Auch in Bayern: Deutlich mehr Hasskriminalität gegen Queers

Beleidigungen, Bedrohungen und schwere Körperverletzung

CSD München 2018
CSD München (Bild: Erwin Harbeck)

LGBTIQ sind auch in Bayern immer wieder Anfeindungen ausgesetzt. Strong, die Fachstelle gegen Diskriminierung und Gewalt, hat nun ihre Statistik für 2024 veröffentlicht: Die Zahlen sind erneut gestiegen.

Strong, die LGBTIQ Fachstelle gegen Diskriminierung und Gewalt, legt ihre Statistik für das vergangene Jahr vor. Die Zahlen sind erneut deutlich gestiegen. Strong will deshalb die Zusammenarbeit mit der Polizei ausbauen.

Demnach wurden im vergangenen Jahr bei Strong 289 Vorfälle gemeldet – 59 mehr als im Vorjahr und insgesamt 130 mehr als noch vor zwei Jahren. Die Vorfälle reichten von einfachen Alltagsdiskriminierungen über Beleidigungen, Bedrohungen und Benachteiligung bis hin zu sexueller Belästigung und schwerer Körperverletzung.

Inwieweit aus den neuen Zahlen ein Anstieg der LGBTIQ-Feindlichkeit in der Gesellschaft insgesamt abgeleitet werden könne, bleibe unklar: Immerhin sei die Fallstatistik nicht repräsentativ. Dennoch sei, wie die Polizei selbst bekundet, von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, so die Strong-Beraterin Annina.

Denn nur die wenigsten Vergehen würden angezeigt (MANNSCHAFT berichtete). «Die Betroffenen scheuen den Aufwand oder glauben, es bringt ohnehin nichts.» Viele hätten auch zu wenig Vertrauen in die Polizei.

Das gesellschaftliche Klima gegenüber queeren Menschen sei allen Fortschritten der vergangenen Jahrzehnte zum Trotz rauer geworden. Debatten würden mit viel Empörung geführt, schlügen oft in verbale Gewalt und mitunter in körperliche Angriffe um. Das treffe insbesondere trans und inter Menschen. Identitätsbezogene Diskriminierung bzw. dezidiert Trans- und Inter-Feindlichkeit gehörten laut Strong zu den meist genannten Motiven von Täter*innen.

Strong feiert in diesem Jahr bereits das fünfjährige Jubiläum. Die Fachstelle berät und unterstützt Betroffene queerfeindlicher Gewalt und deren Angehörige, Freund*innen und Kolleg*innen sowie Zeug*innen. Dafür betreibt sie – inzwischen auch in Zusammenarbeit mit dem bayerischen Innenministerium sowie der Polizei – bayernweit ein Beratungstelefon, ausserdem in Kooperation mit dem Justizministerium eine Meldestelle für Hate Speech.

Queere Menschen sind auch in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr wegen ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität häufiger Opfer von Hasskriminalität geworden als zuvor (MANNSCHAFT berichtete). Die Zahl der Delikte erhöhte sich um knapp 30 Prozent von 165 im Jahr 2023 auf 212 im Jahr 2024.

Derweil erreichen auch die registrierten Angriffe auf LGBTIQ in Berlin einen neuen Höchststand. Maneo hat kürzlich aktuelle Zahlen vorgelegt (MANNSCHAFT berichtete).

Grosser Protest nach Angriff auf queere Bar in Berlin. Die Mitarbeitenden der «Tipsy Bear Bar» waren selbst überwältigt vom Zuspruch (MANNSCHAFT berichtete).

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