Beim Sex erwischt: Über 80 Stockhiebe für zwei Männer
Nachbar*innen hatten die beiden Studenten (18 und 24) entdeckt
Die beiden jungen Männer wurden laut Bericht der Associated Press (AP) im November in der indonesischen Provinzhauptstadt Banda Aceh festgenommen, nachdem Nachbar*innen sie beim Sex gesehen und gemeldet hatten.
Dem Nachrichtenportal QNews zufolge, habe es sich um «einvernehmlichen Sex» gehandelt, der eigentlich in Indonesien nicht strafbar ist (MANNSCHAFT berichtete über die Situation im Land). Ausnahme: Die Provinzen Aceh und Süd-Sumatra. Da gelten in der mehrheitlich muslimischen Gesellschaft die Scharia-Gesetze.
Denen zufolge können dort homosexuelle Handlungen mit bis zu acht Jahren Gefängnis und 100 Stockhieben bestraft werden, schreibt QNews.
Nackt und umarmt im Bett
Die am 7. November 2024 festgenommenen Studenten waren von Nachbar*innen bemerkt worden. Sie brachen in das gemietete Zimmer ein, heisst es, und entdeckten beide Männer nackt, wie sie sich umarmten. Das wurde umgehend der Polizei gemeldet.
Das Scharia-Gericht sah es dann als «ausreichend erwiesen» an, dass die beiden Sex hatten. Das Gericht wird von AP zitiert mit den Worten: «Als Muslime muss die Anklage die Scharia-Gesetzte hochhalten, die in Aceh gelten.»
Daraufhin wurde der 24-jährige Student zu 85 Stockhieben verurteilt, der 18-jährige zu 80. Zur Begründung für das unterschiedliche Strafmass heisst es, der ältere habe das Zimmer organisiert und sei somit der «Initiator» des sexuellen Akts gewesen.
In mehrere deutschsprachigen Medien wird von Auspeitschen gesprochen, darunter auch beim Spiegel, was vermutlich ein Übersetzungsfehler ist. Denn im Originalbericht von AP ist von «caning» die Rede («cane» = Stock).
Fastenmonat Ramadan
Vollstreckt werden soll die Strafe den Angaben zufolge entweder vor oder nach dem im März beginnenden islamischen Fastenmonat Ramadan. Ähnliche Urteile gab es bereits 2017, 2018 und 2020, merkt QNews an (MANNSCHAFT berichtete).
Menschenrechtsgruppen beklagen, diese Urteile seien nicht nur unrechtmässig, sondern Folter.
Zum Hintergrund: Die indonesische Zentralregierung hatte der Provinz Aceh 2001 einen Autonomiestatus zuerkannt, um einen seit langem anhaltenden Aufstand dort zu beenden, seitdem wird dort die Scharia angewandt.
«Bedeutender Demokratisierungsprozess»?
Aber auch im restlichen Indonesien ist die Lage für Homosexuelle schwierig, besonders weil Behörden drakonishe Anti-Pornografie-Gesetze nutzen, um LGBTIQ-Treffen und -Treffpunkte aufzulösen (MANNSCHAFT berichtete). Ausserdem wird erwartet, dass 2025 ein Gesetz in Kraft treten könnte, das jeglichen Sex ausserhalb der Ehe unter Strafe stellt. Die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare gibt es in Indonesien nicht. Das Kein-Sex-ausserhalb-der-Ehe soll auch für Tourist*innen gelten.
Im September 2024 sagte das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Indonesien 356 Millionen Euro neu zu für seinen «bedeutenden Demokratisierungsprozess» und seine «wichtige Rolle für den globalen Klimaschutz». Indonesien ist Mitglied der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20).
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