Holocaust-Gedenken: Stuttgart erinnert an LGBTIQ-Opfer

Im Landtag von Baden-Württemberg liegt der Schwerpunkt der Erinnerung auf der Opfergruppe der wegen sexueller Orientierung Verfolgten

Foto: Screenshot der Einladung zur Gedenkstunde in Stuttgart
Foto: Screenshot der Einladung zur Gedenkstunde in Stuttgart

Am 27. Januar 2019 wird der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus begangen. Anlass ist der 74. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Schon im Vorfeld finden Gedenkstunden statt, die auch der LGBTIQ-Opfer gedenken.

Der Landtag von Baden-Württemberg veranstaltet am Freitag im Haus des Landtags eine feierliche Gedenkstunde zu Ehren der Opfer des Nationalsozialismus. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt der Erinnerung auf der Opfergruppe der wegen sexueller Orientierung Verfolgten. Zuvor findet ein Stilles Gedenken am Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zwischen Altem Schloss und Karlsplatz statt.

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Dass ein solches Erinnern an queere Opfer auch im Bundestag möglich wird, dafür wirbt eine Petition des Historikers Lutz van Dijk. Die Initiative richtet sich an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), der bisher jedoch sämtliche Gesprächsangebote ausgeschlagen hat. Kurz vor dem vor dem diesjährigen Gedenken fordern die Initiatoren in einem offenen Brief an Schäuble, welcher der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag vorlag, erneut ein persönliches Gespräch und verwiesen darauf, dass bereits mehrfach an bestimmte Opfergruppen erinnert wurde.

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Die von mehreren Musikdarbietungen begleitete Gedenkstunde, die um 11 Uhr im Stuttgarter Plenarsaal beginnt, wird durch Parlamentspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) eröffnet. Auf ein Grusswort von Joachim Stein, Vorstandsmitglied des Stuttgarter LGBTIQ-Zentrums Weissenburg, folgt ein Fachvortrag von Professor Dr. Wolfram Pyta vom Historischen Institut der Uni Stuttgart. Sein Thema lautet: «Rosa Winkel und Weisse Rose – Freiheitsstreben in der NS-Diktatur». Am Nachmittag folgt dann eine Führung durch eine Sonderausstellung über Lesben im Nationalsozialismus im Museum Hotel Silber, einem ehemaligen Sitz von Polizei und Gestapo.

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit (Foto: Kriss Rudolph)
Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit (Foto: Kriss Rudolph)

Unter anderem auch in Sachsen finden Gedenkfeiern statt. Der CSD Pirna e.V. wird einen Kranz für die Opfer des NS-Regimes an der Gedenkstätte in der Grohmannstraße in Pirna niederlegen und stellvertretend für die vielen Homosexuellen, die unter den Nazis nach §175 verhaftet, verschleppt, eingesperrt und gezielt ermordet wurden, die Biografie des in Pirna geborenen Karl Emil Heinrich verlesen. 

In Berlin wird ebenfalls der homosexuellen Nazi-Opfer gedacht. Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas laden am Sonntagmittag um 12 Uhr zu einem stillen Gedenken am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Tiergarten ein.

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden lesbische und schwule Lokale geschlossen Die Nationalsozialisten hielten Homosexualität für eine «widernatürliche Veranlagung» , für eine den so genannten «Volkskörper» schädigende «Seuche», die «auszurotten» sei. Schon kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden im März 1933 die lesbischen und schwulen Lokale Berlins geschlossen. Die vollständige Infrastruktur der ersten deutschen Homosexuellenbewegung, Lokale, Vereine, Verlage sowie Zeitschriften wurden aufgelöst, verboten, zerschlagen und zerstört. Im Herbst 1934 setzte die systematische Verfolgung homosexueller Männer ein.

KZ-Häftlingsuniformen in einem Ausstellungsraum in Auschwitz (Foto: Kriss Rudolph)
KZ-Häftlingsuniformen in einem Ausstellungsraum in Auschwitz (Foto: Kriss Rudolph)

50.000 Männer wurden unter den Nazis zu Freiheitsstrafen verurteilt. Schätzungen zufolge wurden ausserdem bis zu 15.000 Schwule in Konzentrationslager gebracht, wo sie oft grausam gequält wurden. Mehr als die Hälfte kam ums Leben.

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