Marcel Mann: Homophobie ist nichts für Angsthasen!
Die ganze Welt ist ängstlich. Ausser vielleicht Claudia Obert («Promis unter Palmen», Sat.1)
Der verstorbene Comedian und Moderator Marcel Mann hat auch als Kolumnist gearbeitet. Für MANNSCHAFT schrieb er u.a. über menschliche Ängste. Es gab einige, die er durchaus verstehen konnte. Homophobie gehörte nicht dazu.
Hallo, bevor es direkt mit investigativem Nichtjournalismus losgeht, möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Marcel Mann und ja, der aufmerksame Leser, mit dem Auge fürs Offensichtliche, wird anhand meines kleinen Bildes sehen, der Nachname ist eine eher ungenaue Beschreibung meiner Person. Dies nehme ich milde lächelnd (siehe Bild) zur Kenntnis und freue mich auf eine angenehme Kolumnenschafft. Ob es dieses Wort tatsächlich gibt, liegt im Ermessen jedes Einzelnen.
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Jetzt mal unter uns: In diesen Tagen eine amüsante Kolumne zu schreiben ist fast so, als würde man beim Supermarkt Orangenschalen aufs Kassenband legen und dreist sein Pfandgeld zurückverlangen. Ob man damit durchkommt, ist fraglich. Ähnlich fraglich wie Claudia Oberts Alkoholkonsum, aber doch irgendwie machbar.
Derzeit sind alle voller Angst. Die ganze Welt ist ängstlich. Oder verzweifelt oder genervt. Einige sind auch resigniert oder haben Sonnenbrand. Darum geht’s jetzt nicht. Aber Angst steht momentan ganz oben auf der Verbrauchsskala der weltweiten Emotionen. Angst hat ja auch seine Daseinsberechtigung. Die brauchen wir in haushaltsüblichen Mengen, damit wir uns nicht mit der Nagelpistole Ohrlöcherstechen oder Cord in der Öffentlichkeit tragen. Unsere Oma sagte ja schon «Übermut tut selten gut», aber das Wörtchen selten lässt einen gewissen Spielraum für «manchmal tut es eventuell auch Not übermütig zu sein». Die erste Frau, die Hosen anzog, hatte sicher auch eine gewisse Dosis Übermut in der Blutbahn. Wo war ich … Ach ja Ängste.
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Kann man haben, braucht man aber zu viele auf Vorrat. Schauen wir uns eine Angst mal genauer an. Die Homopobie. Von altgriechisch homós «gleich» und phóbos «Angst». Eine ganz exquisite Angst. Eine wahre Liebhaberangst für Menschen, die keiner lieb hat. Nicht zu verwechseln mit Hummusphobie. Die Angst vor pürierten Kichererbsen. Eine ernstzunehmende Angst von Hülsenfürchtlern. Über das letzte Wort im vorherigen Satz nochmal sorgfältig drüber lesen … Gern geschehen. Homophobie – die Angst vor … nix!
Manche Ängste kann man verstehen. Man war gerade beim Friseur, hat die beste Dauerwelle der Welt, und plötzlich beginnt es zu nieseln. Das ist eine, auf physikalischen Gesetzen, beruhende Angst. Aber Homophobie? Eine menschenverachtende Antihaltung im Deckmantel einer Angst. Was glauben denn homophobe Menschen was im allerdollsten Worst Case passiert und somit ihre Angst vollumfänglich begründet? Dass in der Fussgängerzone in Neuss* aus Versehen ein stark homosexueller Mann mit kampfbereit erigiertem Penis aus dem toten Winkel in sie hinten rein stolpert? Unwahrscheinlich. Homosexuelle meiden Neuss*.
Übrigens: Die grösste Angst von heterosexuellen Männern ist es, von einer Frau ausgelacht zu werden. Die grösste Angst von Frauen hingegen ist es von einem Mann umgebracht zu werden. Ihr merkt, es gibt ein Prioritätsgefälle, wenn es um Ängste geht. Das schlimmste was einem durch schwule Nachbarn passieren kann, ist die öffentliche Demütigung die schlichte Begrünung des eigenen Balkons betreffend im Vergleich zum aufgefahrenen Tropical Island zwei Etagen drüber. Spätestens im November ist diese Schmach vegessen. Ergo: Homophobe Menschen sind das Problem und nicht ihre Pseudoangst.
Derzeit haben viele Menschen Angst. Aber nicht jede Angst, die wir zu fühlen glauben, braucht unsere Beachtung. Manchmal hilft es einfach sich zu fragen: Was würde Claudio Obert tun?
Im Zweifel irgendwas mit Sekt.
Mehr von Marcel Mann gibt es hier!
*Liebe Homohasser in der Schweiz: Stellen Sie sich das Szenario einfach in Wangen an der Aare vor!
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