«2023 wird hart»: Schwuler Influencer spricht über Analsex mit Botox
Der Tiktoker Nick Norcia aus Los Angeles sorgt für Online-Wirbel
Das Thema Botox für den Analbereich ist nicht wirklich neu – aber es hat gerade neuerlich Schlagzeilen gemacht dank eines Tiktok-Videos des schwulen US-Amerikaners Nick Norcia, das er auch auf Instagram teilte.
In dem Video sieht man Norcia im Auto sitzen, wo der «Digital Creator» seinen Follower*innen «einige aufregende Neuigkeiten» zu seinem «Butthole Doctor» verkündet. Dieser «Arschlocharzt» habe Norcia behandelt, weil er Hämorrhoiden hatte, wie er sagt. Um diese loszuwerden, habe Norcia alles ausprobiert, nichts habe geholfen. Der einzige positive Nebeneffekt sei gewesen, dass sein Arzt «hot as fuck» gewesen sei und Norcia sich auf jeden Praxisbesuch gefreut hatte, bei dem dieser Arzt seine Finger in Norcias Anus steckte.
Als das Hämorrhoiden-Problem nicht in den Griff zu bekommen war, verwies der attraktive Arzt Norcia weiter an eine Expertin für den Analbereich. Diese schaffte es, dass die Hämorrhoiden innerhalb kurzer Zeit weggingen, auch wenn Norcia ihre entsprechenden Finger-Untersuchungen als «nicht so angenehm» beschreibt. Aber: Nachdem die Hämorrhoiden weg waren, blieben Hautmarkierungen, also kleine lose Hautstücke.
Als schwuler Mann sei Norcia mit diesen Überbleibseln im Analbereich nicht glücklich gewesen, erzählt er. Weswegen seine Ärztin einen weiteren Monat mit einer Extrabehandlung vorschlug: Botox.
«Das Jahr 2023 wird für mich hart werden» «You heard me right. Botox on my booty hole», sagt Norcia, also: «Ihr habt richtig gehört – Botox für mein Loch da unten.» Scheinbar hat er diese Information von seiner Ärztin in Los Angeles gerade bekommen und teilt sie nun unmittelbar auf Tiktok aus dem Auto auf dem Parkplatz vor der Ärztinnenpraxis.
Norcia ist wegen der Aussicht auf die Prozedur einigermassen erregt und meint: «Was sollen nur all die Tops da draussen machen, wenn ich mit einem gebotoxten Arschloch durch West Hollywood laufe?» Seine Antwort: «Das ist gefährlich. Und das Jahr 2023 wird für mich wirklich hart werden!» («Und zwar im wahrsten Sinn des Wortes.»)
Ob er diese Botox-Behandlung wirklich über sich ergehen lassen werde, lässt Norcia vorerst offen. Aber er endet sein Tiktok-Video mit dem Hinweis, dass jetzt wenigstens alle, die ihm zugehört hätten, wüssten, dass Botox für den Arsch «ein Ding» sei.
Wie das Nachrichtenportal Queerty berichtet, ist das Video am ersten Tag nach Hochladen über eine Million Mal geschaut worden, in der gleichen Zeit habe es bereits 2000 Kommentare gegeben. Inzwischen ist diese Zahl auf über 3000 Kommentare angewachsen.
Wegen solcher Themen ist Tiktok ausschliesslich «für Fremde» geeignet, die man nicht aus dem echten Leben kennt
Ein*e Tiktok-User*in meint, noch nie so lange einer Geschichte über Hämorrhoiden zugehört zu haben – er*sie musste dem Monolog immer weiter folgen, weil es so faszinierend gewesen sei. Jemand anderes scherzt, dass genau wegen solcher Themen Tiktok ausschliesslich «für Fremde» geeignet seie, nicht für Menschen, «die man aus dem echten Leben kennt». Jemand anderes verwies darauf, dass dieses kurze Video «chaotisch und gleichzeitig lehrreich» sei.
Das Problem mit «Mr. Big» Als vor einiger Zeit die LGBTIQ-Netflix-Serie «Uncoupled» mit Neil Patrick Harris herauskam, wurde die Botox-Diskussion schon einmal angestossen. Wir erinnern uns: In einer prägnanten Szene landet der von NPH gespielte Single Michael Lawson im Bett mit einem Date. Dieses Date ist ein Arzt, bei dem sich herausstellt, dass er einen aussergewöhnlich grossen Schwanz hat. Lawson suche zwar – laut Überschrift in der Süddeutschen Zeitung – seinen «Mr. Big».
Aber dieser spezielle Mr. Big ist dann für ihn doch jemand, mit dem er sich Analverkehr als passiver Teilnehmer nicht vorstellen könne, wie er in der Serie sagt. Woraufhin der Arzt aus der Schublade neben seinem Bett eine Botox-Spritze herausholt und meint, damit könne er das Problem umgehend lösen. Lawson schaut die Spritze an, den Arzt, den Schwanz … und ergreift die Flucht.
Daraufhin hatte die Frauenzeitschrift Cosmopolitan das Thema bereits im August 2022 aufgegriffen und die Szene analysiert, weil Analsex bekanntlich auch für Frauen heutzutage ein grosses Thema ist. Cosmopolitan holte sich entsprechenden Expert*innenrat zur Grundsatzfrage: «Sollte man sein Po-Loch botoxen für besseren Analsex?»
