++ Leerstand nach Berio-Schliessung ++ AfD und Union in Umfrage gleichauf ++

Die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland

Foto: Café Berio

Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland.

Unser Nachrichtenüberblick ab dem 31. März 2025.

++ Leerstand nach Berio-Schliessung ++

Vor gut einem halben Jahr musste das Café Berio, eine queere Institution im Berliner Nollendorfkiez, schliessen. Seitdem herrscht an dem Standort Leerstand! «Das zeigt einmal mehr, wie verantwortungslos die Kündigung war», sagt der Grünen-Abgeordnete im Abgeordnetenhaus, Sebastian Walter. «Auch an anderen Orten im Kiez geraten kleine Läden, Cafés und soziale Träger mit ihren Mieträumlichkeiten zunehmend unter Druck.»

Im Herbst waren alle Versuche gescheitert, das Berio in Berlin zu retten, von dem seine Unterstützer*innen als «Treffpunkt der queeren Community, Wohlfühlort für Kunst und Kultur» schwärmten. Mitte September musste der Laden schliessen – eines der traditionsreichsten Berliner Kaffeehäuser, das über Jahrzehnte ein beliebter queerer Treffpunkt war, mitten im Regenbogenkiez (MANNSCHAFT berichtete).

++ AfD und Union in Umfrage gleichauf ++

Die queerfeindliche AfD zieht zum ersten Mal mit der Union gleich. Knapp sechs Wochen nach der Bundestagswahl kommen Union und AfD in der Sonntagsfrage beide auf 24 Prozent. Das ergab eine Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Insa für die Bild-Zeitung. Für die AfD ist das ein Plus von einem Prozentpunkt im Vergleich zur letzten Befragung und ihr bester Wert bisher in der Umfrage. Der Wahlsieger, die Union um Friedrich Merz, die das Selbstbestimmungsgesetz wieder abschaffen will (MANNSCHAFT berichtete), verliert dagegen zwei Prozentpunkte.

CDU und CSU hatten die Wahl am 23. Februar mit 28,5 Prozent der Zweitstimmen gewonnen und verloren zuletzt an Zustimmung der Wähler*innen. Die AfD landete mit 20,8 auf Platz zwei.

++ FC Köln für Diversity ++

Der 1. FC Köln wird im Heimspiel am 28. Spieltag der 2. Bundesliga gegen Hertha BSC mit einem Diversity-Trikot für Vielfalt im Sport und in der Gesellschaft werben. Erstmalig werden in einem besonderen Trikot-Design nicht nur die Logos der Werbepartner, sondern auch das FC-Wappen, das Logo des Ausstatters Hummel sowie die Stadionpylone an der Seite des aktuellen Heimtrikots in Regenbogenfarben erstrahlen. Vor der Partie am morgingen Samstag werden die Kölner in besonderen Shirts zum Aufwärmen auflaufen.

«Wir freuen uns sehr, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern Rewe und Devk sowie unserem Ausrüster hummel ein deutliches Zeichen für Vielfalt im Sport und in der Gesellschaft setzen werden. Wir bedanken uns für die langjährige Unterstützung in diesem Thema, für das wir uns gerade in der aktuellen Zeit gar nicht laut genau einsetzen können», erklärt FC-Geschäftsführer Philipp Türoff.

++ Zehnjähriges Jubiläum der Studentenküsse ++

Am 19. April startet die neue Queer-Tour-Heidelberg-Saison. Dabei handelt es sich laut Pressemitteilung um eine Altstadtführung mit dem Schwerpunkt «Heidelberg und homosexuelle Geschichte». Die Themen reichen von homosexuellen Heidelberger Persönlichkeiten – vom Barock bis in die Neuzeit –, über bisher ungenannte und unbekannte Schicksale, die Verfolgung und Ermordung homosexueller Menschen in der Nazizeit, bis hin zum heutigen queeren Leben in der Stadt.

Gästeführer Steffen Schmid bei seiner QueerTour auf dem Marktplatz in Heidelberg
Gästeführer Steffen Schmid bei seiner Queer Tour auf dem Marktplatz in Heidelberg (Bild: Sabine Arndt / QueerTour Heidelberg)

So erzählt eine der Geschichten, dass es 2015 zum zehnjährigen Jubiläum der Sternengala queere Studentenküsse gab, die damit nun ihr zehnjähriges Jubiläum feiern – kreiert und gesponsert von Lieselotte Knösel, der Urenkelin von Fridolin Knösel, der den Studentenkuss erfand und das Café Knösel gründete. «Vielleicht werden diese Studentenküsse bei der Queer Tour wieder zum Leben erweckt …», deutet Gästeführer Steffen Schmid an, der die Queer Tour Heidelberg erarbeitete und durchführt. Eine Anmeldung für die Touren ist erwünscht, weitere Informationen finden sich hier.

