Queeres Archiv-Zentrum in Berlin braucht mehr Spenden
Gerade wurde der Pachtvertrag für das Vollgut-Areal unterzeichnet
In Berlin soll das erste Archivzentrum für lesbisch-queere, feministische und sexualwissenschaftliche Geschichte, Forschung, Bildung und Kultur entstehen im Stadtteil Neukölln.
Wir erinnern uns: Schon in der Vergangenheit gab es in Berlin Pläne, ein gemeinsames LGBTIQ-Archiv zu schaffen und auf diesem Weg verschiedene Sammlungen bzw. Institutionen unter einem Dach zu vereinen. Auch das Schwule Museum als grösster Player in dem Bereich sollte Teil dieses Projekts werden, das unter dem Namen «E2H» (Elberskirchen-Hirschfeld-Haus) bekannt wurde und für teils heftige Diskussionen sorgte.
Mehrere Institutionen, die ursprünglich dabei sein sollten, sprangen schlussendlich im Streit ab.
Danach haben drei dieser queeren Archive einen neuen Anlauf gestartet, ebenso eine Spendenprojekt (MANNSCHAFT berichtete). Bei Betterplace.org heisst es dazu: «Drei der ältesten und bedeutendsten Gedächtniseinrichtungen Berlins – FFBIZ – das feministische Archiv, die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft und das Spinnboden Lesbenarchiv und Bibliothek – bauen ein gemeinsames Archivzentrum auf.»
Geschichte in Zeiten von Rechtsruck
«Wofür?», heisst es weiter: «Sammlung und Erhalt lesbischer, schwuler, queerer und feministischer Geschichte wird in Zeiten eines erneuten Rechtsrucks immer wichtiger! Die Kämpfe von damals sind unser Auftrag heute – um die Generationen, die nach uns kommen, zu informieren, zu stärken und zu inspirieren.»
Die Zusammenführung als Archivzentrum bedeute u.a. Verträge über 99 Jahre mit der Garantie stabiler Mieten und mehr Platz für wachsenden Bestände zu schaffen, heisst es.
Es geht demnach um ein gemeinsames Archiv in einem Gebäudekomplex auf dem Gelände des sogenannten Vollgutlagers der ehemaligen Kindl-Brauerei, also dort, wo bereits das SchwuZ ansässig ist.
Schweizer Stiftung Edith Maryon
«Das Gelände gehört der Schweizer Stiftung Edith Maryon. Eines der Ziele der Stiftung ist es, Grund und Boden der Spekulation zu entziehen und damit günstige Mieten zu ermöglichen. Das künftige Erbbaurecht der Vollgut eG sichert den Standort langfristig; und die von uns zu mietenden Flächen bieten ausreichend Platz für Zuwächse von Bibliothek und Archiv – bei Garantie günstiger Mietpreise», so die offizielle Erklärung.
Weiter erfährt man: «Um das gemeinsame Archivzentrum zu realisieren haben wir Lotto-Mittel und weitere Gelder beantragt und in Aussicht gestellt bekommen. Aus diesen Mitteln wird der archivgerechte Umbau finanziert. Die neuen Magazinräume werden mit einer Klimatisierung, mit Rollregalen und einer speziellen Löschanlage ausgestattet.»
Bundestiftung Magnus Hirschfeld ruft zum neuerlichen Spenden auf
Als Genossenschaftsmitglied werden die drei Archive ihre eigenen Vermieter*innen sein und müssen dafür pro Einrichtung einen Anteil von 99‘000 Euro und insgesamt 297‘000 Euro erbringen. Laut Betterplace sei dafür eine Frist bis zum 31. Oktober 2024 gesetzt, trotzdem hat nun zu Weihnachten die Bundestiftung Magnus Hirschfeld erneut zum Spenden aufgerufen.
Bislang sind 642 Spenden eingegangen, und es ist ein Betrag von 159‘846 Euro eingesammelt worden. Das entspricht 53 Prozent der nötigen Gesamtsumme.
Kurz vor Weihnachten erklärte Giuseppina Lettieri als Verantwortliche der Aktion, dass der Pachtvertrag für das Vollgut-Areal trotz der noch fehlenden Gelder unterzeichnet worden sei. Aber: «Für unseren 3. und letzten Genossenschaftsanteil fehlen uns noch gut 130‘000 Euro. Falls sie/ihr unsere Spendenkampagne nochmal mit bewerben könntet, wären wir euch sehr dankbar.»
Zur Spendenseite geht es hier.
Das Londoner Victoria and Albert Museum (V&A) hat das Archiv des 2016 verstorbenen Künstlers David Bowie mit mehr als 80‘000 Erinnerungsstücken aus sechs Jahrzehnten erstanden (MANNSCHAFT berichtete). 2025 sollen die Exponate gezeigt werden.
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