«Die meisten Menschen glauben, Botox könne nur ins Gesicht gespritzt werden, um Falten zu beseitigen, oder in den Unterarm, um Schweiss zu blockieren», sagt Dr. Evan Goldstein zu Cosmopolitan. «Aber es gibt eben auch erfolgreiche Anwendungsmöglichkeiten für den Anus.» Diese Anwendungen seien «a complete game changer», meint Goldstein, man habe dadurch «bequemen und Freude bringenden Analsex». Goldstein behauptet auch, es sei inzwischen «eine ziemlich verbreitete Praxis», er selbst würde täglich seinen Patient*innen entsprechende Spritzen verabreichen.
Allerdings warnt Cosmopolitan, dass man sich niemals von einem Sexpartner oder einer Sexpartnerin im Schlafzimmer eine entsprechende Spritze verpassen lassen sollte. Ausserdem stelle sich die entspannende Wirkung beim Schliessmuskel nicht unmittelbar ein (wie das in «Uncoupled» suggeriert wird). Laut Dr. Goldstein dauere es ungefähr eine Woche, bevor man die Wirkung spüre. Danach halte diese Wirkung für drei bis vier Monate an, anschliessend müsse man sich eine neue Spritze geben lassen. «Um einen maximalen Effekt zu erreichen, brauchen manche Patient*innen zwei bis drei Spritzen», so Goldstein.
Die «Transition» von älteren schwulen Tops Danach hätten Patient*innen jedoch definitiv besseren Analsex – weil die Spritze vielen helfe, sich nicht nur körperlich zu entspannen, sondern auch mentalen Stress abzubauen. Und den zu überwinden, sei beim Analsex genauso entscheidend (MANNSCHAFT berichtete). Dr. Goldstein erwähnt, Botox werde auch von denjenigen verwendet, die mit besonders grossen Sextoys zugange seien oder auf Fisting stünden.
Der gleiche Dr. Goldstein hatte bereits 2017 über das Thema im Sexpodcast vom New York-Magazin gesprochen und darauf verwiesen, dass viele seiner Patienten inzwischen ältere schwule Männer seien. Da diese zunehmend im Alter Erektionsstörungen hätten, würde etliche eine «Transition» von Tops zu Bottoms anstreben («weil sie dann nicht hart werden müssen»). Da einige jedoch Probleme damit hätten, penetriert zu werden, nachdem sie das zuvor nie ausprobiert hatten, würde ihnen seine Botox-Behandlung helfen, so Goldstein.
«Man verspüre weniger Schmerzen – und hat zugleich da unten dann weniger Falten», sagt Goldstein lachend im Podcast.
Nach einer anstrengenden Arbeitswoche nur noch Loch sein
Selbstredend gibt es auch andere Methoden, sich auf passiven Analsex vorzubereiten, u.a. Dehnübungen mit Buttplugs, wie man das in der Pornobranche in Hinter-den-Kulissen-Clips sieht. Viele werden auch die Wirkung von Poppers kennen und welche Vor- und Nachteile Chemsex mit sich bringt, darüber wird zunehmen öffentlich debattiert. In der Doku «Chemsex – warum einige Schwule auf Drogen Sex haben» erzählt der Umwelt- und Sexaktivist Tadzio, dass er sich an einem Chemsex-Wochenende auch Crystal Meth auf den Schliessmuskel reibe – «um nach einer anstrengenden Arbeitswoche nur noch Loch zu sein», wie er in der Doku sagt, die auch seine Abstürze in Folge eines solchen Wochenendes zeigt (MANNSCHAFT berichtete).
Nachgefragt bei Hans Berlin MANNSCHAFT fragte bei deutschen Pornostar Hans Berlin nach, ob ihm schon mal ein Kollege oder eine Kollegin etwas von einer Botox-Behandlung für entspannteren Analsex erzählt habe. Seine Antwort: «Ich hab‘ da nie davon gehört.» Aber er hat ein ganzes Musical über die Pornobranche geschrieben, in dem auch etliche Analsexszenen vorkommen; es läuft momentan in New York am Off-Off-Broadway.
Das New York-Magazin meint, dass «anale Verjüngung» in den USA bei vielen schwulen Männern momentan sehr gefragt sei und sie entsprechende Ärzt*innen aufsuchen würden. Zu den beliebten Behandlungsmethoden gehören demnach auch Botox – «zur Auflockerung».
Vielleicht lädt der schnauzbärtige superfitte Influencer Nick Norcia ja demnächst ein weiteres Tiktok-Video hoch, in dem er die Fortsetzung seiner Botox-für-Bottoms-Geschichte erzählt? Sie würde gut zu den anderen Videos auf seinem Kanal passen, die er bereits hochgeladen hat und für die er bislang mehr als zehn Millionen Likes bekam. Wobei sein Botox-Video mit Abstand sein erfolgreichstes ist.
Das Expertenteam von «Dr. Gay» beantwortet die Frage, wie man ohne Schmerzen Spass am Analsex hat (MANNSCHAFT berichtete).
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