Thriller mit drei schwulen PoC-Starschauspielern – in Serbien gedreht
«Personal Trainer» wird mit schwulen Hauptfiguren und BIPoC-Darstellern auf dem Balkan gedreht – als Zeichen gegen Homophobie
Kürzlich teilte der Schauspieler Haaz Sleiman auf Twitter die Neuigkeit, dass er die Lockdown-Zeit im März 2020 genutzt habe, um zusammen mit US-Schauspieler Adam Davenport und Filmkritiker Nicholas Bell ein Drehbuch zu entwickeln, über das nun das Branchenblatt Variety erstmals als neues Filmprojekt berichtet.
An dem Film, der «Personal Trainer» heissen soll und Fanny Ardant in der weiblichen Hauptrolle aufbietet, sind gleich mehrere Dinge ungewöhnlich. Davenport weist selbst in einem Instagram-Post darauf hin: «Es wird die erste internationale LGBT-Produktion in der Geschichte sein, die in Serbien und der gesamten Balkanregion gefilmt wird. Es ist ausserdem einer der ersten Filme überhaupt mit BIPoC- [Black, Indigenous & People of Color] und LGBT-Charakteren in den Hauptrollen.»
Davenport fügt hinzu: «Repräsentation ist wichtig. Wir bringen Kultur voran und bekämpfen Homophobie durch die Geschichten, die wir erzählen.»
Sichtbarkeit von schwulen Muslimen Die drei Darsteller sind neben Davenport (bekannt aus der Starz-Serie «Sweetbitter» und aus HBOs «High Maintenance»): der aus dem Libanon stammende Sleiman, der sich 2017 geoutet hat und seither für mehr Sichtbarkeit von schwulen Muslimen aus dem Nahen und Mittleren Osten kämpft (u. a. in dem Romantikfilm «Breaking Fast», MANNSCHAFT berichtete über Sleimans Coming-out). Der Dritte im Bunde ist Omar Sharif Jr., Enkel des legendären anderen Omar. Seine komplizierte Coming-out-Geschichte beschreibt er in dem Buch «The Tale of Two Omars: A Memoir of Family, Revolution, and Coming Out During the Arab Spring», das im Oktober 2021 erscheinen wird und in dem er u. a. die Homophobie in der arabischen Welt beschreibt, wie er sie erlebt hat.
Diese drei Darsteller werden in einer in Serbien spielenden Geschichte vereint, die der Regisseur mit Verweis aus den Stephen-King-Klassiker als «Misery on Steroids» beschreibt. Es gehe «um einen obsessiven Personal Trainer und seinen Kunden», heisst es. Konkret: Ein amerikanischer Expat namens Claude (Sleiman) zieht während der Pandemie in den Westbalkan (MANNSCHAFT berichtete über die dramatische Lage für LGBTIQ dort). Claude nutzt das «Privileg» seines guten Aussehens um «Männer zu manipulieren». Er ist in Serbien, um einem Gerichtsverfahren in den USA zu entgehen, weil nach einer Nacht mit ihm ein Mann starb. Auf dem Balkan fühlt er sich sicher, denn dort hat seine halb-serbische, halb-französische Mutter (Ardant) als erfolgreiche Unternehmerin im Ruhestand mächtige Verbindungen.
Tödliche Folgen Während die Mutter ihrerseits ihren zwielichtigen Sohn manipuliert, engagiert dieser einen Fitnesstrainer (Davenport), um im Rahmen eines 100-Tage-Programms den perfekten Körper zu bekommen. Dabei werden alle «professionellen Grenzen» überschritten, heisst es, und «Claudes fleischliche Begierden haben tödliche Folgen».
Regisseur Stephen Riscica sagt: «Der Film hinterfragt, ob es wirklich all die psychologischen Quälereien wert ist, einen physisch perfekten Körper zu erlangen. Obwohl die Geschichte mit LGBTQ+-Charakteren erzählt wird, ist die Sehnsucht nach unerreichbarerer Schönheit etwas, was alle Menschen verstehen, besonders heute, wo wir eine Social-Media-Generation haben, die sich ständig miteinander vergleicht.»
Dass der Film ausgerechnet in Serbien spielt, erklärt Davenport so: «Meiner Meinung nach kann man Bigotterie nur dann herausfordern, wenn man sich an einen Ort begibt, wo man nicht willkommen ist», sagt er zu Variety. «Rosa Parks tat das 1955, als sie sich weigerte, ihren Sitzplatz in einem Bus für weisse Reisenden freizumachen. Einen Film mit schwuler Thematik in Serbien zu produzieren, markiert einen progressiven Schritt vorwärts.»
Weiter heisst es bei Davenport: «Unsere Hauptdarsteller – Sleiman, Sharif Jr. und ich – sind alle offen schwule Schauspieler. Zum einen bedeutet das, dass die Beziehungen, um die es geht, die Chance bekommen, wirklich authentisch dargestellt zu werden und verbunden sind mit einer gelebten queeren Erfahrung. Aber die Hauptdarsteller sind nicht nur alle schwul, sie sind auch alle ‹actors of color›, was eine willkommene Abweichung von der Norm ist. Als BIPoC- und LGBTQ+-Schauspieler gibt’s für uns sehr selten solche Gelegenheiten für Hauptrollen. Daher ist dieser Film eine Gelegenheit zu zeigen, wozu wir fähig sind. Dies in einem Genre [wie dem Thriller, Anm.] zu demonstrieren, ist lange überfällig.»
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