Hassverbrechen in Österreich steigen um 20 Prozent
Die Zahl der vorurteilsmotivierten Straftaten in Österreich ist 2024 erneut deutlich gestiegen. Laut Innenministerium wurden im vergangenen Jahr insgesamt 6786 Hate Crimes registriert, ein Anstieg von 20 Prozent gegenüber 2023.
Die neuen Zahlen gehen aus dem neuen Hate-Crime-Bericht hervor, den das Innenministerium am 22. Juli veröffentlichte. Gemäss Der Standard wurden 7614 Vorurteilsmotive dokumentiert – deutlich mehr als registrierte Straftaten, da eine Tat mehrere Motive aufweisen kann.
Besonders alarmierend: Der Anteil jugendlicher Täter ist überdurchschnittlich hoch, 86 Prozent der Tatverdächtigen waren männlich. Bei frauenfeindlichen Straftaten waren in 60 Prozent der Fälle Österreicher verdächtig, bei queerfeindlichen Delikten wurde das Motiv «trans» vor allem im öffentlichen Raum festgestellt – oft verbunden mit Körperverletzung oder gefährlicher Drohung.
SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner reagierte mit scharfer Kritik: In einer Pressemitteilung sprach er von einem «massiven Anstieg», der die Warnungen der Zivilgesellschaft bestätige. «Zu Recht haben wir seit langem ein ganzheitliches Vorgehen gegen Hassverbrechen auf allen Ebenen des Bundes gefordert. Umso wichtiger ist es jetzt, dass der Nationale Aktionsplan gegen Hate Crime schnellstmöglich mit Leben gefüllt wird!», so Lindner.
Er hofft auf einen Kurswechsel mit der neuen Bundesregierung: «Wenn Menschen aufgrund ihrer Identität Angst vor Gewalt haben müssen, dann sind alle von uns gefordert, dagegen mit voller Kraft vorzugehen!» Dabei warnt er ausdrücklich vor einem eskalierenden Kulturkampf von rechts, der die Gesellschaft weiter spalte. Dass sich viele Täter auf das Verbotsgesetz beziehen und zugleich überdurchschnittlich häufig männlich und österreichischer Herkunft sind, müsse laut Lindner zu denken geben.
Sorge bereitet dem Abgeordneten auch die hohe Dunkelziffer. Zwar sei laut Bericht die Zahl der erfassten Straftaten mit queerfeindlichem Motiv – etwa aufgrund sexueller Orientierung – rückläufig, doch das täusche, so Lindner: «Wenn man die immer häufigeren Berichte über solche Verbrechen gegen die LGBTIQ-Community beobachtet, ist leider klar, dass der Grossteil dieser Verbrechen gar nicht zur Anzeige gelangt.»
Lindner fordert daher gezielte Massnahmen zur Vertrauensbildung und Prävention, etwa durch verstärkte Schulungen bei der Polizei und Aufklärungskampagnen. Gemeinsam mit der sozialdemokratischen LGBTIQ-Organisation SoHo will er am 24. Juli einen eigenen Bericht zu Hassverbrechen gegen queere Menschen präsentieren.
Mehr: Am 21. Juli ist Zero HIV Stigma Day. Die Aids-Hilfe Wien ruft zu mehr Aufklärung auf, um Diskriminierung von Menschen mit HIV entgegenzuwirken. 2023 hatte eine Zahnärztin eine Behandlung verweigert (MANNSCHAFT berichtete)
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