Ralf König: Ist «T*nte» das Gleiche wie nicht-binär?
Der schwule Comic-Zeichner spricht über die Veränderung von Begriffen und der LGBTIQ-Community
Ralf König empfindet einige gesellschaftliche Entwicklungen als gewöhnungsbedürftig. Dazu gehört auch die neugestaltete Regenbogenfahne (MANNSCHAFT berichtete).
Der 63-jährige beobachtet eine neue Prüderie in der Gesellschaft und in der queeren Community einen Generationenkonflikt. «Instagram und Facebook erziehen uns allmählich zur amerikanischen Prüderie. Es gibt heute mehr Tabus als früher», sagte der Schwulenikone («Der bewegte Mann», «Wie die Karnickel», «Das Kondom des Grauens») der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Er brauche die sozialen Netzwerke, um sein Publikum zu erreichen. Wegen der Online-Veröffentlichung vermeide er inzwischen aber die Darstellung von Erektionen, so König. Und: «Das betrifft nicht nur die Bilder. Es geht auch um die Sprache. Eine meiner Figuren ist die homophobe Edeltraut. Wenn die ihren Bruder beleidigt, hagelt es Wörter wie ‹Schwuchtel›. Bei Facebook gilt das als ‹Hassrede›. Wie soll man als Comiczeichner damit umgehen, wenn Satire und Ironie nicht verstanden wird?»
«Darf man sich die Nägel lackieren?» Apropos Sprache: «Nach meinem Coming-out in den 80ern haben wir schon diskutiert: Wie feminin darf ein Mann sein? Darf man sich die Nägel lackieren? Das waren schon immer politische Fragen. Nur haben wir damals von ‹Tunten› gesprochen. Heute heisst es divers oder non-binär (MANNSCHAFT berichtete). Ich bin mir selbst nicht sicher, ob das was anderes ist oder eben nur andere Wörter.»
Auch andere Begriffe sind heute belastet: «Beim Kölner CSD habe ich einmal auf einer Veranstaltung aus einem Comic gelesen. An einer Stelle fragt da eine Figur: ‹Wollen wir uns auftransen?› Daraufhin ist im Publikum eine Transperson aufgestanden und hat sich beschwert, der Begriff sei völlig deplatziert. Das passt nicht für Tunten, die sich nur Frauenkleider anziehen und ihren Spass haben. Alle guckten erstaunt und am erstauntesten war ich. Da habe ich begriffen, dass Wörter sich ändern. Wir wussten damals nicht viel von ‹trans›.»
Bei der Regenbogenfahne gibt der 1960 geborene König zu, überfordert zu sein. «Die Regenbogen-Flagge sollte ursprünglich alle miteinbeziehen, aber mittlerweile kommt so viel diverse Symbolik dazu, dass man manchmal kaum noch den Regenbogen sieht.»
Pornhub veröffentlicht Statistiken zum Konsum von schwulen Inhalten – und sorgt für Überraschungen (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Drogen
Ein Leben nach K.O.-Tropfen: «Ich habe zwölf Stunden verloren»
In vielen europäischen Grossstädten geraten schwule Männer in die Chemsex-Szene, ein Berliner wäre beinahe bei einem Überfall gestorben. Aber er kann davon erzählen.
Von Sören Kittel
Leben
Mentale Gesundheit
Schwul
Deutschland
Wie SPD und Union um das Wort «queer» kämpften
Die Koalitionsverhandlungen sind vorbei. Aktuell stimmen die SPD-Mitglieder über den Vertrag mit der Union ab. CDU-Chef Merz will am 6. Mai vom Bundestag zum Kanzler gewählt werden. Besonders queer wird es mit ihm nicht.
Von Newsdesk Staff
News
TIN
Film
«Klandestin» – Rechte Politikerin soll schwulen Geflüchteten verstecken
In Kino-Erfolgen wie «Rosa Luxemburg» und «Hannah Arendt» wurde Barbara Sukowa in Rollen warmherziger Frauen berühmt. Als eiskalte Politikerin zeigt sie in «Klandestin» eine ganz andere Seite
Von Newsdesk/©DPA
Kultur
Deutschland
Schwul
Deutschland
Erfundener Penis: Rekordentschädigung für Polizistin
Der Fall Judy S. schlug hohe Wellen und hat nun empfindliche Konsequenzen für die Springer-Presse
Von Newsdesk Staff
News
TIN
Justiz
Polizei