Schwuler Iraner fürchtet Repressionen: Vorwürfe gegen Österreich
Das Aussenministerium weist die Kritik zurück
Ein in Österreich lebender schwuler Facharzt aus dem Iran befürchtet schwere Repressionen gegen sich und seine Familie.
Von Christian Höller
Homosexualität wird im Iran mit dem Tod bestraft. Immer wieder werden in der Islamischen Republik queere Menschen hingerichtet (MANNSCHAFT berichtete). Ein in Österreich lebender schwuler Facharzt aus dem Iran hat nun grosse Angst, dass er und seine Familie in seinem Heimatland schweren Repressionen ausgesetzt sind. Schuld daran sind die mangelnde Sensiblität sowie starre bürokratische Regeln des österreichischen Aussenministeriums und der ihr unterstellten österreichischen Botschaft in Teheran. Über den Vorfall berichtete jetzt die österreichische Wochenzeitung Falter.
Die Vorgeschichte: Der in Wien lebende iranische Facharzt hat in Österreich einen Mann kennengelernt. Beide sind mittlerweile verheiratet. Sie haben ein Haus in der Hauptstadt. Das schwule Paar wollte die im Iran lebenden Eltern des Arztes nach Österreich einladen. Die Eltern sind liberal eingestellt. Für die Reise nach Österreich brauchen sie ein Visum. Dieses wird nach einer strengen Prüfung erteilt. Dazu werden Details der Reise genau abgefragt. Das österreichische Aussenministerium und die ihr unterstellte österreichische Botschaft in Teheran haben die Visabwicklung jedoch an eine in Dubai ansässige Firma mit dem Namen «Visa Facilitation Services Global» (VFS) ausgelagert. Die Firma VFS hat dafür ein Büro in Teheran und beschäftigt dort iranische Mitarbeiter.
Das schwule Paar war sich der Gefahr bewusst: Schicken sie ihre Heiratsurkunde an VFS Global, erfahren die dortigen iranischen Mitarbeiter davon, dass der Facharzt homosexuell ist. Zwar müssen sich die Mitarbeiter*innen von VFS an die Geheimhaltung halten. Doch das schwule Paar befürchtet, dass die iranischen Mitarbeiter*innen von VFS bestimmte Informationen wie etwa die Homosexualität des Arztes gegen Bezahlung an den iranischen Geheimdienst weiterleiten könnten. Das schwule Paar schrieb daher an Österreichs Aussenminister Alexander Schallenberg. Die Männer ersuchten um ein Gespräch mit dem österreichischen Botschafter in Teheran. Dies wurde abgelehnt. Eine Ausnahme wurde nicht gewährt, die Abwicklung des Visums musste über die Firma VFS erfolgen.
Und dann geschah genau das, was die beiden schwulen Männer befürchteten: Die Eltern des iranischen Arztes wurden in ein Büro von VFS in Teheran eingeladen. Sie wurden dort in einem Grossraumbüro von iranischen VFS-Mitarbeitern zur Ehe ihres homosexuellen Sohnes befragt. Der iranische Facharzt spricht im Falter von einem «völligen Wahnsinn».
Er befürchtet Repressionen gegen seine Familie. Er hat auch Angst, wenn er demnächst in der iranischen Botschaft seinen iranischen Pass verlängern lassen möchte. Denn es sei schon vorgekommen, dass iranische Bürger*innen festgehalten und nur gegen eine hohe Kaution freigelassen wurden. Das österreichische Aussenministerium weist die Vorwürfe zurück. Das Ministerium versichert, dass VFS ein vertrauenswürdiges Unternehmen sei und sich zur Geheimhaltung verpflichtet habe.
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
Hass und Drohungen wegen Charlie Kirk: Dunja Hayali legt Pause ein
Nach einer Moderation zum Attentat auf Charlie Kirk bekam Dunja Hayali zahlreiche, auch lesbenfeindliche Hassnachrichten. Deshalb will sie sich «für ein paar Tage» zurückziehen.
Von Newsdesk Staff
News
Lesbisch
Gesellschaft
Film
Arte zeigt «Eismayer» – Liebe unter Soldaten im Bundesheer
Der gefürchtete Ausbilder beim österreichischen Bundesheer führte lange ein Doppelleben. Schwul war er nur heimlich. Als Vizeleutnant Eismayer den Rekruten Mario trifft, verändert sich alles.
Von Newsdesk Staff
Serie
Österreich
Kultur
Fokus
Coming-out
Wien
Ein Leuchtturm namens Magnus: Das neue Zentrum für sexuelle Gesundheit
Wien bekommt ab 2026 ein neues Zentrum für sexuelle Gesundheit: Magnus* Ambulatorium für sexuelle Gesundheit: ein einzigartiges Kompetenzzentrum für Prävention, Testung, Behandlung und Beratung.
Von Newsdesk Staff
Gesundheit
News
HIV, Aids & STI
Österreich
Buch
Warum verehrte eine lesbische Frau Adolf Hitler?
Wie kann sich eine lesbische Frau mit Hitler und den Nazis identifizieren? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine lesenswerte Biografie über Stephanie Hollenstein, Hitlers queere Künstlerin.
Von Christian Höller
Lesbisch
Geschichte
Österreich
Kultur