Die meisten Morde an trans Personen werden in Brasilien verübt

Trans-Fahne
(Bild: Lia Bekyan, Unsplash)

Mit der weltweiten Zunahme autoritärer Regime verschärft sich in vielen Ländern die Rechtslage für trans Personen. Darauf weisen die SOS-Kinderdörfer zum Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie am 17. Mai hin.

In Regionen mit einer progressiveren Gesetzgebung bleibt zudem die grosse Kluft zwischen Rechtslage und Lebensrealität von trans Personen bestehen. Boris Breyer, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, sagt: «Es ist beschämend, dass Menschen wegen ihrer Geschlechtsidentität und Sexualität geächtet, kriminalisiert und getötet werden. Jedes Kind und jede erwachsene Person hat das Recht auf freie Persönlichkeitsentwicklung in allen Lebensbereichen.»

Menschen, die sich nicht mit dem bei ihrer Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren, sind extremen Gefahren ausgesetzt: Sie sind überproportional von Diskriminierung in allen Lebensbereichen, von sexualisierter Gewalt und Verfolgung betroffen - bis hin zu Hassmorden. Viele werden von ihren Familien verstossen, leben sozial isoliert und in Armut. Der Zugang zu Bildung und zu einer transspezifischen Gesundheitsversorgung bleibt ihnen verwehrt. Aussichtslose Zukunftsperspektiven aufgrund politischer und gesellschaftlicher Repressalien veranlassen viele, aus ihrem Heimatland zu fliehen, darunter zahlreiche Jugendliche.

Das zunehmend autoritäre geopolitische Klima führt in vielen Ländern wieder zur Eingrenzung der Rechte von trans Personen: Laut einer Verfassungsänderung in Ungarn wird nur noch eine binäre Definition von Geschlecht anerkannt (MANNSCHAFT berichtete). In der Türkei sind massive Einsparungen bei der transspezifischen Gesundheitsversorgung geplant. Die USA haben den Ausschluss von rund 1000 trans Personen aus dem Militärdienst veranlasst.

In einigen lateinamerikanischen Ländern zeichnet sich zwar eine tendenziell progressivere Gesetzgebung ab, dennoch sind trans Personen dort die am meisten gefährdete Gruppe innerhalb der LGBTIQ-Community. Laut dem «Trans Murder Monitoring 2024» wurden mehr als ein Drittel aller registrierten Morde an Transgender-Personen in Brasilien verübt.

Besonders schutzlos sind jüngere trans Personen, die den Grossteil der trans Community stellen. 79 Mordopfer waren laut dem «Trans Murder Monitoring» zwischen 15 und 25 Jahren alt.

Aufgrund patriarchalisch geprägtem Rollendenken werden Transgender-Frauen mit am meisten diskriminiert. Die Wenigsten haben Zugang zum Arbeitsmarkt. In Lateinamerika bestreiten deshalb neun von zehn Transgender-Frauen ihren Lebensunterhalt mit Sexarbeit. Sehr gefahrvoll ist für sie auch die Migration: Gemäss einer UNHCR-Umfrage erlitten fast alle Befragten sexuelle Gewalt auf ihrer Flucht aus Guatemala, El Salvador und Honduras in die USA.

Die Hilfsorganisation setzt sich nach eigenen Angaben weltweit für die Rechte von LGBTIQ Kindern und Jugendlichen ein. Die Einrichtungen der SOS-Kinderdörfer seien queerfreundliche Orte, an denen Kinder bei ihrer Identitätsfindung unterstützt würden. Mit Aufklärungs-Workshops zu Themen wie Geschlechtsidentität und Sexualität wirke die Hilfsorganisation der Diskriminierung und Marginalisierung von queeren Personen entgegen.

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