Polizei verbietet weitere Pride in Ungarn – «Orbán wird scheitern!»

Die Organisator*innen wollen dennoch in Pécs auf die Strasse gehen

2023 konnte die Budapest Pride noch öffentlich stattfinden.
2023 konnte die Budapest Pride noch öffentlich stattfinden (Bild: Marton Monus/ dpa)

Nach Budapest (MANNSCHAFT berichtete) trifft es nun auch Pécs: Die Polizei untersagt die Pride-Parade am 4. Oktober – doch die Community zeigt Widerstand.

Begründet wird das Verbot mit der im Frühjahr verabschiedeten Verfassungsänderung (MANNSCHAFT berichtete), die solche Veranstaltungen generell untersagt.

«Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen!»

Verein Diverse Youth Network

Die Veranstalter*innen vom Verein Diverse Youth Network erklärten, sie wollten die Parade trotz des Verbots in der Universitätsstadt in der Nähe der kroatischen Grenze durchführen. «Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen», wird die Gruppe zitiert.

Bereits im Juni war die Budapest Pride trotz offizieller Verbote zur grössten ihrer Art geworden. Rund 200'000 Menschen zogen durch die Hauptstadt, darunter zahlreiche Abgeordnete des EU-Parlaments und andere Unterstützer*innen.

Die SPÖ in Österreich solidarisiert sich mit der Community in Pécs und erklärte: «Was Orbán in Budapest nicht gelungen ist, daran wird er auch in Pécs scheitern.» Seine Angriffe auf die Menschenrechte der ungarischen Queers seien ein Angriff auf die Grundrechte aller Ungar*innen und eine direkte Attacke auf unser vielfältiges, demokratisches Europa, so der offen schwule Mario Lindner, der auch Vorsitzender der sozialdemokratischen LGBTIQ-Organisation Soho ist.

Verfassungsänderung mit weitreichenden Folgen Die rechtliche Grundlage für die Verbote wurde mit einer Verfassungsänderung gelegt, die das Parlament im April beschlossen hatte. Diese ermöglicht es den Behörden, Veranstaltungen zu untersagen, die angeblich «Kinder gefährden». Gleichzeitig wurden die Befugnisse der Polizei ausgeweitet, unter anderem durch den Einsatz von Gesichtserkennungssoftware.

Protest und internationale Kritik Menschenrechtsorganisationen sehen darin einen massiven Angriff auf die Rechte von LGBTIQ-Menschen. Auch aus der EU kamen deutliche Worte der Kritik. Die Organisator*innen der Pécs Pride wollen sich davon nicht einschüchtern lassen – sie kündigen an, ihren Marsch trotzdem abzuhalten.

Haben es queere Romane aktuell schwerer auf dem Markt? Eine Berliner Buchhändlerin bemerkt, dass in diesem Herbst deutlich weniger LGBTIQ-Titel herauskommen sind als im Vorjahr. Hat sie Recht? (MANNSCHAFT-Story)

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare