16 % empfinden Ekel, «wenn Homosexuelle sich in der Öffentlichkeit küssen»
Deutlich mehr Menschen in Deutschland teilen rechtsextreme Positionen
Menschen mit einem gefestigten rechtsextremen Weltbild sind in Deutschland eine relativ kleine Minderheit. Aus einer Befragung für eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung lässt sich allerdings ein beunruhigender Trend ablesen.
Von Anne-Beatrice Clasmann, dpa
Rechtsextreme Einstellungen haben in der deutschen Bevölkerung laut einer aktuellen Studie seit 2021 stark zugenommen. Aktuell hat jeder zwölfte Erwachsene ein rechtsextremes Weltbild, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Untersuchung von Forschenden der Universität Bielefeld feststellt. Mit 8,3 Prozent ist der Anteil gegenüber dem Niveau der Vorjahre von knapp 2 bis 3 Prozent erheblich gestiegen.
Dabei kann man der Studie zufolge von einer rechtsextremen Einstellung nicht automatisch darauf schliessen, wo sich jemand selbst politisch verortet. «Unter jenen, die sich klar als «links» positionieren, gibt es dabei mehr Menschen, die ein gefestigtes rechtsextremes Weltbild teilen (12 Prozent) als es in der politischen Mitte der Fall ist (7 Prozent)», halten die Forscher um Andreas Zick fest.
Zugenommen habe auch der Anteil der Befragten, der sich rechts der Mitte verortet, heisst es in der Studie mit dem Titel «Die distanzierte Mitte». Während sich demnach aktuell 15,5 Prozent der Bevölkerung selbst rechts der Mitte sehen, waren es bei der zurückliegenden Befragung lediglich knapp zehn Prozent.
Entgegen den Vorjahren stellt man in der Mitte-Studie 2022/23 einen beachtlichen Anstieg beim Hetero-/Sexismus fest. Dabei wird wie zuvor zwar am häufigsten die Ernsthaftigkeit geschlechtlicher Transitionswünsche in Abrede gestellt, was mit knapp 17 % Zustimmung zu der Aussage «Ich finde es albern, wenn ein Mann lieber eine Frau sein will oder umgekehrt, eine Frau lieber ein Mann» aber einen Höchstwert erreicht (2018/19; 2020/21: 11 bis 12 %).
Wie noch 2018/19 äussern aktuell wieder 16 % Ekel, «wenn Homosexuelle sich in der Öffentlichkeit küssen»; vor zwei Jahren stimmten dem nahezu halb so viele Befragte zu (2020/21: 8,7 %). Eine Mehrheit von jeweils über 50 % der Befragten stimmte beiden Aussagen überhaupt nicht zu.
Überraschend ist all das nicht, wenn man auf die Ergebnisse der Wählerumfragen der vergangenen Wochen schaut. Dort lag die rechtspopulistische AfD bundesweit bei etwa 22 Prozent (MANNSCHAFT berichtete). Grundsätzlich spiegeln Wahlumfragen nur ein Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. Sie sind zudem immer mit Unsicherheiten behaftet.
Für die «Mitte-Studie» der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung werden alle zwei Jahre mit einer repräsentativen Befragung vor allem rechtsextreme Einstellungen untersucht. Als zentrales Merkmal des Rechtsextremismus definieren die Autor*innen «eine Ideologie der Ungleichwertigkeit und Gewalt beziehungsweise die Billigung von Gewalt zur Durchsetzung der Ideologie». Im Vergleich zu den Vorjahren werde der Vorwurf der beschnittenen Meinungsfreiheit von deutlich mehr Befragten geteilt, heisst es in der Studie. «Gleiches gilt für die völkische Forderung, unterschiedliche Völker sollten sich nicht miteinander vermischen».
Die 2027 Teilnehmer*innen einer Telefonumfrage durch das UADS Institut in Duisburg im Zeitraum vom 2. Januar bis 28. Februar dieses Jahres waren aufgefordert worden, sich zu bestimmten Aussagen zu positionieren, etwa ob sie eine Diktatur befürworten würden. Von der Gesamtstichprobe ausgehend liegt die Fehlergrenze nach Angaben der Autor*innen bei +/- 2,2 Prozent.
Das Bündnis #unteilbar-Südbrandenburg sieht sich mit den Ergebnissen einer Studie zu rechtsextremistischen Entwicklungen in der deutschen Bevölkerung in seinen Erfahrungen bestätigt. Die vergangenen Monate in der Region hätten gezeigt, dass es notwendig sei, gemeinsam für Demokratie einzutreten und Alternativen zu rechten Einstellungen zu leben, teilte das Bündnis am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur mit.
Das Bündnis hatte unter anderem die beiden Lehrkräfte aus Burg mit einer Demonstration vor dem Cottbuser Schulamt unterstützt. Die Lehrerin und der Lehrer hatten in einem Brandbrief geschildert, sie seien an der Schule täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert (MANNSCHAFT berichtete).
Sie hatten Regenbogenfahnen in Fribourg angezündet, nun wurden sieben Tatverdächtige identifiziert (MANNSCHAFT berichtete).
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