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«Totsch» für Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis nominiert

Es ist ein Buch über Homosexualität und Coming-out für lesescheue Jugendliche

Sunil Mann (Bild: Renate Wernli)

Sunil Mann ist mit seinem ersten Jugendbuch «Totsch» für den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis nominiert! Das gab am Donnerstag sein Verlag bekannt.

«Totsch» ist nach sieben Kriminalromanen und drei Kinderbüchern Sunil Manns erstes Jugendbuch – und eins von fünf Nominierten in diesem Jahr. Wie es zur Jury-Begründung auf schweizerkinderbuchpreis.ch heisst: «Der Autor erzählt in einer subtilen, präzisen Sprache von der Annäherung zweier ganz unterschiedlicher Jugendlicher. Mit wenigen Worten lässt er seine Figuren lebendig werden, mit ihren Gedanken, Sorgen und Nöten. Dabei entfaltet der Text einen rhythmischen Sound und hat auch einiges an Action zu bieten.» Die Entscheidung über den oder die Preisträger*in fällt am 23. Mai bei den Solothurner Literaturtagen.

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Der dabux-Verlag hatte den 47-Jährigen damit beauftragt, ein anspruchsvolles Thema in einer für Jugendliche fassbaren Sprache auf 60 Seiten zu verpacken. Als offen schwuler Autor war es für Mann klar, dass ein Coming-out im Zentrum der Geschichte stehen muss.

Jugendliteratur über Homosexualität und Coming-out ist dünn gesät, gemäss Verlag ist «Totsch» das erste Schweizer Jugendbuch, das sich mit dem Thema befasst. «Das Gebiet ist insofern eine Herausforderung, als es vieles Klischees gibt, die es so gut wie möglich zu umschiffen gilt», sagt Mann gegenüber MANNSCHAFT.


Das Ziel des Buches sei, lesescheue Jugendliche zu erreichen, darunter auch solche mit Migrationshintergrund, die die Sprache noch nicht beherrschen. «Eine Identifikation ist wichtig, um sie ins Boot zu holen», sagt er. «Die Sprache muss unkompliziert sein ohne Fremdwörter und Schachtelsätze.»

Schwule Teenies sind reifer als ihre Kollegen

Leicht verständliche Jugendliteratur ist das Spezialgebiet des dabux-Verlags. Jährlich bringt er eine Reihe von Büchern heraus, die sich eines bestimmen Themas annehmen. Vergangene Ausgaben behandelten etwa Körperkult, Mobbing und Armut. «Die Herangehensweise des Verlages ermuntert lesescheue Jugendliche, ein Buch in die Hand zu nehmen», so Mann.

Damit das auch geschieht, versucht der Verlag seine Bücher unter Schulklassen zu bringen. Auf der Website steht Lehrkräften der Sekundärstufe diverses Unterrichtsmaterial kostenlos zum Download zur Verfügung. Verschiedene Arbeitsblätter sind dafür gedacht, Diskussionen anzuregen und den Lesestoff im Klassenzimmer zu behandeln. Zusätzlich können die Autor*innen für Lesungen und Workshops gebucht werden.


«Mit einfacher Sprache komplizierte Geschichte erzählen»
Im Zentrum der Handlung steht Olaf. «Er ist nicht besonders attraktiv und ein bisschen übergewichtig», sagt der Autor über seinen Protagonisten. Olafs Objekt der Begierde heisst Jannick. Zwischen den beiden scheint es zu funken, doch Jannick stösst schnell an seine Grenzen.

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«Ich würde jetzt mal behaupten, dass schwule Teenies reifer sind als ihre Kollegen», sagt Mann. Wer homosexuell ist, müsse damit umzugehen lernen, dass er anders ticke als über 90 % seiner Schulkameraden. «Man muss Antworten auf Fragen finden, die sich andere nicht stellen müssen. Das löst einen Reifeprozess aus.»

Diesen Prozess auf 60 Seiten für Jugendliche ansprechend aufzubereiten, war für den Krimiautor eine Herausforderung. Wichtig war ihm, dass das Buch gleichgeschlechtliche Neigungen nicht als Laune abtut. «Ich habe versucht, mit einer einfachen Sprache eine komplizierte Geschichte zu erzählen», sagt er. Schliesslich gehe es im Text auch um Freundschaft – für etwas Spannung sorgen auch Olafs Probleme mit den lokalen Haschdealern. Drogen, um die Aufmerksamkeit der Jugendlichen zu halten? Der Schriftsteller lacht: «Ich wollte keinen belehrenden Text schreiben.»

totsch da bux
«Totsch» erschien am 21. September im «da bux» Verlag. ISBN: 978-3-906876-13-9 (Bild: da bux Verlag)

Der vollständige Artikel über Sunil Mann ist im September-Heft der MANNSCHAFT erschienen. Hier geht es zum Abo Deutschland und hier zum Abo Schweiz.


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