Warnung vor transfeindlicher Konferenz in Berlin
Die Veranstaltung richte sich gegen die Gesundheitsversorgung geschlechtsdiverser Menschen
Die «Society for Evidence-Based Gender Medicine» (SEGM) veranstaltet im September an einem bisher geheim gehaltenen Ort in Berlin eine Veranstaltung mit dem Titel «Youth Gender Distress: Etiologies, Ethics, Evidence, and Psychotherapy». Davor warnt die Deutsche Gesellschaft für Trans- und Intergeschlechtlichkeit (dgti)
Die SEGM veranstaltet vom 11. bis 14. September in Berlin eine Veranstaltung mit dem Titel «Youth Gender Distress: Etiologies, Ethics, Evidence, and Psychotherapy" (SEGM, 2025). Sieverleitet durch ihre Namensgebung zu der irrigen Annahme, es handle sich um eine medizinische Fachgesellschaft – dies ist nicht der Fall: Die SEGM wird vom Southern Poverty Law Center als Anti-LGBTIQ-Hassgruppierung eingestuft (SPLC, 2023). Die mit diesen Gruppen affiliierten Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen und Wissenschaftler*innen zählen zu den aktivsten Propagandist*innen von Fehlinformationen im Themenfeld.
Praktisch die gesamte Prominenz der weltweit agierenden Transfeinde wird in Berlin aufgeboten. Zu den Teilnehmern zählt John Michael Bailey. Er ist der transfeindliche Professor, der vor 20 Jahren trans Frauen in genau 2 Klassen einteilen wollte: entweder seien trans* Frauen nur extrem feminine, homosexuelle Männer oder Fetischisten, die ihren Hang zum Cross-Dressing bis zu dem Punkt, ihren Körper angleichen lassen zu wollen, ausüben würden. Die Biologin Prof. Joan Roughgarden übte deutliche Kritik: «Bailey steht beispielhaft für eine Kultur innerhalb der Wissenschaft, die den Missbrauch von Menschen mit abweichender Geschlechtsidentität und abweichenden Sexualverhalten schützt und ihm sogar Beifall gewährt» .
Riittakerttu Kaltiala hat an einer finnischen Studie mitgewirkt, in der behauptet wird, es wäre besser, psychische Störungen bei trans Jugendlichen zu finden, anstatt sie bei der Transition zu unterstützen. (Ruuska et al., 2024). Ausserdem die anti-trans Aktivistin Kathleen Stock (Warnecke, 2021) und andere Personen ähnlichen Kalibers. So auch Michael Biggs. Er wurde als transfeindlicher Online-Hetzer 2018 enttarnt, und vertritt die Ansicht, dass es keine Geschlechtsidentität gäbe, so wie Jesus auch nicht Gottes Sohn sei (Biggs, 2018). Aus Deutschland sind unter anderem Florian Zepf und Tobias Banaschewski mit dabei, die sich gegen die AWMF-S2k-Leitlinie Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter stellten und behaupteten, es gäbe keine Evidenz für Pubertätsblocker und geschlechtsangleichende Massnahmen.
Weiterhin soll auf der Konferenz die transfeindliche These verbreitet werden, Transweiblichkeit mit Autogynophilie gleichzusetzen: Die Theorie geht davon aus, dass die weibliche Geschlechtsidentität von trans Frauen nur ein Nebenprodukt ihrer sexuellen Orientierung sei. Ein Programmpunkt ist unseren Informationen nach dazu angekündigt. Dass die unter transfeindlichen Frauenaktivistinnen beliebte Theorie längst wissenschaftlich widerlegt ist (Serano, 2020), spielt für die Veranstalter keine Rolle.
Das Ziel dieser «Konferenzen», die schon mehrfach abgehalten wurden, ist Beschränkungen oder Verbote für die Behandlung transgeschlechtlicher Menschen zu erreichen (Wuest & Last, 2024). Trotz des eindeutigen Konsenses unter den medizinischen Fachverbänden, dass solche Verbote notwendige, potenziell lebensrettende medizinische Versorgung verhindern, erlassen weltweit Staaten weiterhin Verbote (Turban et al., 2022).
Die Methodik ist, die Behandlung von transgeschlechtlichen Menschen als mit inakzeptablen wissenschaftlichen Unsicherheiten (Evidenz) behaftet darzustellen. Viele bewährte Behandlungen im Gesundheitswesen beinhalten klinisch notwendige und akzeptable Unsicherheit, beispielsweise werden Medikamente selten in ihrer Wirkung auf Frauen erforscht (Hsieh & Shuster, 2021). Eine effektive und ethische Behandlung von transgeschlechtlichen Menschen, insbesondere trans* Jugendlichen, erfordert medizinische Interventionen, die noch nicht Gegenstand randomisierter kontrollierter Studien waren, die als „Goldstandard» der evidenzbasierten Medizin gelten. Randomisierte kontrollierte Studien an transgeschlechtlichen Menschen sind unethisch und methodisch ungeeignet, weil die Kontrollgruppe mit nicht wirkungsvollen Medikamenten behandelt werden müsste.
Ethische Grundhaltung fehlt Cornelia Kost (Psychotherapeutin) vom Vorstand der dgti erklärt dazu: „Der Deutsche Ethikrat hat in seiner Ad-hoc-Empfehlung zu Trans-Identität bei Kindern und Jugendlichen 2020 deutlich gemacht, dass „in allen Entscheidungsprozessen muss das Kind gehört und müssen seine Vorstellungen und Wünsche seiner Reife und seinem Alter entsprechend berücksichtigt werden. Diese Regel erhält umso mehr Gewicht, als es hier um Fragen der persönlichen Identität geht, über die die betroffene Person in letzter Konsequenz selbst zu entscheiden hat». Diese Grundsätze sehen wir durch Veranstaltungen, die Kindern und Jugendlichen die Transition verbieten wollen in besonderer Art und Weise verletzt.»
Die Konferenz werde in Deutschland durch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) beworben und Mitglieder des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG) erhalten Vergünstigungen (DGKJ, 2025). Vor der Teilnahme an dieser Tagung wird durch die dgti ausdrücklich gewarnt, weil diese Veranstaltung aufgrund begründeten Verdachts gegen die Gesundheitsversorgung geschlechtsdiverser Menschen gerichtet ist.
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