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Konservative Zeitung beklagt «Hass» von LGBTIQ auf Christen

Die «Schweizerzeit» greift in einem Beitrag MANNSCHAFT und Pink Cross an.

Paraguay Homophobie
(Symbolbild: istockphoto)

Die Nationalkonservative Zeitschrift Schweizerzeit beklagt sich über «übelste Beleidigungen» in den Kommentarspalten auf MANNSCHAFT, während die eigenen Leser*innen unzensiert zum Mord aufrufen.

«Justiz an die Wand stellen und abknallen», «Afrikaner kannst selten gebrauchen» oder «Hoffentlich bekommen die mal eins in die Fresse». In den Kommentarspalten auf Schweizerzeit.ch und auf deren Facebook-Seite herrscht der ganz normale Rechtsaussen-Wahnsinn. Nun will die Zeitung aber herausgefunden haben, dass Rechtskonservative und Christen Opfer von «Hate Speech» seien. Gerade in der LGBTIQ-Community sei Hass gegen Andersdenkende «omnipräsent».

10% der Schweizer*innen halten Homosexualität für unmoralisch

«Übelste Beschimpfungen»
Der Autor Anian Liebrand greift in seinem Online-Beitrag zunächst MANNSCHAFT an. Der ehemalige Präsident der Jungen SVP Schweiz beklagt sich, dass «primitivste Beleidigungen» von der Redaktion nicht gelöscht werden.

Dabei geht es etwa um den EDU-Politiker Hans Moser, der verhindern will, dass Schwule und Lesben vor Hass und Gewalt geschützt werden (MANNSCHAFT berichtete). Einige Leser*innen bezeichnen ihn für dieses Handeln als «widerlichen Kerl», was Liebrand als «übelste Beschimpfung» einstuft.


Schweizerzeit greift im gleichen Artikel Pink Cross mit identischer Argumentation an. «Wir sind gegen jede Form von Hass und löschen entsprechende Kommentare», sagt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross. Seiner Erfahrung nach sind aber unter den Beiträgen von Pink Cross Hasskommentare gegen Schwule und Lesben ganz klar in der Überzahl. Auch das Klima der Homophobie in Kommentarspalten bei Onlineartikeln über LGBTIQ-Themen sei beängstigend, so Heggli.

20.000 Regenbogenfahnen für eine Schweiz ohne Hass

Ein wichtiger Unterschied
Was Schweizerzeit verschweigt: Die Kommentare unter den MANNSCHAFT-Beiträgen sind Reaktionen auf Artikel, welche beispielsweise von Menschen handeln, die Homosexualität verbieten und unter Todesstrafe stellen wollen. Oder etwa von Eltern, die ihren Sohn verstossen, weil er schwul ist. Oder von Politiker*innen, die wollen, dass Homosexuelle möglichst wenig Schutz erhalten.

Die Beleidigungen auf Schweizerzeit.ch richten sich im Gegensatz dazu meist gegen Minderheiten oder gegen Leute, die Minderheiten schützen möchten. Ein wichtiger Unterschied. Unzensiert rufen mehrere Leser*innen auf der Website etwa zum Mord an der Staatsanwaltschaft Schaffhausen auf, weil diese einen «kriminellen Asylschmarotzer» nicht ausschaffe.


Schweizerzeit Beleidigungen LGBTIQ

Einige Verfasser*innen hoffen indes, dass Ständerät*innen Opfer von Gewalt werden. An anderer Stelle werden die gewählten Volksvertreter*innen als «stalinistisches Saupack» bezeichnet. Auch rassistische Beleidigungen werden auf der Seite toleriert.

Schweizerzeit Beleidigungen 2

Dazu Kriss Rudolph, CvD bei MANNSCHAFT.com: «Bedauerlicher verwechselt die Schweizerzeit hier Ursache und Wirkung und inszeniert sich als Opfer. Ich begrüsse den Rat ausdrücklich, der sich am Ende dieses unsäglichen Textes findet: Es ist besser, vor der eigenen Haustüre zu kehren, als andere des Hasses zu bezichtigen. Schade, dass sich Anian Liebrand selber nicht daran hält.»

Schwulenfeindliche Hasskommentare
Die Zeitung Schweizerzeit existiert seit 1979 und erscheint alle 14 Tage. Chefredaktor Ulrich Schlüer politisierte für die SVP unter anderem im Nationalrat, scheiterte jedoch sowohl 2007 als auch 2011 an der angestrebten Wiederwahl. Politisch steht die Zeitschrift der SVP und der AUNS nahe und bietet diversen konservativen Politiker*innen eine Plattform.

Besonders ironisch: Der Artikel über den «omnipräsenten Hass» in der LGBTIQ-Community ist selbst Nährboden für den nächsten schwulenfeindlichen Hass-Kommentar auf der Seite. Noch ist öffentliche Hetze gegen Schwule und Lesben strafrechtlich nicht relevant. Mit der Abstimmung vom 9. Februar kann sich dies ändern (MANNSCHAFT berichtete).

Schweizerzeit Beleidigungen 3


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