Zürich: Auf den «Barfüsser» folgt «Kweer Café & Bar»
Für das Lokal an der Spitalgasse ist ein «hybrides Konzept» vorgesehen
Am einstigen Standort der legendären Zürcher «Barfüsser-Bar» entsteht ein neues LGBTIQ-Lokal. Hinter dem Konzept von «Kweer Café & Bar» stehen alte Bekannte der queeren Ausgang-Szene.
Als im vergangenen Herbst feststand, dass der legendäre «Barfüsser» von seinem historischen Standort an der Spitalgasse 14 verschwindet, war die Aufregung in der Zürcher LGBTIQ-Community gross. In der angeblich «ältesten Schwulenbar Europas» lernten sich vor 66 Jahren mit Ernst Ostertag und Röbi Rapp das wohl berühmteste Männerpaar der Schweiz kennen. Nachdem der Barfüsser 2002 zur Sushi-Bar umgestaltet wurde und der direkte Bezug zur LGBTIQ-Community etwas verloren ging, war 2021 endgültig Schluss (MANNSCHAFT berichtete).
LGBTIQ-Bewerbung «erwünscht» Es gab damals auch kritische Stimmen, die fanden, die Stadt Zürich hätte sich als Vermieterin zu wenig dafür eingesetzt, dass der Barfüsser bleibt. Um zu zeigen, dass man sich der historischen Bedeutung des Standortes durchaus bewusst ist, betonte die Stadt in ihrer Ausschreibung für die Nachfolge ausdrücklich, Bewerbungen aus der LGBTIQ-Community seien «erwünscht». Dass mit «Kweer Café & Bar» nun ein entsprechendes Konzept den Zuschlag erhielt, ist also kein Zufall.
Hinter «Kweer Café & Bar» stehen alte Bekannte aus der Zürcher Gastro- und Ausgang-Szene: Dazu gehören Marco Uhlig und Samuel Rensing von «Kweer Gastro AG», einem Joint-Venture der OX’n Gastro AG und der Heile Welt AG, das unter anderem den Queerclub «Heaven» im Niederdorf führt, sowie die «ViCAFE»-Gründer Christian Forrer und Benedikt Hess, die in Zürich, Basel und Eglisau elf Espresso-Bars betreiben. Sie haben sich gegen sechs andere Mitbewerber*innen durchgesetzt, wie die Stadt Zürich in einer Mitteilung schreibt.
Hybrides Konzept Tagsüber ein Café, abends und nachts eine Bar – so sieht das «hybride» Konzept für das «Kweer» an der Spitalgasse 14 aus. Demnach soll das Lokal von 8 bis 17 Uhr als Café-Bar geführt werden. Den Kund*innen werde dafür auch ein Ausgabe-Fenster auf der Seite der Spitalgasse zur Verfügung stehen. Das geplante Angebot umfasst unter anderem Kaffee und Backwaren aus der «ViCAFE»-Rösterei und -Bäckerei in Altstetten.
Jeweils von Mittwoch bis Sonntag verwandelt sich das Lokal um 17 Uhr in eine Bar, in der lokale Biere, regionale Weine, Cocktails mit und ohne Alkohol und Snacks bestellt werden können. Auch die Durchführung von Events soll möglich sein.
Queerer Safe Space Die neuen Betreiber beschreiben ihr Projekt gemäss der Stadt Zürich so: «Mit ‹Kweer Cafe & Bar› wollen wir das langjährige Vermächtnis des historischen Barfüsser als queerer Safe Space wieder aufleben lassen und eine florierende Café-Bar für queere Menschen, Studierende, deren Freund*innen, Familien und Nachbar*innen mitten im Niederdorfquartier schaffen.»
Bevor es dann im kommenden September losgeht, gibt es noch einiges zu tun: Es stehen Auffrischungsarbeiten und ein Mieterausbau an.
Mehr zur Geschichte der «Barfüsser-Bar» findest du in diesem Beitrag oder dann auf Schwulengeschichte.ch.
Das könnte dich auch interessieren
Hamburg
Ausverkaufte Kinosäle und lange Schlangen: Positive Bilanz für HIQFF
Mit der Vergabe der Publikumspreise und dem Abschlussfilm, «Wenn du Angst hast», endete das 36. Hamburg International Queer Film Festival (HIQFF). Sechs Tage lang konnten Fans queerer Filmkunst in acht verschiedenen Kinos in die neusten Produktionen eintauchen, diskutieren und sich vernetzen.
Von Stephan Bischoff 
Unterhaltung
Kultur
Film
Deutschland
Sport
Die Eurogames kommen nach Frankfurt
Nach über 20 Jahren kehrt Europas grösste LGBTIQ-Sportveranstaltung zurück nach Deutschland. Im Sommer 2028 finden die Eurogames in Frankfurt statt.
Von Newsdesk Staff 
Deutschland
Sex
«Bottoms up!» – Marius Baumgärtel räumt mit Tabus auf
Der schwule Unternehmer spricht über Analsex und Massenmarkt, Iris Berben als Promoterin von Sauberkeit «hinten rum», die Wichtigkeit von LGBTIQ-Netzwerken – und über Pornos.
Von Kevin Clarke 
Deutschland
Gesundheit
Arbeitswelt
Lust
Schwul
Community
Dissoziative Identitätsstörung: Tausend Bonnies in einem Körper
Die Bonnies – so nennen sie ihre Persönlichkeiten – leben mit Dissoziativer Identitätsstörung. Und doch organisieren sie ihr Leben, lieben eine Frau und zeigen sich der Welt, obwohl sie sich eigentlich verstecken müssten. Ein Puzzle in sechs Teilen. Unfertig.
Von Denise Liebchen 
Lesbisch
Mentale Gesundheit