Trotz Dragqueens und Clemens Schick: «Dogman» enttäuscht
Fürchterliche Dialoge und peinliche Klischees: Unsere Kritik zum neuen Kinofilm von Luc Besson
«Kevin – Allein zu Haus» mit Hunden – so kurz wie treffend fassten nach der Weltpremiere in Venedig vor einigen Wochen viele Festivalgäste den neuen Film des französischen Regisseurs Luc Besson zusammen. Wirklich gerecht wird man «Dogman» damit allerdings dann doch nicht.
Denn leider macht der Film sehr viel weniger Spass, als es diese Beschreibung vermuten lässt. Das Pendant zu Kevin ist in diesem Fall Douglas (Caleb Landry Jones), der gleich in der ersten Szene im Marilyn-Monroe-Outfit am Steuer eines LKWs voller Hunde verhaftet wird.
In der Untersuchungshaft hüllt er sich zunächst in Schweigen, bevor er dann doch einer Kriminalpsychologin (Jojo T. Gibbs) seine Lebensgeschichte anvertraut. Die Kindheit ist traumatisch: der aggressive Vater (Clemens Schick) steckt den Jungen dauerhaft in den Hundezwinger und verletzt ihn schliesslich mit einem Schuss so schwer, dass er seither halbseitig gelähmt im Rollstuhl sitzt.
Was bleibt, ist nicht zuletzt die Liebe zu den Vierbeinern, von denen später Dutzende mit ihm am Rande der Gesellschaft leben. Und wenn er nicht gerade als Dragqueen auftritt oder sich mit Hilfe der Tiere als Juwelendieb verdingt, legt er sich mit örtlichen Gangs an, was dann schliesslich in einem reichlich brutalen Finale in den eigenen, improvisierten vier Wänden mündet, das sowohl die Verhaftung zu Beginn als auch den Vergleich mit dem modernen Weihnachtskomödien-Klassiker von 1990 zur Folge hat.
Vier Jahre ist es her, dass Besson zuletzt einen Film in die Kinos brachte; in der Zeit seit dem mauen Actionthriller «Anna» (MANNSCHAFT berichtete) galt es erst einmal, die Pleite seiner langjährigen Produktionsfirma sowie eine Anzeige wegen Vergewaltigung hinter sich zu bringen.
Dass er nun, ein eingestelltes Verfahren und etliche ungeklärte weitere Vorwürfe später, mit «Dogman» in Venedig um den Goldenen Löwen konkurrieren durfte, konnte man durchaus fragwürdig finden. Aber das nicht nur aus moralischen Gründen, sondern vor allem aus künstlerischen.
Womöglich steckt irgendwo in diesem Quatsch das Potenzial zu einem originellen, unterhaltsamen Film. Und mindestens der mit Inbrunst aufspielende Hauptdarsteller Caleb Landry Jones sowie die zahlreichen Hunde müssen sich hier nichts vorwerfen lassen.
Doch Besson als Regisseur und Drehbuchautor ist derart unsubtil und psychologisch schlicht unterwegs, dass man angesichts der fürchterlichen Dialoge und mitunter hochnotpeinlichen Klischees fast zu verzweifeln droht. Zumal der Franzose selbst das visuelle Flair, das früher seine Werke von «Im Rausch der Tiefe» bis «Das fünfte Element» auszeichnete, schmerzlich vermissen lässt.
Dass «Dogman» dann auch noch – trotz Jones als Monroe und vor allem Edith Piaf zwischen lauter Dragqueens sowie Schicks kuriosem White-Trash-Auftritt – gänzlich unqueer ist, ist noch das i-Tüpfelchen der Enttäuschung.
«Dogman» startet am 12. Oktober in Deutschland und Österreich in den Kinos. In der Schweiz ist der Film am 27. September angelaufen.
Eine neue Studie legt nahe, dass sich gleichgeschlechtliches Sexualverhalten bei vielen Säugetieren erst entwickelte, als diese anfingen, in Gruppen zu leben – um Konflikte zu reduzieren (MANNSCHAFT berichtete).
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