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Diese Serien machten 2023 zum queeren Highlight

Viele Geschichten haben das Streaming revolutioniert

The Last of Us
Pedro Pascal (re) und Bella Ramsey in «The Last of Us» (Foto: HBO)

Ein Jahr voller Vielfalt, von lebendigen Liebeserzählungen bis zur Erkundung komplexer Identitäten: Ein Überblick über die bahnbrechenden queeren Serien im Jahr 2023.

Für jemanden, der in den 90er Jahren gross wurde, als «queere Serien» kaum mehr bedeuteten als zwei Schwule in der «Lindenstraße» und irgendwann «Will & Grace», war das Serienjahr 2023 fast überwältigend.


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Klar, ganz allgemein ist das Angebot in den immer mehr werdenden Streamingdiensten, in den Mediatheken und natürlich auch im ganz regulären linearen Fernsehprogramm inzwischen so gross, dass man kaum noch den Überblick behalten kann.


Selbst wenn man hauptberuflich bingen muss bzw. darf, übrigens. Aber dass tatsächlich eben auch die Zahl der Serien mit LGBTIQ-Themen und -Figuren mittlerweile so gross ist, dass man nicht mehr hinterherkommt, ist schon eine sehr besondere Freude.

Mit der Computerspielverfilmung «The Last of Us», die rekordträchtige Quoten und begeisterte Kritiken einfuhr, ging das Jahr schon ziemlich queer los. Pedro Pascal – seines Zeichens mindestens Ally par excellence – und non-binary Newcomer Bella Ramsey in den Hauptrollen alleine hätten die Serie schon zum Ereignis gemacht.

Doch nicht zuletzt die dritte und siebte Episode des auf verschiedenen Zeitebenen erzählten, (post-)apokalyptischen Überlebensthrillers stachen am Ende aus dieser ersten Staffel heraus, weil sie eindrücklich und berührend von sehr verschiedenen Aspekten queerer Liebe erzählten.



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Von der Liebe handelt natürlich auch die queerste Grossproduktion des Jahres, nämlich die Miniserie «Fellow Travelers». Der aufwändig umgesetzte Achtteiler erzählt nicht nur, aber vor allem von der sich über viele Höhen und Tiefen sowie mehrerer Jahrzehnte erstreckenden Beziehung zwischen zwei Männern, die sich im Washington D.C. der McCarthy-Ära kennen lernen – und zeichnet nebenbei ein ziemlich umfassendes Bild der LGBTIQ-Geschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Alle wichtigen Schlüsselstellen waren bei der Entstehung mit schwulen und queeren Männern besetzt, vom hauptverantwortlichen Autor Ron Nyswaner über Dan Minahan als Regisseur der ersten Folgen bis hin zum Ensemble um Matt Bomer, Jonathan Bailey und Jelani Alladin.

Was «Fellow Travelers» so besonders macht, war allerdings die Tatsache, welche tragende Rolle das Thema Sex und entsprechend die Sexszenen für die Handlung darstellte. Keine Selbstverständlichkeit bei queeren Serien, die auch im Jahr 2023 immer noch ausloten, wie weit sie gehen können und wollen, um ein möglichst breites Mainstream-Publikum abzuholen.

Vollkommen ohne Sex kam entsprechend einmal mehr «Heartstopper» aus. Was nicht heisst, dass die utopisch angehauchte Teenie-Romanze nicht auch in der zweiten Staffel immer noch ganz entzückend war (MANNSCHAFT berichtete).

Apropos Teenager und Schule: zwei wunderbare kleine Serien-Perlen erreichten den deutschsprachigen Raum mit einiger Verspätung und fanden leider viel zu wenig Beachtung. Einmal «About Sasha» von Yaël Langman, das einfühlsame und bemerkenswert coole Porträt der jugendlichen Titelheldin, die kurz vor dem dem Umzug in die französische Provinz erfahren hat, dass sie inter ist und fortan als Mädchen leben möchte.

Und ausserdem «High School». Die charmante Tragikomödie basiert auf den Jugend-Erinnerungen des kanadischen Pop-Duos Tegan & Sara – und handelt entsprechend vom Coming-of-Age eines lesbischen Zwillingspaars in den 90er Jahren.

