Sudan schafft Todesstrafe für Homosexuelle ab

Illegal bleiben gleichgeschlechtliche Beziehungen aber dennoch

Im Sudan gehen Tausende Menschen auf die Strasse, um für die Umsetzung politischer Reformen zu demonstrieren. Ministerpräsident Abdalla Hamdok, der eine Übergangsregierung aus Militärs und Zivilisten führt, kündigte wichtige Entscheidungen an. Nun soll die Todesstrafe für Homosexualität gestrichen werden.

Ein Jahr ist nach dem Sturz von Machthaber Omar Al-Baschir vergangen; ihm werden Völkermord und Kriegsverbrechen in Darfur, im Westen des Landes, zur Last gelegt, der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat Haftbefehl gegen ihn erlassen und hofft auf die Auslieferung des Diktators.

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Die Übergangsregierung in Khartum treibt weitere Reformen voran: In dem nordost-afrikanischen Land  soll das Abfallen vom muslimischen Glauben entkriminalisiert werden. Auch das strikte Alkoholverbot wird aufgeweicht. Überhaupt wird der Islam in der Übergangsverfassung nicht erwähnt. Aber das ist noch nicht alles.

«Homosexuelle Handlungen sind strafbar. In bestimmten Fällen, insbesondere bei Wiederholungstätern, droht eine lebenslange Haft- oder gar Todesstrafe», heisst es auf der Homepage des Auswärtigen Amtes in Berlin. Noch.

«Baghdad in My Shadow» bricht Tabus auf

Denn der Sudan mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung hat eine Bestimmung seines Strafgesetzbuchs aufgehoben, die die Todesstrafe gegen alle verhängt, die für schuldig befunden werden, einvernehmliche gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen zu unterhalten.

Artikel 148 des sudanesischen Strafgesetzbuchs von 1991 besagt, dass jeder, der dreimal wegen Sodomie verurteilt wurde, «mit dem Tod oder mit lebenslanger Haft bestraft wird».

Noor Sultan, Exekutivdirektor von Bedayaa, einer LGBTQ-Interessenvertretung, die im Sudan und in Ägypten arbeitet, sagte der Los Angeles Blade aus Kairo, dass Abdel Fattah al-Burhan, Vorsitzender des sudanesischen Souveränitätsrates, der Streichung der Todesstrafe aus Artikel 148 zugestimmt habe.

Der Souveränitätsrat hat auch die Strafe von «hundert Peitschenhiebe» aus dem Artikel gestrichen. Einvernehmliche gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen im Sudan werden allerdings immer noch bestraft – mit bis zu sieben Jahren Gefängnis.

Maria Sjödin, stellvertretende Exekutivdirektorin von OutRight Action International, bestätigte, dass die Aufhebung der Todesstrafe für einvernehmliche gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen zu den vom Souveränitätsrat genehmigten Reformen gehöre.

«Die Aufhebung der Todesstrafe für gleichgeschlechtliche Intimität im Sudan neben anderen wichtigen Reformen wie dem Verbot der Genitalverstümmelung von Frauen und der Steinigung wegen Apostasie (dem Abwenden von der Religion, Anm. d. Red.) ist ein wichtiger Schritt für die Menschenrechte von LGBTIQ und die Menschenrechte im Sudan insgesamt», so Sjödin.

Brunei, ein Kleinstaat auf der Insel Borneo, hatte im vergangenen Jahr angekündigt, die Todesstrafe bei Homosexualität zu verhängen. Später ruderte Sultan Hassanal Bolkiah zurück (MANNSCHAFT berichtet).

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