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Stolperstein würdigt schwules NS-Opfer in Viersen

Heinrich Kamps starb im KZ Buchenwald

Berlin Stolperstein
Der deutsche Künstler Gunter Demnig bei der Verlegung eines Stolpersteins (Archivbild/Jürgen Wenke)

Erstmals wurde vergangene Woche ein Stolperstein zur Würdigung eines homosexuellen Mannes in Viersen am Niederrhein (Nordrhein-Westfalen) verlegt.

Gemeinsam verurteilt, am selben Ort ermordet: Der Färber Heinrich Kamps (*1902) lebte in Viersen am Niederrhein, der Hochofenarbeiter August Zgorzelski (*1904) wohnte in Duisburg. Mittlerweile wurden beide mit einem Stolperstein gewürdigt.

In der NS-Zeit wurden beide als Homosexuelle verfolgt und gemeinsam vom Duisburger Landgericht am 15. August 1941 verurteilt, weil sie sich in einem Duisburger Hotel gemeinsam zum Sex getroffen hatten. Kamps wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt: Zgorzelski wurde, weil ihm auch noch andere sexuelle Kontakte nachgewiesen wurden, zu zwei Jahren und sechs Monaten Gesamtgefängnisstrafe verurteilt.

Beide verbüssten die vollen Haftstrafen, beide kamen danach aber nicht mehr in Freiheit Denn sie galten aufgrund einschlägiger früherer Vorstrafen nach §175 für die Nazis als sogenannte «Berufsverbrecher». Heinrich Kamps wurde am 2. April 1943 in das KZ Buchenwald deportiert und dort bereits am 27. April ermordet. Angebliche Todesursache: linksseitige Lungenentzündung.


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Auch Zgorzelski wurde in das KZ Buchenwald deportiert und zwar am 1.10.1943. Er starb dort am 8. Januar 1944, angeblich an Magen- und Darmkatarrh. Die meisten Homosexuellen wurden in Buchenwald sofort bei Ankunft dem gefürchteten Arbeitskommando zugewiesen, dem Strafkommando im Steinbruch. Hier kamen unter den mörderischen Bedingungen eine hohe Zahl von Häftlingen zu Tode.

Die Ärzte in Buchenwald waren erfinderisch im Verschleiern der wahren Todesursachen: Auszehrung, Unterernährung, ansteckende Krankheiten aufgrund der mangelhaften hygienischen Verhältnisse, Schikanen, Folter, Zwangsarbeit, Inszenierung von Fluchtversuchen.

Für Heinrich Kamps wurde am vergangenen Donnerstag ein Stolperstein in Viersen verlegt – geplant war dies bereits im März (MANNSCHAFT berichtete): Es ist in dem Ort am Niederrhein der erste Stolperstein, der einen verfolgten Homosexuellen würdigt. Aufgrund der Corona-Beschränkungen fand die Verlegung ohne Publikum statt. Für August Zgorzelski wurde ein Stolperstein bereits im September 2018 in Duisburg verlegt (MANNSCHAFT berichtete).


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Die Initiative zu den Stolpersteinen und die Forschungen zu den Lebenswegen der beiden schwulen Männer stammen von Jürgen Wenke. Manchmal recherchiert Wenke über Jahre an einem Schicksal, bevor ein weiterer Stolperstein verlegt werden kann, der an die Verfolgung oder Vernichtung eines homosexuellen Mannes durch die Nazis erinnert (MANNSCHAFT berichtete).


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