Queer Key: Pflege für LGBTIQ-Senior*innen in Heimen stärken
Ein neues Projekt will Alters- und Pflegeheime fit für queere Senior*innen machen. Ziel ist es, Mitarbeitende zu schulen, Strukturen zu verbessern und eine Atmosphäre zu schaffen, in der ältere LGBTIQ-Personen ihre Identität offen leben können – ohne Rückzug oder Isolation.
Ältere queere Menschen, die in Alters- oder Pflegeheime ziehen müssen, fürchten sich oft davor, ihre Identität verbergen zu müssen. Diskriminierung, Stigmatisierung und soziale Ausgrenzung sind für viele Realität, wie eine Umfrage von Pink Cross aus dem Jahr 2019 zeigt. Queere Personen in Heimen bilden demnach eine «unsichtbare Minderheit», die gezwungen ist, ihre Lebensweise im Alter zu verstecken.
In einer Pressemitteilung betont Anna Siegenthaler, Co-Präsidentin des Vereins «queerAltern Bern»: «Menschen, die so lange für ihre Rechte und ihre Freiheit gekämpft haben, enden wieder dort, wo sie angefangen haben: im Versteckten.» Co-Präsident Daniel Frey ergänzt, dass queere Bewohner*innen häufig kaum Gehör für ihre Bedürfnisse finden und soziale Akzeptanz fehlt. Das führe oft zu Rückzug und Einsamkeit.
Hier soll das neue Projekt Queer Key ansetzen. Initiiert von «queerAltern Bern» und unterstützt von der Age-Stiftung sowie der Stadt Bern, soll das Projekt zusammen mit der Berner Fachhochschule BFH Alters- und Pflegeinstitutionen für die Lebensrealitäten älterer queerer Menschen sensibilisieren. Ziel ist es, innerhalb von zwei Jahren Kompetenzen und Strukturen zu schaffen, die eine diskriminierungsfreie Kultur ermöglichen.
Projektleiter Hugo Zimmermann erklärt: «Nur eine queer-sensible Betreuung und Pflege berücksichtigt die besondere Lebenslage älterer queerer Menschen und wahrt ihre Würde und Lebensqualität.» Als zentrales Ergebnis soll ein digitales Handbuch entstehen, das Tools, Checklisten und Methoden für andere Institutionen praxisnah dokumentiert.
Ein wichtiger Bestandteil des Projekts sind sogenannte Botschafter*innen – Mitarbeitende der Heime, die inklusive Strukturen vor Ort fördern, unterstützt von Mentor*innen und Freiwilligen aus der queeren Community. Co-Projektleiterin Lucy Bükofer betont: «Queere Senior*innen erwarten, dass ihre einzigartige Lebensgeschichte und Identität respektiert werden, ohne anders behandelt zu werden als ihre cis-heterosexuellen Mitbewohnenden.»
Der 2023 gegründete Verein queerAlternBern (MANNSCHAFT berichtete) fungiert als Kompetenzzentrum für queeres Altern und zählt bereits 180 Mitglieder. Er setzt sich für queeres Wohnen, queer-gerechte Pflege, politische Teilhabe und soziale Vernetzung älter werdender queerer Menschen ein.
Mehr: Die Schweiz will Gelder streichen –«Die sexuelle Gesundheit unserer Community steht auf dem Spiel» (MANNSCHAFT berichtete)
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