Umfrage: Mehrheit der queeren Männer in der Schweiz ist «optimistisch»

Die Pink-Cross-Befragung gibt Einblicke in die Psyche der Community

Symbolbild: Brett Sayles, Pexels
Symbolbild: Brett Sayles, Pexels

Eine neue Umfrage von Pink Cross zeigt, dass viele schwule und bisexuelle Männer in der Schweiz ihre Zukunft optimistisch sehen. Allerdings existiert auch die Angst vor Rückschritten.

1’469 schwule und bisexuelle Männer haben im Frühjahr 2023 eine Online-Umfrage von Pink Cross beantwortet. Die Ergebnisse veröffentlicht die Schweizer Dachorganisation nun wöchentlich in zehn Teilen. Am heutigen Mittwoch wurde die Auswertung zum Thema «Zukunft» publiziert. Dabei zeigt sich: Es gibt offenbar ziemlich viele Optimisten in der Schweizer LGBTIQ-Community!

Auf dem Land pessimistischer Fast 70 Prozent der Befragten sehen die Zukunft von schwulen, bisexuellen beziehungsweise queeren Männern in der Schweiz «optimistisch» oder sogar «sehr optimistisch». Nur rund ein Zehntel ist «eher pessimistisch», was die Zukunft angeht.



Ein genauerer Blick auf die Daten verrät, dass diese negative Einschätzung bei älteren Befragten häufiger vorkommt: Bei den 1950er-Jahrgängen sind es rund 15 Prozent. Bei den Jahrgängen 2000 und jünger liegt der Anteil lediglich bei sieben Prozent. Mit 14 Prozent sehen Teilnehmer, die auf dem Land wohnen, die Zukunft ebenfalls pessimistischer als der Durchschnitt.

Angst vor Rückschritten Das heisst aber nicht, dass die befragten Männer ohne Zukunftsängste wären. Fast 800 Personen haben auf die offene Frage nach den künftigen Prioritäten für LGBTIQ-Organisationen geantwortet und dabei am häufigsten Gewalt gegen queere Menschen und Diskriminierung genannt (116 Antworten).

Fast gleich viele Personen erwähnten die Akzeptanz in der Gesellschaft und gleiche Rechte. Genau hundert Antworten thematisierten die drohende Gefahr von Rückschritten und einer Zunahme von Hassrede in der Gesellschaft und in der Politik. 50 Antworten offenbarten hingegen die Sorgen, dass die Gesellschaft von den Forderungen der LGBTIQ-Community «überfordert» werden könnte.



«Jetzt wählen gehen!» Die LGBTIQ-Community ist regelmässig vor und an den Prides in der Schweiz Hass ausgesetzt – MANNSCHAFT berichtete etwa über die geschmacklose Aktion der Jungen SVP in St. Gallen. Ist Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross, überrascht das trotz des schwierigen politischen und gesellschaftlichen Klimas der Optimismus unter den Befragten so gross ist? «Überrascht bin ich nicht, aber sehr froh und es stimmt mich zuversichtlich», sagt Roman gegenüber MANNSCHAFT.

Es zeige, dass die Community widerstandsfähig sei und sich nicht kleinmachen lasse. «Diesen Optimismus werden wir brauchen können, denn bei den Wahlen am kommenden Sonntag zeichnet sich ein Rechtsrutsch ab und wir werden gemeinsam als Community gegen Rückschritte ankämpfen müssen.» Sein Tipp deshalb, damit das politische Klima nicht noch ungemütlicher wird: «Jetzt noch wählen gehen!»

Weitere Ergebnisse folgen Die Befragung helfe Pink Cross weiter. «Wir wissen nun, wo der Schuh drückt und das hilft uns, die strategischen Schwerpunkte und neuen Projekte der nächsten Jahre zu definieren – das nehmen wir nun in Angriff», so Roman.

Die heute veröffentlichten Ergebnisse mit dem Blick in die Zukunft ist erst der Start von zehn Themen, zu denen Pink Cross die Community befragt hat. Die Ergebnisse wird die Dachorganisation in den nächsten Wochen fortlaufend veröffentlichen, wie Roman erklärt. «Wir haben sie bereits an zwei Workshops in Winterthur und Lausanne mit interessierten Mitgliedern diskutieren und dabei sehr viele verschiedene Erkenntnisse gewinnen können.» Unter pinkcross.ch/study findest du jeweils die neusten Ergebnisse.

Du brauchst noch Inspiration für die Wahlen vom 22. Oktober 2023? 16 LGBTIQ-Kandidat*innen haben unseren Fragebogen ausgefüllt: Was sind ihre politischen Ziele? Wie wollen sie die Community im Parlament vertreten? Hier geht’s zum Beitrag!

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