Harvey Milk: US-Marine will Namen des schwulen Helden tilgen
Erst vor dreieinhalb Jahren war ein Schiff nach ihm benannt worden
Unter US-Präsident Donald Trump ist Diversität im Militär nicht gewünscht. Das soll laut Medienberichten auch bei den Namen der Schiffe der US-Marine zum Ausdruck kommen. Es trifft Harvey Milk.
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth will Medien zufolge ein Schiff der Marine umbenennen lassen, das bislang den Namen eines 1978 ermordeten schwulen Bürgerrechtlers trägt. Es gehe um das Versorgungsschiff «USNS Harvey Milk», heisst es in übereinstimmenden Berichten.
Der neue Name stehe noch nicht fest, solle aber nach den neuen Leitlinien der Regierung von Präsident Donald Trump dazu beitragen, die «Kriegerkultur» des US-Militärs wiederherzustellen. Der Zeitpunkt der Umbenennung sei mit Absicht gewählt worden, denn im Juni werde der Pride-Monat begangen.
Der Sender CBS News berichtete am Dienstagabend (Ortszeit), auch weitere nach Bürgerrechtlern benannte Schiffe würden umbenannt. Die frühere Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, kritisierte das Vorhaben als «boshaft», «beschämend» und «rachsüchtig.».
Harvey Milk (1930-1978) diente während des Koreakrieges mehrere Jahre als Tauchoffizier in der Navy, wurde aber wegen seiner sexuellen Orientierung unehrenhaft entlassen. Später setzte er sich für die Rechte von Homosexuellen ein und wurde in den 1970er Jahren als erster offen schwuler Politiker in den Stadtrat von San Francisco gewählt.
Im November 1978 fielen Harvey Milk und der liberale Bürgermeister George Moscone im Rathaus einem Attentäter zum Opfer. In dem oscarprämierten Film «Milk» von Regisseur Gus Van Sant porträtiert Sean Penn 2008 den charismatischen Bürgerrechtler.
Führungspersönlichkeiten wie Harvey Milk hätten Amerika gelehrt, dass Diversität «zur Stärke und Entschlossenheit unserer Nation beiträgt», erklärte damals Marineminister Carlos Del Toro. Das 227 Meter lange Schiff wurde im Jahr 2021 auf den Namen «USNS Harvey Milk» getauft.
Hegseth hatte bereits vor Monaten in einem Strategiepapier für die US-Streitkräfte neue Leitlinien skizziert, wonach Massnahmen zur Förderung von Vielfalt als «unvereinbar mit den Werten» des Pentagon eingestuft werden. Dem Sender Fox News sagte er damals, die bisherigen Richtlinien sollten «mit Stumpf und Stiel» entfernt werden, um mit hohen Standards zu den «Wurzeln» des Militärs zurückzukehren.
Milks Neffe Stuart erzählt im MANNSCHAFT-Interview, er habe eine Mail bekommen von einem 16-jährigen jungen Mann in Kuwait, er habe ihn auch persönlich getroffen.
«Er schrieb uns: Meine Identität ist illegal und ich wollte mich umbringen, damit meine Familie es nicht tun muss. Das ist Standard in der islamischen Welt, Ehrenmorde passieren jeden Tag», so Stuart Milk. «Aber jetzt sitze ich im Hafen und warte auf den Harvey-Milk-Tanker. Ihm war schon klar, dass das Schiff nicht so bald kommt, aber für die Sicherheit in Kuwait ist das Schiff wichtig, und dann kommt eins, das nach einem offen LGBTIQ-Menschen benannt ist.»
Im Namen von Harvey Milk gibt es bereits Briefmarken und ein Flughafen-Terminal in San Francisco (MANNSCHAFT berichtete).
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