«Mit solchen Hasskommentaren haben wir nicht gerechnet»
Die Idee war, als Gasthaus auch Gastfreundschaft für LGBTIQ zu signalisieren
An vielen Orten in Vorarlberg weht die Regenbogenfahne: Vor Kirchen und in Städten und Gemeinde, aber auch bei zahlreichen Privatpersonen. Sie sind Zeichen der Solidarität mit LGBTIQ. Auch ein Gasthaus in Alberschwende zog mit und erntete viel Hass – aber noch mehr Solidarität.
Das Gasthaus «Sonne» in Alberschwende hisste die Regenbogenfahne am Osterwochende. Anlass war, dass die vatikanische Glaubenskongregation ein Segnungsverbot für homosexuelle Paare ausgesprochen hat (MANNSCHAFT berichtete).
«Bei den Kirchen in Hard und Feldkirch (Vorarlberg) wurden als Zeichen der Toleranz Regenbogenfahnen aufgehängt, die allerdings von Unbekannten niedergebrannt wurden (MANNSCHAFT berichtete). In Reaktion darauf hat sich in ganz Vorarlberg eine Solidaritätsbewegung formiert, und viele Private, aber auch Kommunen, haben mit dem Aufhängen von Regenbogenfahnen Solidarität mit der LGBTIQ-Community gezeigt», so der Wirt Gerold Neßler gegenüber MANNSCHAFT.
«Daher dachten wir uns, dass gerade auch ein Gasthaus Gastfreundschaft signalisieren: Unser Gasthaus ist für alle da! Meine Tochter Barbara, die Nationalratsabgeordnete bei den Grünen ist, hat uns dann bestärkt und die Regenbogenfahne organisiert. Am Ostersonntag, dem höchsten kirchlichen Feiertag, haben wir sie dann gemeinsam aufgehängt.»
Neßler erntete dafür viel Schmähungen und Hass. Barbara Neßler machte sie via Facebook und Twitter öffentlich.
Es gab Drohungen, das Lokal zu meiden und Hasskommentare, erzählt der Gastwirt. «Natürlich war das für uns nicht angenehm. Aufrufe, nicht mehr in unser Gasthaus zu kommen, kann für uns als Gastronomen unsere wirtschaftliche Existenz ernsthaft bedrohen.»
Viele Kommentare unter dem Artikel, in dem über die Aktion berichtet wurde, seien diskriminierend gewiesen und liessen die Neßlers teils sprachlos zurück. «Mit solchen Hasskommentaren haben wir nicht gerechnet. 2021 sollte das doch schon lange kein Thema mehr sein», so der Wirt.
Das Portal vol.at reagierte und sperrte die Kommentarfunktion nach Hunderten Kommentaren, darunter unzählige negativ. Und dann begann eine grosse Welle der Solidarität. «Als meine Tochter einige der Hasskommentare publik gemacht hat, kamen über die Sozialen Medien Tausende positive Reaktionen, viele davon auch aus dem Ausland. Was uns sehr bestärkt hat», sagt Neßler.
In Vorarlberg ist die Gastronomie seit einigen Wochen, unter strengen Hygienemassnahmen, wieder geöffnet. Zur Buchungslage sagt Neßler: «Da wir nur am Wochenende geöffnet haben und unsere Aktion erst in den vergangenen Tagen richtig ‚hochgekocht‘ ist, kann ich über etwaige Auswirkungen auf den Besuch noch nichts sagen. Aber es gab sehr, sehr viele Menschen, die über Facebook und Twitter angekündigt haben, jetzt erst recht kommen zu wollen – sogar aus Deutschland, der Schweiz und Tschechien.»
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