Richard Dawkins verliert wegen eines transphoben Tweets seinen Titel als «Humanist des Jahres». Weshalb man den berühmten Evolutionsbiologen nicht gleich «canceln» sollte, schreibt Silvan Hess in seinem Samstagskommentar.*
Es tut immer weh, wenn ein Mensch, den man aufrichtig bewundert, mal so richtigen Bockmist von sich gibt. Vor allem, wenn er es eigentlich besser wissen sollte. Richard Dawkins: Evolutionsbiologe, bekanntester Verfechter des «Neuen Atheismus», Oxford-Professor und gemäss Prospect-Magazin seit 2013 «der wichtigste Denker der Welt». Ein Mann, der wissenschaftliche Texte in Poesie verwandelt und mit bewundernswerter Geduld und rhetorischem Geschick mit starrsinnigen Kreationist*innen debattiert. Ein Meister der langen Form, der auf Twitter mit wenigen Zeichen viele seiner Fans irritiert und enttäuscht hat.