Nach wochenlangen Drohungen: Aktivistenpaar in Mexiko erschossen

Aktivistenpaar Jesus Laiza Gonzalez und Isai Lopez Rodriguez
Isaí López Rodríguez (links) und Jesús Laiza González waren seit fünf Jahren ein Paar. (Bild: Facebook)

Jesús Laiza González und Isaí López Rodríguez nahmen noch am Pride-Umzug in Mexiko-Stadt teil, am nächsten Tag waren sie tot. Die Behörden untersuchen einen Zusammenhang mit einem weiteren Mord.

Rund 800'000 Menschen feierten Pride in Mexiko-Stadt (MANNSCHAFT berichtete), darunter auch Jesús Laiza González und Isaí López Rodríguez. Das Paar wurde getötet, während es auf dem Rückweg nach Tizayuca war – seinem Wohnort in Hidalgo. Wie die mexikanische Tageszeitung La Jornada berichtet, wurde das Paar in einem silberfarbenen Renault Kwid gefunden. Laut ersten Polizeiberichten sollen die beiden Männer von einem anderen Fahrzeug verfolgt und gezielt erschossen worden sein.

Die Zeitung El País schreibt, dass die beiden Männer in einem Fahrzeug unterwegs waren, das dem Eigentümer der queerfriendly Bar «La Cabaña» gehörte – ein Freund der beiden und ebenfalls Aktivist, der kürzlich brutal ermordet worden war. Seine zerstückelten Überreste wurden in mehreren Gemeinden verstreut aufgefunden. Die Staatsanwaltschaft des Bundesstaates México prüft nun, ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Mordfällen besteht.

Die Ermittler haben inzwischen drei Verdächtige im Zusammenhang mit dem Mord am Barbesitzer festgenommen. Ob es eine direkte Verbindung zu dem getöteten Paar gibt, ist bisher unklar. Laut El País sollen beide Aktivisten in den Wochen vor ihrem Tod mehrfach bedroht worden sein. Jesús Laiza äusserte gegenüber anderen Aktivisten konkrete Sorgen und bat darum, die Bedrohung öffentlich zu machen. Ob diese Drohungen mit ihrer politischen oder gesellschaftlichen Arbeit zu tun hatten, bleibt bislang offen.

Jesús Laiza war ein aktives Mitglied und Sekretär für Diversität im lokalen politischen Institut Espacio Hidalgo, das 2024 als Partei anerkannt wurde. Isaí López arbeitete als Verkäufer, unterstützte aber auch politisch-gesellschaftliche Bewegungen. Die Männer waren seit 2020 ein Paar und engagierten sich sowohl für LGBTIQ-Rechte in Mexiko als auch für soziale Themen auf kommunaler Ebene. Jesús war früher Mitglied des Partido del Trabajo (PT), bevor er zu Espacio Hidalgo wechselte. Die Parteivorsitzende von Espacio Hidalgo, Esperanza Flores Rojo, bestätigte den Tod des Paares gegenüber den Medien: «Jesús träumte von einem gerechteren, freieren und vielfältigeren Staat.» Sie forderte zugleich Gerechtigkeit und Aufklärung des Verbrechens.

Auch andere Organisationen wie die Menschenrechtskommission von Mexiko-Stadt Seiinac und das inklusive Kollektiv Renacer Tepeapulco verurteilten die Tat und riefen dazu auf, die Privatsphäre der Angehörigen zu respektieren. Die Staatliche Menschenrechtskommission betonte die Bedeutung eines fairen und transparenten Ermittlungsverfahrens.

Freund*innen und Wegbegleiter wie Francisco León, ein Vertreter des PT in Hidalgo, erinnern sich an das Paar als engagiert, lebensfroh und voller Liebe. «Sie waren ein echtes Team. Man konnte sich den einen nicht ohne den anderen vorstellen», sagte León. Auch der bekannte Aktivist Alaín Pinzón berichtet, dass beide bei der Pride-Parade in Mexiko-Stadt auffallend besorgt wirkten.

Während die Ermittlungen andauern, herrscht in der Community von Hidalgo und im ganzen Land Fassungslosigkeit. Die sozialen Netzwerke der beiden Verstorbenen wurden zuletzt am Tag der Parade aktualisiert – mit Bildern, auf denen sie lachend zu sehen sind. Die Behörden betonen, dass es bislang keine Hinweise auf ein Hassverbrechen im engeren Sinn gebe. Die Untersuchungen konzentrieren sich aktuell auf den Zusammenhang mit dem Mord am Barbesitzer und mögliche kriminelle Hintergründe.

Mehr: Nach Rekord-Pride: Werden EU-Gelder für Ungarn gekürzt? (MANNSCHAFT berichtete)

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