++ Homophob beleidigt und bedroht ++

Weil er einen Mitarbeiter einer kirchlichen Einrichtung am Bahnhof Zoo in Berlin homophob beleidigt und bedroht haben soll, wurde ein Mann am Mittwoch Vormittag vorläufig festgenommen. Gegen 9 Uhr erhielten Einsatzkräfte des Polizeiabschnitts 25 den Auftrag, zu einer randalierenden Person in die Jebensstrasse zu fahren. Dort trafen die Polizeikräfte u.a. auf einen 28-Jährigen, der angab, im Rahmen seines sozialen Dienstes in einen Disput mit einem Bedürftigen geraten zu sein. Dieser wollte sich nicht von dem Hilfeleistenden bedienen lassen.

Im weiteren Verlauf soll er den 28-Jährigen mehrfach homophob beleidigt und bedroht haben. Noch auf dem Weg in ein Polizeigewahrsam äusserte sich der 32-Jährige abfällig. Mit Abschluss der polizeilichen Massnahmen konnte er seinen Weg fortsetzen, erhielt zuvor aber noch einen Platzverweis für die kirchliche Einrichtung. Die weiteren Ermittlungen dauern an.

++ Tod nach BDSM-Spielen? ++

Polizisten haben im Regenbogenkiez am Montagabend einen toten Mann gefunden. Der 47-Jährige wurde in einer Wohnung in der Fuggerstrasse gefunden, die speziell für SM-Praktiken eingerichtet war. Alarmiert wurde die Polizei den Angaben zufolge von einem 26 Jahre alten Mann: Die beiden sollen die Wohnung für die Nacht zum Dienstag gebucht haben. Laut einem B.Z.-Bericht gibt es in dem Appartement einen Play Room mit Käfig, Bondagebett, Prügelbock u.a.

Die Polizei geht nach ersten Ermittlungen nicht von einem Fremdverschulden aus. Dennoch sei eine Obduktion angeordnet worden, hiess es. Die Ermittlungen sollen nun klären, ob es sich bei der Todesursache um einen Unfall oder einen medizinischen Grund handelt, hiess es.

++ Kampagne für inter Sichtbarkeit ++

Etwa jeder 60. Mensch in Berlin ist inter, hat also angeborene körperliche Merkmale, die sich nicht (nur) weiblich oder (nur) männlich einordnen lassen. Zu Intergeschlechtlichkeit sind noch immer viel Unwissen und Fehlannahmen verbreitet. Das erschwert es, Diskriminierung und Teilhabehürden abzubauen, die Gesundheitsversorgung für inter Menschen zu verbessen oder inter Kindern ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen. Deshalb hat die für Antidiskriminierung zuständige Senatsverwaltung online und an 250 Orten stadtweit die Kampagne «Inter*Leben in Berlin» mit Portraits von inter Berliner*innen veröffentlicht.

Lynn ist Front Person der Death Metal Band „Human Abyss” und Softwareentwickler in Berlin.
Lynn ist Front Person einer Death Metal Band und Softwareentwickler (Bild: Berlin.de)

Senatorin Cansel Kiziltepe: «Mir ist es wichtig, dass intergeschlechtliche Menschen ohne Angst und Scham in Berlin leben können. Sie sind Teil dieser Stadt und gestalten sie aktiv mit.» Das zeige man mit der Kampagne.

++ Mann verletzt und homophob beleidigt ++

In der Nacht zu Montag kam es zu einer Körperverletzung sowie zu einer Beleidigung mit homophobem Hintergrund im Berliner Hansaviertel. Nach ersten Erkenntnissen soll ein Mann (40) aus ungeklärter Ursache einen 32-Jährigen auf dem Bahnsteig des U-Bahnhofes Hansaviertel getreten, geschlagen haben und homophob beleidigt haben. Der Betroffene habe sich seinerseits mit Faustschlägen gegen den Angriff zur Wehr gesetzt. Der 40-Jährige verspürte Schmerzen im Gesicht, lehnte eine Behandlung jedoch ab. Der 32-Jährige lehnte ebenfalls eine ärztliche Behandlung ab.

Eine freiwillige Atemalkoholmessung bei dem 40-Jährigen ergab einen Wert von rund 1,9 Promille. Eine Richterin ordnete eine Blutentnahme bei dem Tatverdächtigen an. Nach erfolgter erkennungsdienstlicher Behandlung wurde der 40-Jährige wieder auf freien Fuss gesetzt. Die Ermittlungen des Polizeilichen Staatsschutzes des LKA dauern an.

++ Sachsen-Anhalt bereitet sich auf Pride-Saison ++

Sachsen-Anhalt bereitet sich auf die Pride-Saison vor. Auftakt ist die CSD-Gala am 11. April. Hier werde man nicht nur die Erfolge des vergangenen Jahres feiern, sondern auch voller Energie auf die kommenden Monate blicken, heisst es in einer Ankündigung. Da gibt es u.a. die CSD-Eröffnung in Schönebeck am 26. April. Alle Pride-Termine in 2025 für D-A-CH findest du hier.

Bereits an diesem Montag findet anlässchlich des Transgender Day of Visibility eine Ausstellung für Trans-Sichtbarkeit statt, sie läuft von 11.00 bis 19.00 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz in Magdeburg.

Gericht in Japan urteilt: Das Verbot der Ehe für alle ist «unzumutbar» und verfassungswidrig. Es ist bereits das fünfte Urteil zu dem Thema (MANNSCHAFT berichtete).

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare