«Sexarbeiter*innen-Rechte sind Menschenrechte!»
Die Grünen Wien wollen die Kriminalisierung und Stigmatisierung von Sexarbeit bekämpfen
Anlässlich des «Internationalen Hurentags», der seit 1976 am 2. Juni zelebriert wird, machen die Grünen Wien auf die prekäre Situation von Sexarbeiter*innen in Österreich aufmerksam.
In einer Pressemitteilung von Donnerstag heisst es: «Kriminalisierung, Mehrfachdiskriminierung und fehlende Rechte machen Sexarbeiter*innen besonders vulnerabel für Ausbeutung und gewalttätige Übergriffe. Schikanöse polizeiliche Kontrollen und eine stigmatisierende Darstellung von Sexarbeit in den Medien verschärfen die an sich bereits schwierige Situation von Sexarbeiter*innen in Österreich noch weiter.» (MANNSCHAFT berichtete über einen OnlyFans-Beitreiber, der seine Tätigkeit zwischen Selbstverwirklungen und Online-Prostitution sieht.)
Um Sexarbeiter*innen wirksam zu schützen, müsse Sexarbeit als Arbeit anerkannt und vollständig entkriminalisiert werden, so die Grünen Wien. «In der medialen Berichterstattung ist auf einen sensiblen Sprachgebrauch zu achten, um eine Stigmatisierung zu vermeiden», so Viktoria Spielmann, Frauenrechtssprecherin der Grünen Wien.
Österreich sei das einzige Land weltweit, in dem verpflichtende Untersuchungen von Sexarbeiter*innen durch Amtsärzt*innen vorgesehen sind, heisst es.
Sexarbeit & Migrationsbiografie «Diese Zwangsuntersuchungen bürden Sexarbeiter*innen die alleinige Verantwortung für die Prävention von Krankheiten und Körperhygiene auf und sind zugleich demütigend und menschenrechtsverletzend. Wir stehen für Autonomie der Sexarbeiter*innen über ihre Gesundheit und fordern einen niederschwelligen Zugang zu mehrsprachigen Gesundheitsangeboten», so Spielmann weiter.
Der überwältigende Teil aller Sexarbeiter*innen sind Schätzungen zufolge Frauen mit Migrationsbiografie. Zu männlichen Sexarbeitern äussern sich die Grünen Wien allerdings nicht und berücksichtigen Männer mit Migrationsbiografien in ihrem Plädoyer nicht.
«Migrantische Sexarbeiter*innen werden oft mit Betroffenen von Menschenhandel gleichgestellt und dabei viktimisiert. Diese Viktimisierung muss beendet und gleichzeitig müssen die Rechte von Sexarbeiter*innen gestärkt werden. Denn die Stärkung der Rechte von Sexarbeiter*innen ist eine Prävention von Frauenhandel», so Berivan Aslan, Menschenrechtssprecherin der Grünen Wien.
Davon, wie Familien junge Männer zum Anschaffen nach Österreich, Deutschland oder die Schweiz schicken, schweigt Aslan, obwohl die Situation durchaus seit Jahren bekannt ist und auch schon vielfach Thema in Dokumentationen war. (MANNSCHAFT berichtete über einen neuen Podcast zum Thema Sexarbeit von Männer und Frauen.)
Mehr politisches Mitspracherecht Spielmann und Aslan unterstützen die Forderung nach mehr politischem Mitspracherecht von Sexarbeiter*innen: «In der Stadt Wien sollen Round Tables gemeinsam mit Sexarbeiter*innen, Sexarbeitsaktivist*innen und Vertreter*innen von Beratungsstellen für Sexarbeiter*innen organisiert werden. Dabei soll die Situation von Sexarbeiter*innen sowie die Stärkung ihrer Rechte gemeinsam besprochen werden.»
In der Ausstellung «Sex in Wien: Lust. Kontrolle. Ungehorsam» hatte das Wien Museum sich ausführlich mit Prostitution beschäftigt und anders als die Grünen nun auch einen deutlichen LGBTIQ-Schwerpunkt gesetzt. Im Katalog zur Ausstellung gab es mehrere Statements von Sexarbeitern und -arbeiterinnen zu Regulierungsversuchen der österreichischen Regierungen, zu Arbeitsbedingungen und zu Resistenz.
Objects of Desire In der Neuverfilmung der «Sisy»-Saga mit Jannik Schümann bringt die Kaiserin eine Sexarbeiterin aus dem Bordell, das ihr Mann besuchte, als Beraterin und Vertraute mich an den Hof. Womit das Thema eine historische Dimension bekommt, die in der Romy-Schneider-Version noch vollständig ignoriert wurde. (Ob das Drehbuch zur RTL-Serie auf historischen Fakten beruht, könnte man in Frage stellen.)
Im Schwulen Museum Berlin hat 2019 ein queeres Kollektiv von Sexarbeiter*innen Geschichten aus dem Alltag von Sexarbeiter*innen präsentiert unter dem Titel «Objects of Desire». Dabei gibt es auch um männliche Sexarbeiter und explizit auch um trans Sexarbeiter*innen. Das Bode-Museum in Berlin gab in der Ausstellung «Der zweite Blick» zum Thema Frauen ebenfalls Sexarbeiter*innen Raum, um ihre Geschichten zu erzählen (MANNSCHAFT berichtete).
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