Neuer Rekord beim CSD Bremen: «Irgendwann wieder Rebellion»?

Fast 30’000 Menschen wurden bei der Demo gezählt

CSD in Bremen 2025
(Bild: Stephan Bischoff)

Unter dem Motto «Pride must go on! Gemeinsam. Laut. Für alle» fand am Samstag in Bremen die diesjährige Demo statt.

Angesichts zunehmender Bedrohung von rechts sagt CSD-Sprecher Greene, es könnte nötig werden, «dass die Demo, die derzeit noch wie ein grosses Fest der Toleranz daherkommt, nicht irgendwann wieder den Grundgedanken der Rebellion in den Vordergrund stellen muss.»

Mit 20’000–25’000 Teilnehmenden hatten Veranstaltende und Polizei gerechnet, gekommen sind nach Polizeiangaben fast 30’000. Damit gab es erneut eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr, als 23’000 gezählt wurden. 

Mit knapp 50 Fahrzeugen und zahlreichen Fussgruppen zog der Marsch durch die gesamte Bremer Innenstadt. Trotz vereinzelter Unterbrechungen verlief die Demonstration weitgehend störungsfrei. Allerdings gab es nach dem CSD eine homofeindliche Bedrohung mit dem Messer (MANNSCHAFT berichtete).

Entlang der Strecke wurde getanzt, gesungen und geflirtet – von wegen unterkühlte Norddeutsche. Zugleich trugen viele Schilder deutliche politische Botschaften.

Jermaine Greene, Sprecher CSD Bremen

«Wir sind noch nicht perfekt in unserer Umsetzung des inklusiven Konzeptes, aber wir wollen uns auf diesem Weg weiterentwickeln»

Jermaine Greene, CSD-Sprecher

Das Motto des Bremer CSD wurde auch inhaltlich mit Leben gefüllt. Inklusivität und Teilhabe standen im Mittelpunkt. «Wir sind sicherlich noch nicht perfekt in unserer Umsetzung des inklusiven Konzeptes, aber wir wollen weiterhin inklusiv sein und uns auf diesem Weg weiterentwickeln», sagte CSD-Sprecher Jermaine Greene.

Auf Transparenten thematisierten die Teilnehmenden etwa die Debatte um das Selbstbestimmungsgesetz, die geplanten Sonderregister für trans Personen, die Situation queerer Geflüchteter, die Wertschätzung von Diversität sowie Respekt innerhalb der Community.

Politische Botschaften im Vordergrund «Wir wissen alle nicht, ob es nicht notwendig werden könnte, dass diese Demonstration, die derzeit noch wie ein grosses Fest der Toleranz daherkommt, nicht irgendwann wieder den Grundgedanken der Rebellion in den Vordergrund stellen muss», so Greene. Angesichts zunehmenden Gegenwinds sei es entscheidend, dass die Community enger zusammenrücke und eine Plattform schaffe, auf der sich alle willkommen fühlen.

CSD in Bremen 2025
(Bild: Stephan Bischoff)
CSD in Bremen 2025
(Bild: Stephan Bischoff)
CSD in Bremen 2025
(Bild: Stephan Bischoff)
CSD in Bremen 2025
(Bild: Stephan Bischoff)
CSD in Bremen 2025
(Bild: Stephan Bischoff)
CSD in Bremen 2025
(Bild: Stephan Bischoff)
CSD in Bremen 2025
(Bild: Stephan Bischoff)
CSD in Bremen 2025
(Bild: Stephan Bischoff)
CSD in Bremen 2025
(Bild: Stephan Bischoff)
CSD in Bremen 2025
(Bild: Stephan Bischoff)
CSD in Bremen 2025
(Bild: Stephan Bischoff)

Vor Beginn der Parade nahmen mehrere Bremer Senator*innen die Forderungen des CSD entgegen. Traditionell schliessen sie sich danach ihren jeweiligen Gruppen an, gehen aber nicht an der Spitze. «Es ist ja immer die Frage, für wen ist der Christopher Street Day?», sagte Greene.

«Das ist ein Tag für queere Menschen, für marginalisierte Menschen, für Junge und Ältere, für BIPoC, für Geflüchtete, für Menschen mit Behinderung. Eine Demonstration für Menschenrechte und mehr Gleichberechtigung. Natürlich freuen wir uns über alle Politiker*innen, die sich anschliessen, aber sie sind an diesem einen Tag nicht das Zugpferd.»

«Es ist immer spannend, wie sich alle damit beschäftigen, wer nicht dabei ist, statt darauf zu schauen, wer dabei ist.»

Jermaine Greene, CSD-Sprecher

Im Vorfeld hatte die Entscheidung, der FDP keinen eigenen Wagen zu gestatten, für Diskussionen gesorgt (MANNSCHAFT berichtete). Greene erklärte dazu: «Es ist ja immer spannend, wie sich alle damit beschäftigen, wer nicht dabei ist, statt darauf zu schauen, wer dabei ist. … Vielmehr ging es nicht um den Gesetzesantrag an sich, sondern um das Begleitschreiben und den darin verwendeten Ton. Dort wurde ganz klar eine populistische, queerfeindliche Sprache gewählt.»

CSD in Bremen 2025
(Bild: Stephan Bischoff)

Sichtbarkeit und Selbstermächtigung Der CSD Bremen 2025 war zugleich ein Fest der Community – mit Stolz, Widerstandskraft und Selbstbehauptung. Im Rahmenprogramm traten u. a. Queeraspora, die Tanzgruppe Pride Moves, das Inklusionsprojekt Unikat sowie das Rat&Tat Zentrum auf. Am Abend versammelten sich unzählige Menschen in den Wallanlagen zum gemeinsamen Ausklang.

Die Stimmung unterschied sich jedoch von den Vorjahren. Auffällig war der massive Polizeieinsatz. Strassenkreuzungen wurden mit LKW blockiert, der gesamte Zug eng begleitet. «Sehr vielen Menschen wird langsam wieder bewusster, warum wir auf die Strasse gehen, warum das wichtig ist und dass es jedes Jahr wichtiger wird, Haltung zu zeigen und Rückgrat zu beweisen», so Greene.

Am Rande der Route kam es laut Polizei zu mehreren Vorfällen: Ein Autofahrer durchbrach Absperrungen und verletzte einen Beamten, zwei Männer zeigten den Hitlergruss. In allen Fällen wurden Ermittlungen eingeleitet.

Sexarbeit in Berlin: «Lieber weniger verdienen als Kunden verlieren» – Rund 1950 Sexarbeiter*innen sind laut Sozialverwaltung in Berlin gemeldet – deutlich mehr als im vergangenen Jahr: Etwa ein Jahr zuvor waren es noch rund 1270 (MANNSCHAFT-Story).

Unterstütze LGBTIQ-Journalismus

Unsere Inhalte sind für dich gemacht, aber wir sind auf deinen Support angewiesen. Mit einem Abo erhältst du Zugang zu allen Artikeln – und hilfst uns dabei, weiterhin unabhängige Berichterstattung zu liefern. Werde jetzt Teil der MANNSCHAFT!

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare