Schwules Drama «Supernova» in Russland zensiert
Die Filmverleiher*innen hatten offenbar Angst, dass die Kinos den Film am Ende nicht zeigen würden
Berichten zufolge haben russische Filmverleiher*innen das schwule Drama «Supernova» mit Colin Firth und Stanley Firth zensiert.
Zuschauer*innen der zensierten Version in Russland sagten laut einem Bericht der Moscow Times, dass «mindestens eine Szene, in der die beiden Charaktere nach einem dramatischen Dialogversuchten, Sex zu haben» aus der Geschichte verschwunden sei. Viele hätten bestätigt, dass aus dem Kontext auch nach der Selbstzensur klar hervorgehe, dass die Charaktere ein Paar seien. Immerhin seien noch Küsse der beiden Männer zu sehen.
Der Filmkritiker Konstantin Kropotkin erklärte, er sei von World Pictures, dem russischen Verleih von Supernova, darüber informiert worden, dass der Film aus Angst davor zensiert worden sei, dass die Kinos ihn am Ende nicht zeigen würden und dass es bei der Premiere zu «Exzessen» kommen würde.
Kropotkin erklärte auf Telegram auch, dass es den Verleihfirmen «verboten ist, das Wort schwul in Bezug auf den Film zu verwenden – obwohl wir ausschliesslich über schwule Familien sprechen». Russland hatte 2013 ein landesweites Gesetz gegen «Homopropaganda» verabschiedet – es verbietet in Gegenwart von Kindern eine positive Darstellung von gleichgeschlechtlicher Liebe. Letztes Jahr war die russische LGBTIQ-Aktivistin Yulja Tsvetkova wegen «Homopropaganda» verurteilt worden (MANNSCHAFT berichtete).
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In dem Film sind der englische Pianist Sam (Firth) und der US-Schriftsteller Tusker (Tucci) seit 20 Jahren ein Paar. Doch inzwischen leidet Tusker an Demenz. Ein letztes Mal reisen sie mit ihrem Wohnmobil durch England, um Bekannte und Verwandte zu besuchen. Tuskers Krankheit schreitet derweil erbarmungslos voran, und er will die Kontrolle über sich selbst nicht komplett verlieren.
Firth wurde angesichts des Films in der Attitude gefragt, ob es richtig sei, als Hetero schwule Rollen zu spielen. «Ich habe keine endgültige Position dazu», antwortete er. «Das ist etwas, das ich sehr ernst nehme, und ich habe viel darüber nachgedacht, bevor ich die Rolle angenommen habe.» MANNSCHAFT hat den Film letztes Jahr auf dem Zurich Film Festival gesehen und hier besprochen. Ende Januar 2021 lief der Film in ausgewählten US-Kinos an.
In Russland war zuvor bereits «Rocketman» zensiert worden: So wurden intime Szenen zwischen Männern herausgeschnitten. Auch der Hinweis am Ende des Films fehlt, wonach Elton John die Liebe seines Lebens gefunden hat und mit dem Mann, den er liebt, Kinder hat (MANNSCHAFT berichtete).
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