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Zu schwul: Bolschoi Theater streicht «Nurejew» von Serebrennikow

Die Produktion gehörte zu den beliebtesten Aufführungen der Truppe

Nurejew
Am Bolschoi-Theater weist ein Banner auf die Premiere des Balletts «Nurejew» hin (Bild: picture alliance / Friedemann Kohler/dpa)

Das Moskauer Bolschoi Theater hat unter politischem Druck Kirill Serebrennikows Ballett «Nurejew» um den an Aids gestorbenen schwulen russischen Tänzer Rudolf Nurejew aus dem Spielplan gestrichen.

Das Ballett sei wegen des Verbots von Propaganda «nicht traditioneller Werte» aus dem Repertoire genommen worden, sagte Theaterintendant Wladimir Urin am Mittwoch bei der Vorstellung des Spielplans. Das vielfach ausgezeichnete Ballett von Serebrennikow, der den Lebensweg des zu Sowjetzeiten geflohenen Weltstars Nurejew nachzeichnet, gehörte zu den beliebtesten Aufführungen der weltgrössten Balletttruppe.

Zu sehen waren auf der Bühne etwa homosexuelle Szenen und Männer in Frauenkleidern und auf Stöckelschuhen. Verstösse gegen das von Kremlchef Wladimir Putin unterzeichnete Gesetz, das etwa positive Darstellungen von Homosexualität verbietet, werden mit hohen Geldstrafen geahndet. Homosexualität selbst ist nicht verboten.

Trust me, Putin, Homosexuality is not going to disappear. https://t.co/3DQZS67x0m

— C_Emcke @CEmcke@mastodon.social (@C_Emcke) April 20, 2023

Russlands Kommunikationsaufsichtsbehörde veröffentlichte nun auch erstmals Leitlinien zum Verbot von Propaganda «nicht traditioneller Lebensweisen». So hatten sich etwa Verlage unsicher gezeigt, ob auch Bücher verboten sind, die gleichgeschlechtliche Liebe als gleichwertig darstellen wie Beziehungen zwischen Mann und Frau. Das ist dem neuen Kodex zufolge nicht erlaubt und dürfte zu weiterer Zensur auch von Klassikern führen.



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Serebrennikow, der Russlands Krieg gegen die Ukraine scharf kritisiert hatte, verliess «angesichts der politischen Verfolgung seine Heimat und arbeitet in Frankreich und Deutschland, wo er erfolgreich Opern inszeniert. Der 53-Jährige, der auch ein erfolgreicher Filmemacher ist, stellt inzwischen viele seine Arbeiten online. Zu sehen sind im Internet Theaterinszenierungen des von ihm lange geführten Gogol-Zentrums in Moskau.

Serebrennikow hatte mit seinem stets ausverkauften Ballett «Nurejew» gleich vier Auszeichnungen beim renommierten Tanzpreis Benois de la Danse erhalten. Ihm selbst sprach die internationale Jury in Moskau den Preis für die beste Ballettregie zu. Im Zuge der wachsenden Repressionen gegen Kunstschaffende in Russland war auch Serebrennikow bei den kremltreuen Kulturfunktionären, die etwa Werte der russisch-orthodoxen Kirche hochhalten, in Ungnade gefallen. Aus Angst vor Verfolgung haben viele Künstler*innen Russland verlassen, um frei arbeiten zu können.


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