Pride-Hass geliked: Deutscher Nationaltorhüter Leno unter Druck

Fussballer Bernd Leno liked Video indem ein Auto in eine Pride Parade fährt

Bernd Leno 2024 beim Länderspiel gegen Frankreich.
Der Mann hinter Manuel Neuer: Nationaltorhüter Bernd Leno (Bild: Christian Charisius/dpa)

Ein Auto, dass in eine Pride Parade fährt – ein solches Meme sorgt im Internet gerade für Aufregung. Das offenbar mittels KI erstellte Video soll Szenen aus dem erwarteten Computerspiel GTA6 enthalten.

Darin soll es Pride Paraden geben – gegen die man dann auch mit Gewalt vorgehen kann, wenn man möchte. Die Aufregung über diese Gewaltfantasie gibt es, weil Deutschlands Nationaltorhüter Bernd Leno sie mit einem «Like» versehen hat. 

Inzwischen hat die Kölner Polizei bestätigt, dass sie gegen den Torhüter Bernd Leno ermittle (Aktenzeichen 250715-1256-IP7193). In der Ermittlung gehe es um ein «geliktes queerfeindliches Instagram-Video». Ein Polizeisprecher erklärte laut Bild: «Wir können die Anzeige in diesem Fall bestätigen und dass der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen hat.»

Zuerst gesehen hat es laut Express der offen bisexuelle Schiedsrichter Pascal Kaiser. Er habe den Torhüter darauf aufmerksam gemacht – und Leno habe Kaiser darauf blockiert. Bernd Leno hat sich bisher nicht selbst zu dem Vorfall geäussert. Laut Kaiser soll er seinen «Like» später zurückgezogen haben, kurz bevor das Video gelöscht wurde. 

Bernd Leno ist seit zehn Jahren in der Nationalmannschaft. Bundestrainer Joachim Löw hatte ihn damals berufen. Bisher war er meist der Ersatz für Manuel Neuer und war insgesamt neun Mal auf Länderspielen im Kader. Offenbar ist er frustiert, im Fussball-Magazin 11 Freunde sagte er neulich, er habe wegen Neuer «die Arschkarte gezogen». Manuel Neuer habe seine Karriere «quasi unmöglich gemacht». 

Fussball ist immer wieder Schauplatz von querfeindlichen Aktionen – auf dem Rasen wie abseits davon. Im Jahr 2021 sorgte Ungarns LGBTQ-feindliche Gesetzgebung für internationale Proteste rund um die EM, während sich die UEFA weigerte, das Münchner Stadion in Regenbogenfarben zu beleuchten – ein Zeichen, das der DFB damals nicht aktiv unterstützte.

Im Amateurfussball und auf den Tribünen häufen sich zudem Fälle von homofeindlichen Beleidigungen im Cottbusser Stadion –  Babelsberg 03 wurde aber gleichzeitig der erste Verein im Profisport, der sich offen gegen Homophobie stellte. Als sich 2023 die ersten aktiven Spieler in einer Regionalliga öffentlich als schwul outete, blieb eine breite Solidaritätswelle im Profifussball aus. Bis heute hat sich kein Bundesligaspieler aktiv geoutet.

Michael Esteves Pereira kandidiert bei der «Mr. Gay Europe»-Wahl in Amsterdam. Mit seinem Projekt «Safe to Grow» will der Kinderarzt Safe Spaces im Gesundheitswesen für Kinder und Jugendliche schaffen (MANNSCHAFT berichtete).

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