Outing bei Eltern aus Ex-Jugoslawien: «Mein Vater weinte»
Heute engagiert sich Pascal aktiv für die LGBTIQ-Community in Graubünden
Pascal Pajic wuchs in einem homophoben Umfeld auf, sein Outing mit 19 wurde zum Drama. Mittlerweile hat seine Familie das Coming-out verdaut und akzeptiert Pascal so, wie er ist. Im Zurich Pride Podcast sprach er über seine Erfahrungen als schwuler Sohn von «Jugo»-Eltern.
Pascal Pajics Eltern kamen in den 80er-Jahren aus dem damaligen Jugoslawien als Gastarbeitende in die Schweiz. «Als in ihrer Heimat der Krieg ausbrach, konnten sie nicht mehr wie geplant zurückehren und sind geblieben», erzählt der 27-Jährige im Podcast der Zürcher Pride.
«Hetero-Schauspieler» Seine Eltern haben Homosexualität verurteilt – und so haben sie auch Pascal und seinen Bruder erzogen. Auch sein übriges Umfeld in Chur, wo er aufwuchs, war homophob. Seine Freunde sagten, sie würden einen schwulen Sohn umbringen. So wurde Pascal zum perfekten «Hetero-Schauspieler»: Er sprach absichtlich mit tieferer Stimme und knutschte vor seinen Kumpels mit Mädchen rum – obwohl er schon mit 12 wusste, dass er schwul war.
Während dieser Zeit verabredete sich Pascal heimlich mit anderen Männern für Sex in dunklen Parks. Mit 17 begann er seine Laufbahn bei der JUSO, wo er verblüfft feststellte, dass mit Homosexualität auch ganz selbstverständlich umgegangen werden kann. «Es war damals der einzige Ort für mich, wo man meine Probleme nicht nur gesehen hat, sondern sich hinter mich stellte und für meine Rechte kämpfte.»
Dramatisches Coming-out Bis zu seinem – nur halbwegs freiwilligen – Coming-out dauerte es jedoch noch zwei Jahre. Sein Bruder sah damals, dass Pascal auf Facebook ein Bild eines Jungen gelikt hatte und stellte ihn prompt zur Rede. Ob er schwul sei, wollte er wissen. Pascal bejahte. Der Bruder ging damit sofort zu den Eltern und es kam zu dramatischen Szenen.
«Mein Papa war geschockt und weinte. Meine Mama wollte wissen, was sie falsch gemacht hatte.» Pascals Vater dachte sogar, Pascal wäre schwul geworden, weil er von einem Mann vergewaltigt worden wäre.
Jugendtreff gegründet Nach und nach beruhigte sich die Situation. Sein Bruder hätte ihn nicht verurteilt, sondern Fragen gestellt, was er ihm hoch anrechne. «Schwul zu sein ist in einer patriarchalen Gesellschaft so schlimm, dass man sich als Hetero nicht mal damit befassen darf und deshalb nichts darüber weiss. Es hat viel Zeit und Tränen gebraucht, bis mich alle verstanden haben.»
Pascal Pajic engagierte sich weiter bei der JUSO Graubünden und gründete ausserdem die queere Gruppe «whatever». Der Bündner Jugendtreff unterstützt bei Problemen und bietet einen geschützten Raum, ohne Vorurteile oder Ausgrenzung.
Ob schwul, lesbisch, bi, trans-, inter- oder asexuell; die Sexualität sei etwas Komplexes, sagte Pascal in einem Interview mit der Südostschweiz. Man könne sie nicht mit einfachen Worten definieren. Sie sei eben queer. «Und deshalb ist es wichtig, dass wir uns zusammentun, auch um gegen aussen zu kommunizieren.»
Auch Schauspieler Jim Parsons bezeichnet sein Coming-out bei seinen Eltern als «nicht gerade lustig». Unseren Beitrag zu seiner Outing-Geschichte findest du hier.
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