Schweizer Arzt verweigert russischem HIV-Patienten Behandlung
Fragwürdige Protestaktion in der Zürcher Klinik Hirslanden
Aus Protest gegen den Krieg in der Ukraine verweigert ein Zürcher Infektiologe die Behandlung eines HIV-positiven Russen. Die Klinik Hirslanden verteidigt die Entscheidung ihres Partner-Arztes.
Der 50-jährige Andrei P. aus Moskau hat in seiner Heimat keinen Zugang zu einer modernen HIV-Therapie. Auch um einen Eintrag in der dortigen Gesundheitsdatenbank zu umgehen, lasse sich der schwule Russe seit längerer Zeit in der Schweiz behandeln, wie der Blick berichtet.
Keine neuen Termine Bei seinem letzten Besuch in der Zürcher Klinik Hirslanden wollte er den nächsten Termin vereinbaren und sein Rezept erneuern. Der Infektiologe, der ihn bereits seit fünf Jahren behandelt, hatte dann aber eine für ihn schockierende Nachricht: Es werde keinen neuen Termin geben, weil er ab sofort keine russischen Patienten mehr behandle – aus Protest gegen den Angriff auf die Ukraine.
Nun muss Andrei einen anderen Weg finden, um seine Therapie fortzusetzen. Klar ist: In Russland sind seine aktuellen Medikamente nicht erhältlich. Ob es sich bei Andrei überhaupt um einen Unterstützer Wladimir Putins handelt, ist nicht bekannt. Da er zur staatlich arg diskriminierten LGBTIQ-Community gehört, ist dies jedoch eher unwahrscheinlich.
Unterstützung von Hirslanden Derweil verteidigt die renommierte Privatklinik den Zürcher Infektiologen: «Unser geschätzter Partnerarzt hat sich aus persönlichen Gründen entschieden, während des laufenden Krieges keine in Russland wohnhaften Patienten zu behandeln. Dies gilt unabhängig vom erwähnten Fall», heisst es auf eine Anfrage vom Sonntagsblick.
Patient*innen, die in «akuter gesundheitlicher Gefahr» sind, würden die Hirslanden-Ärzt*innen aber selbstverständlich helfen, «unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Nationalität».
Hass auf Russ*innen? Angesichts dieser zweifehlhaften Protestaktion stellt sich die Frage: Schlägt in Europa die Solidarität mit den Ukrainer*innen zunehmend in Hass auf Russ*innen um? Die russische Botschaft in Berlin meldet Mobbing und hunderte Drohungen gegen ihre Landsleute. Dabei gehe es um Beschädigungen von Autos mit russischen Kennzeichen, wie NTV schreibt. Auch seien Beschimpfungen, Hassbriefe, Mobbing unter Schüler*innen und sogar körperliche Übergriffe gemeldet worden.
Botschafter Sergej Netschajew schickte gemäss der Agentur Interfax eine Note an das Auswärtige Amt. Darin kritisierte er die angebliche Diskriminierung russischer Landsleute in Deutschland. Er forderte «starke Signale der deutschen Regierung» an die Behörden in Ländern, Städten und Kommunen, «um diese Diskriminierung zu beenden».
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