Trotz Warnhinweisen und Übelkeit: «Sancta» in Stuttgart ausgebucht
Oper bis der Arzt kommt
«Jetzt erst recht» mögen sich manche gedacht haben. Denn die Ticket-Nachfrage nach der provokanten «Sancta»-Performance in Stuttgart ist nach Berichten über Arzteinsätze explodiert.
Neben aufreizend deutlichen lesbischen Liebesszenen wird die sexuelle Unterdrückung der Frau angeprangert.
Trotz - oder gerade wegen - einer Alterseinschränkung, fettgedruckter Warnhinweise und Berichten über Notarzteinsätze gibt es für die verbliebenen fünf Vorstellungen der provokanten und blutigen Opernperformance «Sancta» in Stuttgart keine Karten mehr. «Nachdem die Nachrichten gestern explodiert sind, sind von gestern auf heute sämtliche verbleibenden Vorstellungen ausverkauft worden», sagte der Sprecher der Staatsoper, Sebastian Ebling, der Deutschen Presse-Agentur. Die Nachfrage sei aber auch schon zuvor gut gewesen. Nach Stuttgart ist das Stück Ende November an zwei bereits ausverkauften Abenden an der Volksbühne in Berlin zu sehen.
Bei den ersten beiden Stuttgarter «Sancta»-Abenden am vergangenen Wochenende hatten Besucher*innen über Übelkeit geklagt. In drei Fällen war nach Opern-Angaben ein Arzt dazugeholt worden.
Mit ihren Arbeiten, bei denen sie radikal und freizügig weibliche Körper in Szene setzt, schmerzhafte Stunts einbaut und auch vor Trash nicht zurückschreckt, sorgt die Performance-Künstlerin Florentina Holzinger seit Jahren für Aufsehen in der Theaterwelt. In «Sancta» bringt sie mit aufreizender Deutlichkeit lesbische Liebesszenen auf die Bühne, zieht christliche Rituale ins Lächerliche und prangert die sexuelle Unterdrückung der Frau an.
In Schwerin und Wien war die sogenannte Performance-Oper bereits vor ausverkauften Reihen umjubelt worden. Vorfälle wie in Stuttgart habe es aber nicht gegeben, teilte Katharina Nelles mit, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit beim Mecklenburgischen Staatstheater.
In Stuttgart hatten einige Zuschauer*innen hingegen ihre Leidensfähigkeit möglicherweise unterschätzt und mussten vor allem vom Besucherservice versorgt werden. Dabei warnt das rund 1400 Plätze fassende Haus auf seiner Homepage ausdrücklich, die Aufführung der skandalumwitterten österreichischen Aktionskünstlerin zeige explizite sexuelle Handlungen sowie Darstellungen und Beschreibungen auch von sexueller Gewalt. Auch seien echtes Blut sowie Kunstblut, Piercingvorgänge und eine Verwundung zu sehen. Stroboskopeffekte, Lautstärke und Weihrauch würden ebenfalls eingesetzt.
«Das ist die Idee hinter der Freiheit von Kunst. Wer sich das nicht anschauen will, bleibt bitte weg.»
Auch der baden-württembergische Kunststaatssekretär Arne Braun (Grüne), der die Premiere selbst besucht hatte, kann mit Kritik an der Performance wenig anfangen: «Diese Fragen nach Spiritualität, Glaube, Gemeinschaft und Rolle der Geschlechter müssen verhandelt werden, immer wieder aufs Neue, auch auf der Bühne», sagte er der dpa. «Das ist die Idee hinter der Freiheit von Kunst. Und wer sich das nicht anschauen will, bleibt bitte weg.»
Daniel Craig wollte mit «Queer» etwas «Schönes und Unvergessliches» schaffen. Premiere des neuen Luca-Guadagnino-Streifens war beim Filmfestival in Venedig (MANNSCHAFT berichtete).
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