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
«Wir stehen unter Beschuss!» Neue Gewalt gegen Berliner Queers
Es gab an diesem Wochenende mehrere queerfeindliche Vorfälle in Berlin, in Prenzlauer Berg und in Schöneberg.
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
Schweiz
Roman Heggli verlässt Pink Cross: «Dürfen uns nicht spalten lassen»
Acht Jahre lang war Roman Heggli das Gesicht von Pink Cross – nun tritt er zurück. Im Interview spricht er über politische Erfolge, wachsenden Gegenwind und Spannungen in der Community.
Von Greg Zwygart
Queerfeindlichkeit
Ehe für alle
Politik
LGBTIQ-Organisationen
Ungarn
Stärker als das Verbot: Grösste Pride in Budapest seit 30 Jahren
Mit einem verschärften homophoben Kurs wollte der rechtspopulistische Regierungschef bei den Wählern punkten. Das polizeiliche Verbot der Pride-Parade dürfte aber eher nach hinten losgegangen sein.
Von Newsdesk/©DPA
Pride
News
Terrorpläne bei Swift-Konzert: Junger mutmasslicher Helfer angeklagt
Der Jugendliche soll u. a. Bombenbauanleitung aus dem Arabischen übersetzt haben.
Von Newsdesk/©DPA
Österreich
People
Deutschland
Religion
Musik