«Toxischer Alptraum»: Kardinal Pell wetterte bis zuletzt gegen LGBTIQ
Noch kurz vor seinem Tod verfasste der 81-Jährige queerfeindliche Tiraden
Die Zeitung The Spectator hat seinen letzten Text veröffentlicht, in dem der Kardinal über die «immer tiefer werdende Verwirrung» der Kirche klagt – besonders was Inklusivität und Akzeptanz von queeren Menschen angeht.
Papst Franziskus und etliche hohe Kirchenmänner haben im Petersdom eine Trauerfeier für den einst mächtigen und umstrittenen Kardinal George Pell abgehalten, bekannt für seine queerfeindlichen Tiraden (MANNSCHAFT berichtete). Den Gottesdienst im Vatikan leitete am Samstag der Kardinalsdekan Giovanni Battista Re.
Franziskus nahm am Ende des Requiems die katholischen Riten «Ultima Commendatio» und «Valedictio», also die Aussegnung und Verabschiedung, vor. Pell war am Dienstag nach Komplikationen infolge einer schon länger geplanten Hüftoperation gestorben; der Australier wurde 81 Jahre alt.
Pell war unter Franziskus jahrelang die Nummer drei im Vatikan und der ranghöchste Geistliche in der Geschichte der katholischen Kirche, der wegen Kindesmissbrauchs verurteilt wurde (MANNSCHAFT berichtete). Im Jahr 2020 wurde Pell jedoch im Berufungsverfahren nach rund 13 Monaten Haft freigesprochen und aus dem Gefängnis entlassen.
Die Trauerfeier im Petersdom wurde überschattet von jüngsten Erkenntnissen, wonach Pell Anfang 2022 ein Memo mit sehr kritischen Bemerkungen über Franziskus verfasst und in Umlauf gebracht hatte. Jenes Schriftstück war damals ohne die Nennung des Verfassers von einem bekannten Vatikan-Reporter veröffentlich worden; der Journalist enthüllte nun, dass es sich um Pell gehandelt hatte. In dem Memo heisst es unter anderem, dass Franziskus‘ Pontifikat «in vielerlei Hinsicht ein Desaster ist, eine Katastrophe».
«Neo-Marxistische Sprache» Dies war nicht der einzige posthume Aufreger um Pell: In dieser Woche erschien in dem britischen Magazin The Spectator ein noch von Pell verfasster Artikel, in dem der konservative Kirchenmann die derzeit laufende Weltsynode als «toxischen Alptraum» bezeichnete. Warum? Weil die dort propagierten Pläne «radikal inklusiv» seien. Er klagt, es gäbe eine «immer tiefer werdende Verwirrung» und einen «Angriff auf traditionelle Moralvorstellungen», indem man «neo-Marxistische Sprache über Ausschluss, Entfremdung, Identität, Marginalisierung, LGBTIQ» und weitere Schlagwort übernehme und dabei «christliche Vorstellungen von Sünde, Opfer, Heiling und Erlösung» ignorieren.
Die Synode ist eines der wichtigsten Projekte von Franziskus – der Papst will die katholische Kirche fit machen für die Zukunft und hat dafür Einschätzungen und Lageberichte aus allen Ländern eingefordert. Pell galt früher als Vertrauter von Franziskus. Der Papst nannte seinen ehemaligen Finanzchef im Dezember noch einen «grossartigen Menschen», dem man viel schulde.
In Deutschland wurden zuletzt Rekordzahlen an Kirchenaustritten registriert (MANNSCHAFT berichtete).
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