«QueerBooks» in Bern als Buchhandlung des Jahres nominiert
Im Laden gibt es nebst Büchern auch Spiele und Glitzer zu kaufen
«QueerBooks» in Bern ist für den mit 5’000 Franken dotierten Preis «Buchhandlung des Jahres» nominiert. Das Team freut sich über die Wertschätzung und darüber, dass queere und feministische Literatur dadurch etwas mehr Aufmerksamkeit erhält.
Ausgerechnet an der «Herrengasse» steht die queere und feministische Abteilung der Buchhandlung Weyermann, die den Namen «QueerBooks» trägt. Im Laden in der Berner Altstadt, wo die Aare eine enge Schlaufe zieht, finden die Kund*innen neben Büchern, Zeitschriften (wie etwa der neusten Ausgabe der MANNSCHAFT), Filmen, Pins und Postkarten auch Spiele und Glitzer.
«Wertschätzung für Arbeit» Eine Auswahl, die es der Jury des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbandes (SBVV) offensichtlich angetan hat. Sie nominierte «QueerBooks» als Buchhandlung des Jahres 2022; es winken 5’000 Franken Preisgeld.
«Wir haben nicht damit gerechnet, uns aber natürlich riesig gefreut», sagt Milena, die zusammen mit Patrick die Abteilung betreut. Sie fänden es schön, auf diese Weise Wertschätzung für ihre Arbeit zu erfahren. Ausserdem sei es positiv, dass so queere und feministische Literatur in der Schweizer Bücherwelt mehr Aufmerksamkeit erfahren.
Am Anfang war die Männerliebe Auch wenn «QueerBooks» nur eine Nische bedient, mangelt es nicht an Kundschaft. «Wir sind sehr gut innerhalb der Community verlinkt und mensch kennt uns», sagt Milena. So suchen denn auch die meisten Kund*innen explizit nach der Herrengasse 30 und wissen, welches Sortiment sie vorfinden werden. Wie in jeder Buchhandlung besteht aber auch hier die Möglichkeit, beliebige Titel, die auf dem Markt erhältlich sind, bestellen zu lassen.
«QueerBooks» gibt es seit einem Jahrzehnt. Angefangen hat alles mit der Übernahme der Frauenbuchhandlung Candinas durch die Buchhandlung Weyermann, deren Sortiment dadurch mit feministischer und lesbischer Literatur erweitert wurde. Es gab damals bereits eine kleine schwule Abteilung und zwei Online-Shops: einen für Männerliebe und einen für Frauenliebe. Kurz nach Patricks Beginn 2012 wurden die Shops dann zusammengeschlossen und der inklusivere Name «QueerBooks» war geboren. Seither hat die Buchhandlung das Sortiment – sowohl im Laden als auch im Onlineshop – stetig ausgebaut.
Mehr Happy Ends In diesen zehn Jahren habe sich die queere Literatur verändert. Vor allem sei die Auswahl grösser geworden. «Am Anfang hat QueerBooks einfach alle Bücher bestellt, in denen irgendwo eine queere Figur vorkommt», erinnert sich Patrick. «Mittlerweile können wir mehr filtern und dementsprechend mehr auf Qualität setzen.»
Ausserdem würden immer mehr Verlage, die ein breites Publikum ansprechen, das Potenzial queerer und feministischer Geschichten erkennen. Während früher fast nur spezialisierte Verlage LGBTIQ-Storys herausgegeben hätten, gebe es diese nun auch bei grossen, renommierten Häusern. Die MeToo-Debatte habe des Weiteren dazu geführt, dass viele Verlage ein feministisches Programm lanciert hätten.
«Das, was Verlage herausgeben, widerspiegelt oft die Interessen der Gesellschaft», so Milena. Deshalb gebe es jetzt endlich viel mehr Bücher mit lesbischen, schwulen und trans Geschichten. Sie findet, dass Themen wie Asexualität, Pansexualität und Polyamorie sowie Nichtbinärität hingegen noch zu kurz kämen.
Patrick hat noch eine weitere spannende Entwicklung ausgemacht. «Während früher Liebesgeschichten zwischen Männern meist tragisch endeten, ist den Protagonisten heute öfters ein Happy End vergönnt.» Er denke dabei an Geschichten wie (Achtung: Spoiler!) «Love Simon» oder «Heartstopper».
Voting läuft bis 6. Juni Eines möchten wir natürlich nicht verschweigen: In «QueerBooks» steckt auch ein bisschen MANNSCHAFT. Milena arbeitete nämlich vor ihrem Start in der Buchhandlung als Praktikantin in den Bereichen Journalismus, Verkauf und Administration bei uns.
Mit «Paranoia City» war bereits im letzten Jahr eine queere Buchhandlung für die Auszeichnung vorgeschlagen (MANNSCHAFT+ berichtete); der Zürcher Buchladen konnte aber das Voting nicht für sich entscheiden. Wird es «QueerBooks» dieses Jahr schaffen, den Preis in die Community zu holen?
Unter diesem Link kannst du bis zum 6. Juni deine Stimme für die Schweizer Buchhandlung und den Schweizer Verlag des Jahres abgeben!
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