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Zürcher Gemeinderat stimmt für Chemsex-Projekt

Mehrheit durch SP, GLP und AL

chemsex drug checking
Die Stadt Zürich bietet im Rahmen des Chemsex-Projekts ein kostenloses und anonymes Drug-Checking an. (Foto: iStockphoto)

Die Stadt Zürich wird weiterhin Präventionsarbeit im Bereich des Chemsex-Substanzkonsums leisten. Die FDP wollte das Projekt aus Kostengründen einsparen.

Am Freitag gab der Zürcher Gemeinderat grünes Licht für das Pilotprojekt Chemsex, das 2022 in ein definitives Angebot des Sozialdepartements der Stadt Zürich überführt werden soll. Eine Mehrheit bestehend aus AL, SP und GLP hatten für das Projekt gestimmt. Die FDP wollte das Projekt aus Kostengründen einsparen (MANNSCHAFT berichtete).

Geschlecht oder sexuelle Orientierung sei nicht der Grund für das geforderte Einstellen des Chemsex-Projekts, so der FDP-Gemeinderat Patrik Brunner in seinem Votum. Vielmehr gehe es um Eigenverantwortung. «Wollen wir im nächsten Jahr 80’000 Franken ausgeben, dass man Gruppensex auf Drogen haben kann?», sagte er. «Wenn die Leute dieses Risiko eingehen wollen, sollen sie mit den Konsequenzen leben müssen. Alles andere wäre für die breite Bevölkerung unfair.»

In seinem Votum für die Erhaltung des Chemsex-Projekts wies SP-Gemeinderat Alan David Sangines darauf hin, dass Gruppensex und Drogenkonsum auch ohne die gesprochenen Gelder Realität und die Chemsex-Szene in Zürich auf dem Vormarsch sei. «Die Frage ist: Verstärken wir die Prävention, damit die Begleiterscheinungen nicht so schlimm sind?», sagte er. «Problematisch ist, dass Leute, die zum ersten Mal konsumieren, die Substanzen ohne Kenntnisse der Dosierung einnehmen. Man wird schnell süchtig, verliert den Job und landet auf der Sozialhilfe.»


GLP-Gemeinderat Nicolas Cavalli pflichtete Sangines bei und bemerkte, dass die FDP selbst in einem Postulat den Ausbau der Testzeiten des Drug-Checkings gefordert hatte: «Ich möchte der FDP in Erinnerung rufen, dass sie in ihrem Positionspapier eine schrittweise Regularisierung fordert.» FDP-Gemeinderat Marcel Müller, der das betreffende Postulat eingereicht hatte, ergänzte in seinem Votum, dass er anders als seine Fraktion stimmen werde.

Das Chemsex-Projekt startete vor drei Jahren als Pilotversuch und umfasst mehrere Massnahmen, darunter etwa die Bereitstellung von Materialien zu Safer-Use oder Drug-Checking (MANNSCHAFT berichtete). Zudem übernimmt das Projekt die Koordination der verschiedenen Akteure, darunter etwa der Checkpoint Zürich, Saferparty.ch und das Drogeninformationszentrum DIZ der Stadt Zürich.

Chemsex ist ein Begriff aus der schwulen Kultur. Darunter ist der Drogenkonsum in Zusammenhang mit Sex zu verstehen, oft unter Männern, die mit Männern Sex haben (MSM).


«Ich bin hocherfreut, dass das wegweisende Projekt zu einem Tabuthema in der Stadt Zürich in ein definitives Angebot überführt werden kann, um wichtige Präventionsarbeit zu leisten», sagte Sangines gegenüber MANNSCHAFT.

Im Sommer 2021 sorgte eine Doku zum Thema Chemsex für emotionalen Gesprächsstoff (MANNSCHAFT berichtete). In Deutschland nimmt die Zahl von sogenannten Chemsex-Partys seit Beginn der Pandemie zu.


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