Homophober Hass und Todeswünsche für Ski-Star Lucas Braathen
Weil er lackierte Fingernägel hat und Röcke trägt
Skirennfahrer Lucas Braathen zählt zu den Stars in seinem Sport. Immer wieder muss der Norweger allerdings Beleidigungen hinnehmen – zuletzt weil er vermeintlich «schwul» aussieht.
«Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mir eine böse Reaktion nichts ausmacht. Ich bin auch ein Mensch mit guten und schlechten Tagen. Ich bin so verletzlich wie wir alle. Wenn mir jemand schreibt, ich würde mich ja ’so schwul‘ kleiden, ich solle mich doch umbringen, dann mache ich mir schon Gedanken», zitiert die Kronen Zeitung den 23-Jährigen.
Der Sohn einer Brasilianerin und eines Norwegers feierte mit bereits 18 seine ersten grossen Erfolge im Sport und machte seither auch dadurch immer auf sich aufmerksam, weil er seinen eigenen Weg ging. «Ich möchte diesen Sport verändern – indem ich nur ich selbst bin. Ich will meine Persönlichkeit nicht einschränken müssen, nur weil das System es erwartet», sagte Braathen in einem Interview mit seinem Sponsor. «Und ich hoffe, dass ich dadurch für irgendjemanden eine Inspiration sein kann. Ein Junge, der sich die Fingernägel färben möchte, traut sich vielleicht endlich, es – wie ich – einfach zu tun. Ein Junge, der sich feminin kleiden möchte, traut sich vielleicht, sich tatsächlich feminin zu kleiden.»
«Die Welt des Sports ist häufig sehr konservativ, strikt, einengend», erklärte er damals und bekommt genau das immer wieder selbst zu spüren. Während er beispielsweise auf Instagram seine Leidenschaft für Mode teilt wird er beizeiten für seinen Stil auch angefeindet. Zwar habe er noch nicht «allzu viele derart böse Nachrichten bekommen», aber sie würden immer zahlreicher werden, so Braathen: «Meine Social-Media-Accounts sind voll mit solchen Kommentaren.»
Dennoch versucht der Norweger, die Hassnachrichten nicht an sich herankommen zu lassen. Sie «stammen von Leuten, die mich nicht persönlich kennen. Sie haben keine Ahnung, wer ich wirklich bin, also könnten sie mich auch nicht beleidigen», sagte er, fügte aber an: «Insgeheim freue ich mich sogar über solche Reaktionen. Sie sind der Beweis, dass ich in diesen Menschen etwas auslöse. Ich entzünde einen Funken.»
Weiter erklärte Braathen an anderer Stelle: «Ich kann es kaum erwarten, dass ihr eure Zeit verschwendet, um mir zu sagen, Männer können keine Röcke tragen. Ich rege wohl deshalb so viele auf, weil ich aus einem konservativen Sport komme. Die Leute denken, ich sei zu feminin – ich konzentriere mich nicht auf den Sport.»
Fehlenden Fokus kann dem Skifahrer derweil schwer vorgeworfen werden. Der Slalomspezialist landete im zurückliegenden Gesamtweltcup auf Rang vier, im Weltcup konnte er bereits fünfmal einen ersten Platz einfahren.
In Bern finden in dieser Woche die Eurogames mit Sportler*innen aus ganz Europa statt. Insgesamt 2314 Menschen haben sich in 20 Sportarten angemeldet. Die grösste Gruppe der Teilnehmenden kommt aus der Schweiz, gefolgt von Deutschland und Grossbritannien (MANNSCHAFT berichtete).
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