Filmmuseum würdigt Pier Paolo Pasolini und Mauro Bolognini 

In Wien werden drei Hundertjährige gefeiert

Pier Paolo Pasolini (Foto: Public Domain/Wikimedia)
Pier Paolo Pasolini (Foto: Public Domain/Wikimedia)

Zum Jahresauftakt 2023 würdigt das Filmmuseum ein Trio von herausragenden italienischen Filmemachern, die jeweils auf ihre Weise ein kritisches zeitgenössisches Kino verwirklichten und einander freundschaftlich wie künstlerisch verbunden waren.

Im Mittelpunkt steht mit Pier Paolo Pasolini (1922–1975) eine der grossen Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Pasolinis Filmschaffen wird in der Filmschau mit einem grösseren Querschnitt des Werks seines Kino-Mentors Mauro Bolognini (1922–2001) kombiniert. Mit Carlo Lizzani (1922–2013) kommt als Dritter im Bunde eine Schlüsselfigur für die Erneuerung des italienischen Kinos durch den Neorealismus dazu. Alle wären in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden.

Die Verschränkung von Kommunismus und Christentum ist prägend für die Wahrnehmung von Pasolini – als Künstler wie als öffentliche Figur, so das Filmmuseum in einer Ankünigung. Pasolinis Zugang zu Marxismus und Religion sei dezidiert anti-doktrinär gewesen, seine Homosexualität sorgte dazu zeitlebens für Skandale (ebenso wie sein Schaffen), während er sich als Intellektueller provokant in tagesaktuelle Diskussionen einmischte.

Wie Pasolini ist aber auch Bolognini als Filmemacher ein Meister des Plastischen und des Sinnlichen, und beide eint eine gewisse Verzweiflung in der Weltsicht, obwohl ihre Ausdrucksweisen und Persönlichkeiten ganz verschieden waren. Bologini etwa sei sehr diskret mit seinem Schwulsein umgegangen.

Lizzani selbst setzte auf Genrefilme mit engagierter Thematik. Seine historischen Schilderungen des Kampfes gegen den Faschismus im neorealistischen Stil bleiben unvergessen, wie Lizzanis spätere Verschränkung von Genre und Zeitkritik im Zeichen der hereinbrechenden «bleiernen Jahre».

Die Präsentation des Gesamtwerks von Pier Paolo Pasolini (nur zwei Episodenfilmbeiträge sind derzeit leider nicht verfügbar) werde aufgrund der Kopienlage wohl zum letzten Mal in analoger Form zu sehen sein, teilt das Filmmuseum ferne mit. Es wird daher gross gefeiert, begleitet von einer Lesung von Pasolini-Texten mit Christian Reiner und Wolf Wondratschek, einem Amos-Vogel-Atlas mit einer Dokumentarfilm-Rarität zu Pasolinis Tod sowie zwei Kurzfilmen von Ludwig Wüst, der zu einem Werkstattgespräch zu Gast sein wird.

Die Retrospektive läuft vom 12. Januar bis 1. März 2023.

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