Zum ersten Magnus-Hirschfeld-Tag: Tour, Buch und Lesung
Nächste Woche in Berlin!
Der Berliner Senat ruft am 14. Mai erstmals den Magnus-Hirschfeld-Tag aus. Damit würdigt das Land den schwulen Arzt und Sexualforscher.
Magnus Hirschfeld war schwul, Sozialist, Jude und Mitbegründer der weltweit ersten Homosexuellen-Bewegung. Im kommenden Jahr ist er 90 Jahre tot. Rund um seinen Geburtstag, den 14. Mai, finden eine Vielzahl von Aktionen und Veranstaltungen statt, um an Hirschfeld aus der Mitte der Stadtgesellschaft zu erinnern. Für die Pressekonferenz öffnet das Schwule Museum seine Räumlichkeiten. Dort wird unter anderem auch ein Modell des von Hirschfeld einst in Berlin gegründeten Instituts für Sexualwissenschaften ausgestellt.
Rechtzeitig zum Magnus-Hirschfeld-Tag erschienen ist auch der Jugendroman «Magnus» von Oliver Bieber erschienen: Das erste Buch, dass sich in Romanform mit queerer Geschichte befasst und dabei an Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren richtet (Verlag Hentrich & Hentrich).
Der Roman erzählt von Hilde und Martin, zwei Jugendlichen im Berlin der 1920er Jahre. Hilde ist 12 und kommt aus vermeintlich gutem Hause. Sie rebelliert gegen ihre bürgerlichen Eltern, ist wissbegierig und mutig. Mit ihrer Hündin Pola entdeckt sie das Berlin der «Goldenen Zwanziger». Dabei trifft sie auf den 14-jährigen Martin, der sie fasziniert und mit dem sie sofort Freundschaft schliesst.
Martin kommt aus schwierigen, ärmlichen Verhältnissen. Er schlägt sich mit Aushilfsarbeiten durch, u. a. für den Transvestiten Hansi Sturm im legendären Nachtclub El Dorado im heutigen Regenbogenkiez Schöneberg. Martin selber zieht sich gern als Mädchen an, tauscht seine Kleidung auch mal mit Hilde und ist auf der Suche nach seiner Identität und seinen Vorlieben.
Beide lernen Magnus Hirschfeld kennen, mit dem sie sich über Lieben, Leben und Begehren austauschen können und sind oft in seinem Institut zu Gast. Doch 1933 wurde es von den Nationalsozialisten geplündert und beschlagnahmt; ein grosser Teil der Bibliothek wurde damals am 10. Mai 1933 auf dem Opernplatz verbrannt (woran alljährlich erinnert wird: MANNSCHAFT berichtete).
Damit beginnt die Erzählung des Romans, mit dem Prolog unter dem TItel: «Der Rauch zieht weiter». Der Roman wird von da an aus der Rückblende erzählt: eine Rückblende auf bessere Zeiten. «Magnus» ist spannend erzählt, und die beiden jungen Protagonist*innen schliesst man schnell in Herz. Was natürlich erst recht für die Titelfigur gilt, für Magnus Hirschfeld: eine nahbare, grossväterlich-freundliche und offen Figur, die man auch heute noch bzw. wieder sehr gut in Deutschland brauchen könnte. Auch heute werden Mahnmale oder Orte, die Hirschfelds Namens tragen, wieder geschändet (MANNSCHAFT berichtete).
Am 14. Mai ist eine Online-Lesung plus Gespräch mit Oliver Bieber geplant: Der Autor liest Auszüge aus dem Roman und zeigt die von ihm gestalteten Illustrationen.
Ausserdem findet in Berlin jeden Donnerstag, um 17:30 Uhr die Kieztour durch den ältesten queeren Kiez Europas und taucht in die über 140-jährige queere Geschichte, Kultur und Subkultur ein, begleitet durch die erste MANNSCHAFT-Queeros-Siegerin Margot Schlönzke, durch Jurassica Parka, Jacky-Oh Weinhaus oder Anna Klatsche. Interessierte erfahren mehr über das Leben, Tun und Werken von Magnus Hirschfeld und wie es bis heute nachwirkt, aber auch über Karl-Heinrich Ulrichs, Christopher Isherwood, Claire Waldoff, Josephine Baker und viele andere mehr.
Die Frühlingsausgabe der MANNSCHAFT versorgt dich mit 132 Seiten voller Geschichten aus der queeren Welt – vom After-liebenden Flussdelfin bis zum pansexuellen Stierkämpfer über trans Repräsentation in Filmen und Serien bis nach Wien zu einem queeren Designlabel. Zudem gibt es Tipps für sicheres Online-Dating (u.v.m.!).
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