Die Abschiebung droht: Ehepaar kämpft ums Zusammenbleiben

Bulgarien erkennt die Ehe von Alex und Andrej nicht an

Alex und Andrej Bulgarien
Alex (links) und Andrej planen den Gang vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. (Bild: Facebook/Alexej Bachinski)

Ein schwules Ehepaar kämpft in Bulgarien um Schutz vor politischer Verfolgung. Während der Russe Alex in Bulgarien Asyl erhalten hat, wurde seinem belarussischen Ehemann Andrej der Schutz verweigert.

Andrej hatte an Protesten gegen den belarussischen Diktator Alexander Lukaschenko teilgenommen und kritisiert den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Daher fürchtet er sich vor einer Verhaftung und gar Misshandlungen, sollte er nach Belarus abgeschoben werden. «Man kann gefoltert werden, man kann vergewaltigt werden. All das kann passieren», sagte der 30-jährige Künstler gegenüber dem Nachrichtenportal DW.

Das Paar lernte sich 2011 in Moskau kennen und heiratete vor zehn Jahren in Dänemark. Doch weder Russland noch Belarus erkennen ihre Ehe an, beide Länder verschärften in den letzten Jahren die Gesetze gegen LGBTIQ-Personen. Zuletzt verbietete Belarus im April 2024 die Darstellung queerer Menschen, die das Parlament als «Pornografie» bezeichnet (MANNSCHAFT berichtete). Sowohl in Belarus als auch in Russland seien Queers an den Rand der Gesellschaft gedrängt und regelmässigen Belästigungen durch die Polizei ausgesetzt, so Andrej.

Alex arbeitete in Moskau als Journalist für die regimekritische Website Kasparov.ru, die 2014 in Russland verboten wurde. «Aufgrund meines Berufs erhielt ich regelmässig Drohungen auf mein Handy», erzählt Alex. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine hätten diese Drohungen massiv zugenommen, was das Paar schliesslich zur Flucht veranlasste.

Im Herbst 2022 beantragten Alex und Andrej in Bulgarien Asyl. Doch fast ein Jahr später kam die Entscheidung: Während Alex als Putin-kritischer Journalist bleiben darf, wurde Andrejs Antrag abgelehnt. Die bulgarische Flüchtlingsagentur (SAF) begründete dies mit der Einschätzung, dass Andrej keine Gefahr politischer Verfolgung drohe, da er Belarus mehrfach ungehindert verlassen habe. Andrejs Anwältin, Denitsa Ljubenowa, wies jedoch darauf hin, dass es keine faktische Grenze zwischen Russland und Belarus gebe, sodass seine Reisen nicht als normale Grenzübertritte mit Kontrollen gewertet werden könnten.

Ein weiterer Streitpunkt ist die Anerkennung der Ehe des Paares. Obwohl Alex und Andrej ihre Eheschliessung in Dänemark nachweisen konnten, wurden sie in ihren Asylanträgen als ledig geführt, da gleichgeschlechtliche Ehen in Bulgarien nicht anerkannt werden. «SAF glaubt, dass Alex und ich nichts gemeinsam haben, dass wir nur Freunde sind», sagt Andrej. Die Anwältin betont, dass Andrej nicht als unabhängiger Asylbewerber, sondern als Familienmitglied von Alex betrachtet werden müsse, da er den gleichen Risiken ausgesetzt sei.

Gemeinsam planen Alex und Andrej nun, einen neuen Antrag zu stellen, der die gemeinsame Verfolgung als Paar in den Mittelpunkt rückt. Zudem wollen sie vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte klagen, um ihren rechtlichen Status zu verbessern. In ihren Heimatländern mussten sie nicht nur politische Verfolgung fürchten, sondern wurden auch aufgrund ihrer sexuellen Orientierung regelmässig psychisch und physisch belästigt. «In Belarus oder Russland wird sich wahrscheinlich die Polizei über jeden lustig machen, der sagt, er sei aufgrund seiner Sexualität angegriffen worden», betont Alex.

Trotz der Schwierigkeiten in Bulgarien wollen die beiden Männer ihr Leben dort fortsetzen. Allerdings bereitet ihnen ein im August 2024 verabschiedetes Anti-LGBTQ-Gesetz Sorgen, das sich an der russischen Gesetzgebung orientiert. Es verbietet die «Propaganda für nicht-traditionelle sexuelle Orientierungen» in Schulen und wurde von der nationalistischen, pro-russischen Partei Wiedergeburt ins Parlament eingebracht (MANNSCHAFT berichtete).

Trotz dieser negativen Entwicklungen geben Alex und Andrej die Hoffnung auf ein gemeinsames, freies Leben im EU-Land nicht auf. «Bulgarien ist immer noch ein demokratisches Land», sagt Alex.

«Traditionelle Familie schützen»: Italien verschärft Verbot von Leihmutterschaft (MANNSCHAFT berichtete)

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