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Sicheres Nachtleben – «Sensibilität für Awareness ist gross»

Im Moment ist es für Clubs eine Herausforderung, kostenfreie Schulungen umzusetzen

Foto: Pixabay

Wie kann das Nachtleben sicherer gestaltet werden – beispielsweise was sexistisches Verhalten und Diskriminierung betrifft? In der Szene steigt das Bewusstsein – aber es gibt auch noch Nachholbedarf.

Lange Schlangen, volle Clubs, enge Tanzflächen: Nach der Corona-Pause ist das Nachtleben auch in Hessen wieder in vollem Gange – zum Glück. Mitunter kann es aber auch Schattenseiten mit sich bringen. Etwa was Diskriminierung oder Grenzüberschreitungen betrifft. Bei den hessischen Clubbetreibern, in den Kommunen oder bei den Partygängern wächst teilweise das Bewusstsein.

«Awareness ist ein Thema, das sich schnell entwickelt, die Sensibilität dafür ist gross», sagt Victor Oswalt vom Netzwerk «Clubs am Main», in dem sich um die 15 Clubs aus dem Rhein-Main-Gebiet zusammengeschlossen haben. Konkrete Angaben zu Fallzahlen lägen aber nicht vor. Die Konzepte der Party- oder Clubbetreiber seien dabei ganz individuell. So gebe es geschulte Awareness-Beauftragte oder Codewörter, mit denen man sich an der Bar melden könne.

Das Tanzhaus West betont, keinerlei Form von sexuellem Missbrauch, übergriffigem oder sexistischem Verhalten, Diskriminierungen jeglicher Form, Rassismus, Antisemitismus, Homophobie oder andere Formen von Gewalt zu dulden. Wer sich belästigt fühle oder entsprechende Situationen beobachtet habe, könne sich jederzeit an das Personal wenden – auch anonym ausserhalb des Clubbetriebs. Zudem seien zwei Frauen als Ansprechpartnerinnen installiert worden, «die sich Zeit für Deine Geschichte nehmen».



2022 hat es mehrere LGBTIQ-feindliche Vorfälle in Frankfurt gegeben, besonders im queeren Ausgehviertel nahe der Konstablerwache


Sowohl die Stadt Wiesbaden als auch der nordhessische Kreis Landkreis Waldeck-Frankenberg beteiligen sich an der 2016 in Nordrhein-Westfalen initiierte Kampagne «Luisa ist hier!». Wenn sich Frauen beim Ausgehen belästigt, bedrängt oder bedroht fühlen, können sie sich mit der Frage «Ist Luisa hier?» beispielsweise an die Mitarbeitenden an der Bar wenden.

Die Frage fungiere als Code, um ohne weitere Erklärung Schutz und Hilfe zu erhalten, heisst es in Wiesbaden. Interessierte Betreiber*innen von Kneipen, Clubs oder Bars können sich beim dortigen Frauenreferat melden. «Alles was Geld kostet, übernimmt die Stadt», sagt die Frauenbeauftragte Saskia Veit-Prang. Aber: «Im Moment ist die Resonanz nicht euphorisch».


Nach Verzögerungen durch Corona, sei das Projekt dann 2022 in der Landeshauptstadt konkret auf den Weg gebracht worden. Von mehr als 80 Lokalitäten, deren Macher*innen angesprochen wurden, würden sich bislang nur 4 beteiligen. Die Stadt hat schätzungsweise bisher um die 6500 Euro ausgegeben, beispielsweise für die Lizenzierung, das Info-Material sowie die nötige Schulung des Gastro-Personals.


Zürcher Kampagne gegen LGBTIQ-feindliche Gewalt in den Clubs: Die Plakate blieben den ganzen Sommer über von Vandalismus verschont (MANNSCHAFT+)


In Waldeck-Frankenberg startete «Luisa ist hier!» im Jahr 2018. «Generell ist das Feedback positiv, aber es ist schwierig das Projekt tatsächlich in die Bars und Clubs zu tragen», erklärt auch die dortige Frauenbeauftragte Beate Friedrich. Im flächenmässig grössten Landkreis Hessens seien bisher fünf Locations dabei.

Bei der aktuellen Fluktuation des Personals sei es eine Herausforderung für die Clubs, die kostenfreien Schulungen umzusetzen. «Aber es reicht nicht, die Plakate aufzuhängen oder die Flyer in der Damentoilette auszulegen», sagt Friedrich. «Ich hoffe, wenn sich jetzt nach Corona alles wieder normalisiert und mehr Stammpersonal in der Gastro arbeitet, dass dann die Bereitschaft der Betreiber steigt.»

Ihre Kollegin Veit-Prang sieht noch einen weiteren Grund: So werde befürchtet, dass bei einer Teilnahme der Verdacht entstehe, dass die Bar oder der Club ein besonderes Problem mit Belästigungen habe. Dabei sei doch eher das Gegenteil der Fall und das Projekt könne als eine Art Gütesiegel gesehen werden.


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