Bolsonaro festgenommen: Pride in Rio de Janeiro wird zum grossen Fest

Rio de Janeiro Pride 2025
Die berühmte Regenbogenflagge der Pride in Rio soll 124 Meter lang sein. (Bild: Bob Karp/ZUMA Press Wire/dpa)

Tausende Menschen feierten am gestrigen Sonntag Pride in Rio de Janeiro gefeiert. Die überraschende Festnahme von Ex-Präsident Jair Bolsonaro sorgte entlang der Copacabana für besonders viel Jubel.

Die Stimmung bei der jährlichen Pride-Parade in Rio de Janeiro war ausgelassen, geprägt von Musik, Tanz und politischen Botschaften. Immer wieder hallten Rufe wie «Er ist im Gefängnis!» und «Bolsonaro raus!» von den Trucks über den Strand. Viele Teilnehmende reagierten mit Befreiung auf die Nachricht, dass der ehemalige Präsident einen Tag zuvor in Untersuchungshaft genommen worden war.

Jair Bolsonaro und seine homofeindlichen Äusserungen waren lange ein Angriffspunkt für die LGBTIQ-Community Brasiliens. Besonders gross war deshalb die Freude bei Menschen wie Emy Mateus Santos, einer 25-jährigen Dozentin für Kunst, Theater und Tanz. «Die Festnahme zeigt, dass es sich lohnt, gegen Hass zu kämpfen und dass die Zukunft für Menschen wie uns möglich ist», sagte sie gegenüber der Associated Press. Santos trug ein T-Shirt in den Farben der brasilianischen Flagge – ein Symbol, das Bolsonaro-Anhänger oft für sich beansprucht hatten.

Rio de Janeiro Pride 2025
Bolsonaros Festnahme sorgte für ausgelassene Stimmung entlang der Copacabana. (Bild: Bob Karp/ZUMA Press Wire/dpa)

Der ehemalige Präsident war nach seiner Wahlniederlage 2022 wegen versuchten Staatsstreichs zu 27 Jahren Haft verurteilt worden (MANNSCHAFT berichtete). Nachdem er zunächst unter Hausarrest stand, ordnete der Oberste Gerichtshof nun seine vorzeitige Inhaftierung an. Der Richter begründete dies mit Fluchtgefahr. Bolsonaro gab zu, an seinem Fussmonitor manipuliert zu haben und erklärte dies später mit einem «Nervenzusammenbruch».

Einige Teilnehmende trugen Sticker mit der Aufschrift «Keine Amnestie!. Sie richteten sich gegen einen Gesetzesentwurf, der Strafen für Personen reduzieren soll, die am versuchten Putsch beteiligt waren. Ein riesiges Regenbogenbanner wurde gemeinsam durch die Menge getragen, begleitet von Trucks mit Botschaften wie «Ohne Lesben sind Rechte keine Menschenrechte» oder «Rio ohne LGBTIQ-Feindlichkeit».

Rio de Janeiro Pride 2025
In Brasilien ist Gewalt gegen Queers ein grosses Problem. (Bild: Bob Karp/ZUMA Press Wire/dpa)

Die Pride in Rio blickt auf 30 Jahre Geschichte zurück. «Vor drei Jahrzehnten mussten wir 1000 Pappmaché-Masken basteln, weil viele Angst hatten, erkannt zu werden», erinnerte Organisator Cláudio Nascimento gegenüber der Associated Press. Heute seien Masken ein Zeichen der Freude – ein Symbol für die Sichtbarkeit der Community.

Die Casa Resistencias ist ein Schutzhaus in Rio de Janeiro mit einer Mission: Menschen aus der Community ein (vorübergehendes) Zuhause bieten (MANNSCHAFT-Story)

Auch wenn sich die Situation für queere Menschen in Brasilien verbessert hat, bleibt Gewalt ein ernstes Problem. Mindestens 291 LGBTIQ-Personen wurden 2024 getötet (MANNSCHAFT berichtete). Für viele Aktivist*innen zeigt diese Zahl, dass Pride-Veranstaltungen weiterhin notwendig sind. «Solange diese Zahlen Realität sind, werden Pride-Märsche weiterhin notwendig sein», sagte der 34-jährige Flávio Salgueiro, der bei der Parade mitmarschierte. «Es ist wirklich wichtig zu zeigen, dass eine vereinte Community existiert in einer Gesellschaft, die ein Projekt hat, uns auszulöschen.»

Viele Aktivist*innen sehen Bolsonaros Politik als Treiber queerfeindlicher Angriffe. Die Abgeordnete Dani Balbi, die erste trans Frau im Landesparlament von Rio, sagte, Bolsonaro habe staatliche Programme für Vielfalt stark gekürzt. «Bolsonaro im Gefängnis zu sehen und dann sofort LGBTIQ-Trucks auf der Strasse – das ist eine Feier in der Hoffnung, dass Politiker wie er nie zurückkehren», sagte sie.

Mehr: LGBTIQ-Rechte eingeschränkt: EU-Verfahren gegen Slowakei (MANNSCHAFT berichtete)

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