«Die jüngste Tochter»: Queeres Coming-of-Age im Pariser Vorort
Im August gibt es in Locarno ein Preview des queeren Cannes-Favoriten
Der französische Spielfilm «Die jüngste Tochter» begleitet die 17-jährige Fatima (Nadia Melliti), die als jüngstes Kind einer muslimisch-algerischen Einwandererfamilie in einem Pariser Vorort aufwächst.
Als sie ein Philosophiestudium in der Hauptstadt beginnt, entdeckt sie ihre Anziehung zu Frauen. Diese neue Seite ihres Ichs bringt sie in einen inneren Konflikt zwischen familiärer Loyalität, religiösen Normen und ihrer eigenen sexuellen Identität. Über fünf Jahreszeiten hinweg folgt der Film Fatimas Versuch, ihren Platz im Leben zu finden – ohne sich selbst oder ihre Wurzeln zu verleugnen.
Die Regisseurin Hafsia Herzi legt mit «Die jüngste Tochter» ihren dritten Spielfilm vor – und ihren ersten im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes (MANNSCHAFT berichtete). Dort wurde der Film mit einer zwanzigminütigen Standing Ovation gefeiert. Herzi, die selbst französisch-algerische Wurzeln hat, verknüpft intime queere Erzählung mit gesellschaftlicher Realität: Wie lebt es sich als junge lesbische Frau in einer Community, in der patriarchale Vorstellungen fest verankert sind? Der Film stellt diese Frage mit einer stillen Wucht, die unter die Haut geht.
Herzis bisheriges Werk: Nah an Menschen, fern von Klischees Bereits mit «Bonne Mère» (2021) zeigte Herzi ihre Stärken: die Kamera dicht an den Figuren, der Fokus auf marginalisierte Stimmen. Sie gewann dafür unter anderem einen Preis in der Sektion «Un Certain Regard» in Cannes. Auch als Schauspielerin war Herzi erfolgreich, etwa in «La grâce de Dieu» von François Ozon. Ihr Stil: Sozialrealistisch, poetisch und zutiefst empathisch. In «Die jüngste Tochter» führt sie diese Linie weiter und vertieft sie durch eine queere Linse.
Nadia Melliti glänzt in ihrer Rolle. Aber entdeckt wurde sie bei einer Pride-Parade in Paris. Ihre Darstellung von Fatima ist zurückhaltend, zart und zugleich intensiv. Melliti verkörpert das Ringen um Selbstbestimmung auf berührende Weise – und wurde dafür in Cannes mit dem Preis für die beste Darsteller*in ausgezeichnet (MANNSCHAFT berichtete). Ihr Multitalent – sie spricht Arabisch, Französisch und Englisch, rappt und spielt Fussball, all das macht sie schon jetzt zu einem der spannendsten Newcomer des französischen Kinos.
«Die jüngste Tochter» ist mehr als ein queeres Coming-of-Age: Es ist ein Film über Zerrissenheit, Mut und stille Rebellion. Ohne dramatische Effekthascherei, dafür mit feinem Gespür für Innenwelten, erzählt Hafsia Herzi von einem Leben zwischen Religion, Familie und der Suche nach Freiheit. Besonders für queere Menschen mit Migrationsgeschichte bietet der Film Identifikationsfläche – aber auch alle anderen dürfen sich berühren lassen.
Der Kinostart des Films in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist erst am 18. Dezember 2025. Aber im August gibt es für das Schweizer Publikum bereits eine Preview auf der Piazza Grande in Locarno. Mi 13.08., 21:30 | Piazza Grande | public
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