Genf und Zürich verzeichnen die meisten STI

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Symbolbild (Bild: Ketut Subiyanto, Pexels)

Eine neue Auswertung des Portals Erobella.com zeigt deutliche Unterschiede bei sexuell übertragbaren Infektionen (STI) innerhalb der Schweiz. Besonders hohe Inzidenzen finden sich in urbanen Zentren wie Genf und Zürich. Die Entwicklung gibt Anlass zur Sorge, so Fachleute.

Laut dem STI Index Switzerland verzeichnet der Kanton Genf die höchste Zahl an sexuell übertragbaren Infektionen pro 100'000 Einwohner*innen. Direkt dahinter folgt Zürich, während Basel-Stadt mit Abstand den dritten Platz einnimmt. In ländlicheren und weniger dicht besiedelten Regionen ist die Belastung deutlich geringer: Appenzell Ausserrhoden, Liechtenstein und Uri stehen am unteren Ende des Rankings. Der Kanton Bern steht auf dem 13. Platz.

Die urbane Lebensweise scheint eine zentrale Rolle zu spielen. Ein Blick in die einzelnen Rankings zeigt, dass Genf und Zürich bei fast allen Infektionen vorne liegen. Genf weist die höchste HIV-Inzidenz auf, Zürich führt bei Syphilis. Auch bei Gonorrhoe und Chlamydien gehören beide Kantone zu den am stärksten betroffenen Regionen. Die Daten stammen aus der Analyse von Erobella.com, die zudem den Zusammenhang zwischen Stadtleben und Ansteckungsrisiko hervorhebt. Brenda Jensen, Head of Data & Research bei Erobella.com, erklärt: «Mit dieser Studie möchten wir einen Beitrag zur Entstigmatisierung von sexuell übertragbaren Krankheiten leisten. Und wir wollen die Bedeutung von Safer Sex hervorheben.»

«Dieser Quelle würde daher ich nicht ganz vertrauen.» Auch Florian Vock, stellvertretender Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz, bestätigt den Trend gegenüber Nau.ch: «Infektionen sind im urbanen Raum häufiger.» Gleichzeitig warnt er jedoch davor, die Zahlen unkritisch zu übernehmen: «Dieser Quelle würde daher ich nicht ganz vertrauen.» Zudem sei eine genaue Inzidenzberechnung erst ab einer gewissen Fallzahl sinnvoll, weshalb das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nur regionale Angaben mache. Das BAG hatte die neuen STI-Zahlen im Oktober veröffentlicht (MANNSCHAFT berichtete).

Dass Städte besonders betroffen sind, überrascht aus Sicht des Experten nicht. «In Städten wohnen mehr junge Menschen, mehr Studierende und wohl auch mehr queere Personen», sagt Vock. Zudem gebe es dort mehr Möglichkeiten, sexuelle Kontakte zu knüpfen. Entscheidend sei auch, dass Infektionen dort erfasst werden, wo Menschen leben – und nicht dort, wo sie Sex haben

Trotz der Unsicherheiten rund um die Datenlage sieht Vock Handlungsbedarf: «Die Zahlen der Infektionen an Chlamydien steigen in allen Bevölkerungsgruppen. Die Schweiz steht nicht gut da.» Präventions- und Informationsangebote litten jedoch unter Sparmassnahmen. Wichtig sei, dass sich Menschen mit dem Thema auseinandersetzen, sich beraten lassen und sich regelmässig testen – besonders bei wechselnden Sexualpartner*innen.

Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember plant die Aids-Hilfe Schweiz eine nationale Plakatkampagne, um die Aufmerksamkeit nochmals auf sexuell übertragbare Infektionen zu lenken.

Mehr: Kanton Zürich verbietet «Konversions­therapien»: Der Druck auf den Bund erhöht sich (MANNSCHAFT berichtete)

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