Aktivist zu pansexuellem Stierkämpfer: «Hör auf, Tiere zu töten»

In einem offenen Brief an Mario Alcalde zieht Peter Tatchell Parallelen zwischen Tierschutz und LGBTIQ-Rechte

Mario Alcalde in der Arena. Der Stier überlebt die Begegnung nicht. (Bild: Pepe Riofrío Herranz)
Mario Alcalde in der Arena. Der Stier überlebt die Begegnung nicht. (Bild: Pepe Riofrío Herranz) (Bild: Pepe Riofrío Herranz)

Der LGBTIQ-Aktivist Peter Tatchell fordert Mario Alcalde in einem offenen Brief dazu auf, seine Tätigkeit als Stierkämpfer aufzugeben. Das Töten von Stieren stehe im Widerspruch zu den Werten der queeren Community.

Im Januar outete sich der Stierkämpfer Mario Alcalde als pansexuell (MANNSCHAFT berichtete). Das Coming-out gilt als Tabubruch in dem von traditioneller Männlichkeit dominierten Umfeld. «Mein Geschmack entspricht nicht der Norm im Stierkampf. Sowohl politisch als auch sexuell», sagte Alcalde damals der Zeitung El Mundo.

Auf diese Differenzen spricht Peter Tatchell nun Alcalde an. In einem offenen Brief zieht der Menschenrechtsaktivist Parallelen zwischen der Unterdrückung von Tieren und der LGBTIQ-Community. Die Rechte von Tieren und von LGBTIQ-Menschen seien zwei Aspekte derselben Sache: dem Ende von Schaden und Leid.

«Stierkampf ist das rituelle Töten unschuldiger Tiere, denen keine andere Wahl bleibt, als die Arena zu betreten. Sie haben keine Chance, lebend herauszukommen», schreibt Tatchell in seinem Brief. «Es ist die Tötung lebender, fühlender Wesen zur Unterhaltung und zum Vergnügen. Der Stier erleidet oft einen langsamen, qualvollen Tod.»

Das Coming-out «in einer Machokultur wie dem Stierkampf» sei zweifellos mutig, schrieb Tatchell weiter. Dafür wolle er er Alcalde danken. «Aber wahrer Mut liegt darin, für das Richtige einzutreten, also die Opfer von Gewalt zu verteidigen – und in der Stierkampfarena gibt es nur ein Opfer: den Stier.»

Des Weiteren kämpfe die LGBTIQ-Community schon lange gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit, schreibt Tatchell. «Tiere in einer Stierkampfarena zu Tode zu quälen ist nicht nur moralisch nicht zu rechtfertigen, es steht auch im Widerspruch zu den altruistischen Werten, für die wir als Community stehen.»

Die Tradition sei keine Entschuldigung für Grausamkeit. «Wenn dem so wäre, würden LGBTIQ-Personen immer noch hingerichtet, eingesperrt und in psychiatrischen Anstalten eingesperrt», sagt Tatchell. «Deshalb flehe ich dich an, Mario, der repressiven, blutigen Stierkampfindustrie den Rücken zu kehren und dir einen historischen Namen als mitfühlender Matador zu machen, der aufgestanden ist und sich gegen Tierquälerei ausgesprochen hat.»

Mario Alcalde hat sich noch nicht zu Peter Tatchells offenem Brief geäussert. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war Alcaldes Instagram-Kanal deaktiviert.

Der offen schwule Australier Peter Tatchell hat seinen Aktivismus zum Job gemacht und engagiert sich neben LGBTIQ- und Menschenrechtsorganisationen auch für die Tierschutzorganisation PETA.

Im Oktober 2023 demonstrierte Tatchell bei der IOC-Vollversammlung in Indien gegen die Vergabe der Olympischen Spiele 2036 an ein Land mit LGBTIQ-feindlichen Gesetzen (MANNSCHAFT berichtete). Indonesien und die Türkei haben neben anderen Ländern ihre Bewerbung für die Olympischen Spiele 2036 angekündigt. Weitere Länder, die über eine Kandidatur nachdenken, sind unter anderem Ägypten, China, Katar und Ungarn.

Mehr: Der Essay von Curdin Seeli über den queeren Stierkämpfer Mario Alcalde: Vom verpönten Stierkampf im ambivalenten Spanien, über den horrenden Fleischkonsum unserer Welt, bis zu einer (un)moralischen Einsicht. Jetzt in der neuen MANNSCHAFT.

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