Manchester Pride ist insolvent: Acts und Unternehmen sehen kein Geld

Die Manchester Pride 2023 war ein viertägiges Festival.
Die Manchester Pride 2023 war ein viertägiges Festival. (Bild: Ian Betley, CC BY-NC 2.0)

Einer der grössten queeren Events Europas steht vor einem Scherbenhaufen: Manchester Pride ist insolvent.

Die Charity-Organisation hinter dem traditionsreichen LGBTIQ-Festival hat laut BBC bekannt gegeben, dass sie in die freiwillige Liquidation geht und damit nicht nur Mitarbeitende, sondern auch zahlreiche Künstler*innen im Stich lässt, die bis heute auf ihre Gagen warten. Die Manchester Pride fand zuletzt imi August 2025 statt mit Headlinern wie Billy Porter, Nelly Furtado und Olly Alexander.

Wie die BBC berichtet, bestätigte der Vorstand am Mittwoch, dass der Verein «nicht länger finanziell tragfähig» sei. Grund sei eine Kombination aus gestiegenen Kosten, rückläufigen Ticketverkäufen und einem gescheiterten Bewerbungsversuch für die Austragung der Euro Pride (MANNSCHAFT berichtete). Bereits seit Wochen kursierten Gerüchte über Zahlungsausfälle, nachdem Acts öffentlich gemacht hatten, dass sie seit dem August-Bankfeiertag auf ihr Geld warten.

Unter den Betroffenen ist auch Zahirah Zapanta, bekannt aus RuPaul’s Drag Race UK. In einem Instagram-Post schrieb sie, es sei «zutiefst enttäuschend», dass sie und andere bis heute nicht bezahlt worden seien, während «mehrfache E-Mails und Zahlungsanfragen ignoriert wurden». Auch andere queere Künstler*innen wie Saki Yew (Drag Race UK 2024) berichten laut BBC von «keiner Kommunikation und keiner Antwort» seitens der Pride-Organisation.

Wie der Guardian berichtet, summieren sich die ausstehenden Zahlungen auf mehrere tausend Pfund, betroffen sind Dutzende von Acts, Lieferant*innen und kleinen Unternehmen. Dabei hatte Manchester Pride erst 2023 noch rund £468'000 Verlust verzeichnet, während gleichzeitig über £105'000 an queere Gruppen und Initiativen ausgeschüttet wurden.

Die Veranstaltung, die jährlich etwa 100'000 Besucher*innen anzieht und für viele das queere Herz Nordenglands symbolisiert, ist damit in eine existenzielle Krise geraten. Nach London und Brighton gilt Manchester Pride als drittgrösster LGBTQ-Event im Vereinigten Königreich und als wichtiger Wirtschaftsfaktor: Laut den Organisator*innen habe das Festival über £100 Millionen zur Stadtökonomie beigetragen, seit die Corona-Beschränkungen aufgehoben wurden.

Schon 2021 gab es massive Kritik, als Manchester Pride die Förderung zweier Community-Stiftungen kürzte, während der damalige CEO eine Gehaltserhöhung von £20'000 erhielt. Nun prüft die Charity Commission die Finanzen der Organisation und hat laut BBC einen Compliance-Fall eröffnet.

Auch die Stadt zeigt sich ernüchtert. Die Vorsitzende des Stadtrats, Bev Craig, nannte den Schritt «enttäuschend», betonte aber zugleich, dass Pride in Manchester weiterleben werde. «Wir werden eine aktive Rolle dabei spielen, die LGBTIQ-Community zusammenzubringen, um ein neues Kapitel für Manchester Pride zu gestalten», sagte sie.

Von Seiten der Trans Pride Manchester, die 2023 erstmals stattfand, kam deutliche Kritik: In einer Erklärung prangerte der Vorstand die «mangelnde Transparenz und fehlende Rechenschaftspflicht» an. «Die Community von Manchester verdient Besseres», heisst es dort. «Wir verdienen eine Pride, die uns gehört – nicht den Sponsoren, nicht den Aktionär*innen. Jetzt ist die Zeit, gemeinsam ein nachhaltiges, community-zentriertes Pride zu entwickeln.» Vielleicht, so klingt es seitens Trans Pride Manchester, ist dieses Ende auch ein Neuanfang: «Das Ende der Manchester Pride ist keineswegs ein Ende der Pride in Manchester.»

Mehr: London verliert eine weitere queere Feier-Location: die G-A-Y Bar in Soho. Das hat Besitzer Jeremy Joseph angekündigt (MANNSCHAFT berichtete)

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