Ebenfalls erst 2023 zu uns schaffte es mit «Interview with the Vampire» ein anderes echtes Highlight. Wer hätte gedacht, dass sich die mit Tom Cruise und Brad Pitt einst etwas lahm verfilmte Geschichte von Anne Rice auch so divers, blutig und unverschämt sexy umsetzen lässt?! Die zweite Staffel ist zum Glück längst beschlossene Sache.

Tatsächlich waren übrigens die schönsten queeren Serien des Jahres nicht selten die, die wir schon aus vorangegangenen Jahren kannten. Ein absolut bezauberndes und ungewöhnliches Meisterwerk ist beispielsweise «Somebody Somewhere», eine Serie, deren zweite Staffel nun die grossartige erste sogar noch toppte. Die Komikerin Bridget Everett spielt darin eine Frau, die nach dem Tod ihrer Schwester in ihre ländliche Heimat zurückkehrt und ausgerechnet dort das Glück in Form einer unverhofften neuen, sehr queeren Community findet.

So zart, klug und wahrhaftig erzählen nicht viele Serien vom Leben, die dann auch noch gleichzeitig so herzzerreissend komisch und tieftraurig sind. Sensationell sind dabei übrigens auch Jeff Hiller und Murray Hill in zwei tragenden Nebenrollen.

Während es mit «Somebody Somewhere» ein Wiedersehen geben wird, geht mit «Sort Of» eine andere, vom Tonfall ähnlich gelagerte Serie gerade in die Abschiedsrunde. Die autobiografische Geschichte von und mit Bilal Baig über Sabi, nicht-binäre*r Spross einer aus Pakistan nach Kanada eingewanderten Familie, gehört zu den komplexesten und modernsten, die in jüngster Zeit in Serienform erzählt wurden. Die dritte und leider letzte Staffel der ebenso witzigen wie berührenden und mit diversen Preisen bedachten Serie startet bei uns am 22.12.!

Ebenfalls nach drei Staffeln Schluss war in diesem Jahr übrigens bei «The Other Two», die vermutlich das Lustigste, Schrägste und Fieseste war, was es in den vergangenen Jahren in Sachen queerer Comedy-Serien zu sehen gab. Die ersten beiden sind im deutschsprachigen Raum schon nicht sonderlich easy verfügbar, die letzte bislang noch gar nicht. Wir drücken die Daumen, dass sich das noch ändert. Denn auch wenn nach Absetzung der Serie etliche Beschwerden über den Führungsstil des schwulen Showrunners Chris Kelly einen Schatten auf «The Other Two» warfen, waren die finalen Episoden doch fast noch witziger als die ohnehin schon grossartigen davor.

Wo wir gerade beim Humor sind: zu den lustigsten und damit besten Serien des Jahres gehört ohne Frage auch «Our Flag Means», von gleich beide Staffeln es 2023 zu uns schafften. Dass ausgerechnet ein paar Heteros wie Showrunner David Jenkins und Produzent und Darsteller Taika Waititi auf so amüsant- reflektierte Weise klassische Männlichkeitsbilder dekonstruieren und nebenbei eine schwule Liebesgeschichte unter Piraten aus dem Ärmel schütteln, war in diesem Jahr eine der erfreulichsten Nachrichten.

Und damit das Gegenteil zu der Meldung, dass – anders als zunächst angekündigt – die wunderbar queere Baseball-Serie «Eine Klasse für sich» doch keine zweite Staffel bekommt. Aber weil dieser Text hier mit einem positiven Ausblick enden soll, erwähnen wir zum Schluss noch die absolut sehenswerte deutsche Serie «Loving Her». Auch in der zweiten Staffel brilliert Banafshe Hourmazdi als lebische Hanna auf der Suche nach Beziehungs- und anderem Glück (Interview mit der talentierten Schauspielerin auf MANNSCHAFT+). Das letzte Wort über eine Verlängerung ist in diesem Fall noch nicht gesprochen. Doch wir bleiben hoffnungsvoll!

Von diesen Persön­lichkeiten mussten wir uns 2023 verabschieden: Sinéad O’Connor, Matthew Perry, Christine Hug und viele andere sind in diesem Jahr gestorben. Ein Rückblick auf jene, die fehlen werden (MANNSCHAFT berichtete).


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